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Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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ihre schwere Lanze und den Schild.
    Schade, daß ich nie eine Kampfkunst geübt hab oder sowas, dachte sie traurig, während sie zu dritt mit den anderen Männern auf die hinter dem Tor bereitstehende Masse zutappten. Statt als Nichtschwimmerin gleich ins Wasser springen zu müssen.
    !Xabbu streckte die Hand aus und drückte sie unter dem Schulterschutz am Arm. Auf ihrer anderen Seite trabte T4b, dessen goldener Panzer noch unter dem Mantel verborgen war, und bewegte die Lippen, als würde er beten.
    Hektor stand hoch aufgerichtet neben dem Tor, ein lebendes Monument. Seine Lanze war dreimal so lang wie er, aber er schwenkte sie so leicht, als wäre sie eine dünne Angelrute.
    »Trojaner, Dardaner, all ihr Verbündeten, jetzt ist es soweit!« schrie er. »Auf, schlagen wir die Griechen in die Flucht! Auf, stecken wir ihre schwarzen Schiffe in Brand! Jede einzelne unserer zerstörten Städte, jede einzelne unserer versklavten und geschändeten Frauen und Töchter wollen wir rächen! Möge jeder Mann dem Tod kühn ins Auge blicken, daß die Götter selbst über den Heldenmut Trojas weinen!«
    Da erhoben die versammelten Truppen, von denen vorher nur ein dumpfes Murmeln zu hören gewesen war, ein tierisches Gebrüll, und im selben Moment lugte der feine Rand der aufgehenden Sonne über die östlichen Berge und verbreiterte sich alsbald zu einem lodernden, gleißenden Halbrund.
    Die mächtigen Angeln kreischten wie Raubvögel, als das Skäische Tor sich öffnete. Dann stürmte das trojanische Heer auf die Ebene hinaus.

Vier
Sonnenuntergang auf den Mauern
    »Du hast mir den Osten genommen, du hast mir den Westen genommen, du hast genommen, was vor mir und was hinter mir ist; du hast mir den Mond, du hast mir die Sonne genommen, und meine Furcht ist groß, daß du mir Gott genommen hast.«
     
    Klage des irischen Mädchens, gesammelt von W.B. Yeats

Kapitel
Unterwegs nach Hause
    NETFEED/NACHRICHTEN:
    »Sklavenarbeitslager« in Arizona?
    (Bild: marschierende Jugendliche unterwegs zum Arbeitseinsatz auf dem Truth and Honor Rancho)
    Off-Stimme: Bürgerrechtsgruppen prangern ein vom Staat Arizona verabschiedetes Gesetz an, das die rechtliche Handhabe dazu gibt, die meisten minderjährigen Straffälligen des Staates in »Jugenddienstanstalten« einzuweisen, die nach Meinung der Bürgerrechtler nichts anderes darstellen als Sklavenarbeitslager.
    (Bild: Anastasia Pelham von Rightswatch vor dem Parlamentsgebäude)
    Pelham: »Wir haben das schon in Texas erlebt, und es ist grauenhaft. Im texanischen Strafvollzug sind in einem Jahr zwanzig Kinder an Erschöpfung und Hitzschlag gestorben. Das ist institutionalisierter Mord.«
    (Bild: Senator Eldridge Baskette aus Arizona)
    Baskette: »Ja, ich hab den Quatsch gehört, Auschwitz und dieser ganze Blödsinn. Tatsache ist, wir haben riesige Anstalten, die randvoll mit jugendlichen Straftätern sind, viele von der übelsten, gewalttätigsten Sorte, und wir geben Millionen für ihren Unterhalt aus. Was wir ihnen sagen, ist schlicht dies: ’Du willst einen Urlaub auf Staatskosten? Na schön, dann wirst du dafür arbeiten müssen.’ Nur fair, wenn du mich fragst.«
     
     
    > Als Fredericks wieder hereinkam, quälte Orlando sich gerade damit ab, sich auf seinem rohen Bett aufrecht hinzusetzen. Die Sonne war gesunken, und die Glut in dem Kohlenbecken war das einzige, was in der Hütte Licht gab, so daß Orlando sich nahe heranbeugen mußte, um zu erkennen, was er erkennen wollte.
    »Was machst du da?«
    »Ich versuch … bloß …« Er war von der Anstrengung schon völlig erschöpft, aber er gab nicht auf. Es gelang Orlando, das Umkippen zu verhindern, dann machte er sich an das schwierige Werk, sein Bein einzuknicken, damit er den Fuß betrachten konnte. »Ich versuch bloß, meine Fersen anzugucken.«
    »Du meinst, deine Füße? Im Scännen bist du Weltmeister, Gardiner, soviel steht fest.«
    »Wenn ich Achilles bin, dann muß irgendwas mit meiner Ferse nicht in Ordnung sein. Hast du den Ausdruck noch nie gehört? Machst du nach der Schule eigentlich gar nichts anderes, als rumzuhängen und drauf zu warten, daß du zu ’ner Party im Palast der Schatten eingeladen wirst?«
    »Block dich.« Fredericks klang nicht so überzeugend, wie es ihr lieb gewesen wäre. »Und wieso soll mit deiner Ferse was nicht in Ordnung sein?«
    »An der Stelle wurde Achilles getötet – so steht’s in den alten Geschichten. Ich weiß nicht wie, ich weiß nur, daß es so war.«
    »Dann zieh dir Schuhe an. Hör

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