Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
sich nicht sicher sind, daß es richtig funktioniert, und sie wollen mich dabeihaben, weil ich der einzige bin, der die technischen Probleme lösen kann, falls doch etwas schiefgeht.«
    Yacoubian hatte die Fäuste geballt. »Und … und wir andern sind bloß sowas wie … wie Versuchskaninchen? Kanarienvögel in irgendeinem scheiß Bergwerksschacht?«
    »Du nicht, Daniel.« Wells lächelte milde. »Ich hab ihm erklärt, du müßtest bei allem dabeisein, was ich mache.«
    »Du … oh.« Der General wußte nicht so recht, was er sagen sollte. »Ich … das … vielen Dank, Bob. Aber kapieren tu ich’s immer noch nicht.«
    »Ich auch nicht, und daß dies alles auf die letzte Minute passiert, gibt mir ein etwas mulmiges Gefühl. Wie wär’s, wenn wir ein paar Anrufe machen? Sei so gut und hör einfach zu – ich schalte dich nicht mit ins Bild.«
     
    In krassem Gegensatz zu Wells unterhielt Ymona Dedoblanco, zu fünfundvierzig Prozent Besitzerin von Krittapong Electronics und damit eine der reichsten Personen der Erde, einen öffentlichen Sim, der grob irreführend war. In ihm hatte sie ihre äußere Erscheinung zu ihrer Zeit als Miß-Welt-Kandidatin verewigt – eine Begebenheit aus grauer Vorzeit, die für niemand anders eine Bedeutung hatte als für Dedoblanco selbst.
    Die frühere Miß Philippinen schob sich ihre glänzenden schwarzen Haare aus dem Gesicht. »Was willst du? Ich hab grad schrecklich viel zu tun. Es gibt jede Menge rechtliche Dinge zu regeln …« Sie funkelte ihn an. »Nun?«
    »Die Freude ist ganz meinerseits«, sagte Wells mit einem bezaubernden Lächeln. »Ich wollte nur hören, ob du noch irgendwelche letzten Fragen hast.«
    »Fragen?« Es war nicht schwer, das Gesicht der Löwengöttin zu sehen, das Jongleur für sie geschaffen hatte, als sie jetzt verärgert den Kopf schüttelte. »Ich warte seit zwanzig Jahren auf diesen Augenblick. Ich hab meine sämtlichen Fragen gestellt. Meine Anwälte und … Technikleute, oder wie man die nennt, haben alles genau geprüft.«
    »Machst du dir irgendwelche Sorgen? Es ist für uns alle ein großer Schritt.«
    »Sorgen? So etwas überlasse ich Zwergen und Angsthasen. Ist das alles, was du wissen wolltest?«
    »Ich denke schon. Dann sehen wir uns also bei der Zeremonie.«
    Sie vergeudete keine Zeit mit langen Abschiedsfloskeln, sondern brach die Verbindung so jäh ab, daß Yacoubian beinahe die transozeanische Stille hören konnte, bis Wells die nächste Nummer wählte.
    Edouard Ambodulu war zwar sichtlich geschmeichelt, daß Wells sich nach ihm erkundigte, aber hatte nichts von Belang mitzuteilen. Der afrikanische Präsident auf Lebenszeit war mit seinen eigenen Vorbereitungsmaßnahmen beschäftigt, viele von einer Art, daß diverse Menschenrechtsgruppen Sonderanträge an die Vereinten Nationen gestellt hatten, die jedoch von UNCov-Bürokraten mit einem sicheren Auge für hoffnungslose Fälle allesamt geflissentlich ans hinterste Ende des Tagungskalenders gerückt worden waren. Und auch weder Ferenczi noch Nabilsi noch sonst jemand aus dem inneren Kreis der Gralsbruderschaft hatte irgendwelche neuen Probleme, wenigstens keine, die Wells mit seinem dezenten Nachhorchen aus ihnen herausholen konnte. Von all diesen geschäftigen Autokraten schien nur Ricardo Klement den Anruf nicht als Störung zu empfinden.
    Der lateinamerikanische Geschäftsmann – ein Euphemismus, der selbst den hartgesottensten Absolventen des Harvardschen MBA-Studiums empört hätte – war anfangs ein wenig zurückhaltend, vielleicht weil Robert Wells allgemein als Gegner von Jongleur bekannt war. Klement war von Anfang an als hundertprozentiger Jongleuranhänger aufgetreten und auf dem Weg dieser Anhängerschaft in immer peinlichere Niederungen abgesunken, in eklige Schleimerei und unterwürfige Zustimmung zu allem, was der Alte Mann vorschlug. Der unsichtbar zuschauende Yacoubian war wider Willen beeindruckt, wie Wells den anderen Mann mit harmlosem Geplauder auflockerte und geschickt davon überzeugte, daß dies kein Versuch in letzter Minute war, ein Komplott gegen Klements geliebten Herrn und Meister zu schmieden.
    »Nein, ich wollte nur nachhören, ob jemand noch irgendwelche Fragen hat«, sagte Wells. »Wir hatten unsere Differenzen, du und ich, das will ich gar nicht leugnen, aber letzten Endes sitzen wir alle im selben Boot. Wir werden gemeinsam siegen oder verlieren.«
    »Wir werden siegen«, erklärte Klement leidenschaftlich. Eigenartigerweise war der Argentinier von allen

Weitere Kostenlose Bücher