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Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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selbst die falsche Quan Li hatte wie ein echter Mensch gewirkt. Martine jedoch schien eine völlig unpersönliche Standardvorgabe bekommen zu haben.
    »Ich hab bloß schlecht geträumt. Von Stephen.« Renie befingerte den sich merkwürdig anfühlenden Boden. »Vielleicht war’s eine Mahnung, wie wenig ich bisher für ihn getan hab. Aber es war auf jeden Fall ein seltsamer Traum. Ich hatte schon ein paar von der Art. Es ist schwer zu erklären, aber mir ist jedesmal, als … als wäre ich wirklich dort, wo sie spielen.«
    Martine nickte langsam. »Ich glaube, ich habe ähnliche Träume, seit wir in diesem Netzwerk sind. In manchen habe ich das Gefühl, Dinge zu sehen, die ich erst seit der Zeit kenne, als ich schon mein Augenlicht verloren hatte. Vielleicht hängt das mit unseren veränderten Sinneseingaben zusammen, vielleicht läßt es sich überhaupt nicht so recht erklären. Dies hier ähnelt in vieler Hinsicht Huxleys schöner neuer Welt, Renie. Sehr wenige Menschen haben jemals derart realistische Wahrnehmungen von etwas eigentlich Irrealem gehabt – jedenfalls sehr wenige, die nicht vollkommen wahnsinnig waren.«
    Renies Grinsen war gequält. »Das heißt, wir haben alle mehr oder weniger einen anhaltenden schizophrenen Schub.«
    »In gewisser Weise ja«, sagte Martine nachdenklich. »Eine Erfahrung, die gewöhnlich Verrückten vorbehalten ist … oder Propheten.«
    Wie !Xabbu , hätte Renie beinahe hinzugefügt, aber sie war sich nicht sicher, was sie damit meinte. Sie blickte zu ihren übrigen Gefährten hinüber, besonders zu !Xabbu , der sich so zusammengekugelt hatte, daß sein schlanker Schwanz direkt vor seiner Schnauze lag. Nach seinem eigenen Selbstverständnis war der Buschmann so wenig ein Mystiker, wie er ein theoretischer Physiker oder ein Philosoph war: Er wandte einfach die Gesetze des Universums an, wie sein Volk sie verstand.
    Warum auch nicht? mußte Renie zugeben. Wer kann schon sicher sagen, daß sie sich irren und wir recht haben?
    Das Schweigen zog sich eine Minute hin, dann noch eine. Obwohl die Seltsamkeit des Traumes ihr noch innerlich nachhing, vor allem das Grauen ganz am Schluß, verspürte sie auch eine Art Frieden. »Dieser komische Ort, an dem wir hier gelandet sind«, sagte sie schließlich, »was stellt er deiner Meinung nach eigentlich dar?«
    Martine runzelte die Stirn und überlegte. »Du meinst, ob es so ist, wie es zu sein scheint – daß die Gralsleute hier noch nicht fertig sind? Ich weiß es nicht. Es scheint die naheliegendste Erklärung zu sein, aber bestimmte … Empfindungen, die ich hier habe, Eindrücke, die ich nicht beschreiben kann, stimmen mich nachdenklich.«
    »Zum Beispiel?«
    »Wie gesagt, ich kann sie nicht beschreiben. Aber was dieser Ort auch darstellen mag, er ist auf jeden Fall der erste seiner Art, an dem ich je gewesen bin, so daß meine Spekulationen kein großes Gewicht haben. Es könnte sein, daß wegen des Systems, das die Gralsbruderschaft benutzt, jeder unfertige Ort derartige …«, abermals runzelte sie die Stirn, »… derartige … Anzeichen von Lebendigkeit abgibt wie dieser hier.« Bevor Renie sie bitten konnte, das näher zu erläutern, erhob sich Martine. »Ich würde dein freundliches Angebot gern annehmen, Renie, wenn es noch gilt. Die letzten paar Tage waren unglaublich hart, und ich stelle fest, daß ich viel erschöpfter bin, als ich dachte. Was immer es mit diesem Ort auf sich hat, wenigstens können wir uns hier ausruhen.«
    »Selbstverständlich, schlaf ein wenig. Uns steht noch eine ganze Menge bevor – es sind einige Entscheidungen zu treffen.«
    »Dabei mußten wir schon soviel reden, um uns nur unsere Schicksale mitzuteilen.« Martine lächelte müde. »Ich bin sicher, Florimel und T4b waren nicht sehr unglücklich darüber, daß wir für ihre Lebensgeschichten keine Zeit mehr fanden.«
    »Bestimmt. Aber die kommen heute dran, ob es ihnen paßt oder nicht.« Renie merkte, daß sie mit den Fingern einen kleinen Graben in den seifigen Untergrund gekratzt hatte. Ihr Traum fiel ihr wieder ein, und sie erschauerte und scharrte ihn wieder zu. »Sie werden reden müssen. Ich werde keine solche Geheimnistuerei mehr hinnehmen. Die könnte schuld an Williams Tod gewesen sein.«
    »Ich weiß, Renie. Aber sei nicht zu scharf. Wir sind Bundesgenossen, die in einer feindlichen Umgebung in der Falle sitzen, und müssen aufeinander Rücksicht nehmen.«
    Sie unterdrückte ein leises Aufflackern von Ungeduld. »Ja, natürlich. Aber um so

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