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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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auf dem Berggipfel gesehen – ja, daran erinnert ihr euch! Das sehe ich euch an. Ich weiß, daß ihr dieselben Leute seid, denen ich von Troja gefolgt bin.«
    Sam war ratlos. Drohte ihnen Gefahr? Mußte sie !Xabbus Warnungen jetzt doch in den Wind schlagen? Sie blickte von dem gespannten Gesicht des Buschmanns zu Jongleur, dessen Miene völlig unergründlich war. »Aber … aber warum bist du uns gefolgt? Angenommen wir wären die Leute, für die du uns hältst, heißt das.«
    »Weil ihr mit Ionas zusammen wart. Mir war klar, daß er sich mir nicht ganz offenbart hatte, und als ich sah, wie er euch und die andern durch die brennende Stadt in einen Tempel führte, wußte ich, daß er auf der Suche nach einem Gateway war. Vergeßt nicht, daß Azador dieses ganze Netzwerk durchstreift hat. Überall gejagt von der Gralsbruderschaft! Es gibt Stimmen, die meinen, daß ich der tapferste Mann in all diesen Welten bin.« Er breitete mit gespielter Bescheidenheit die Hände aus. »Ich selbst würde so etwas niemals von mir behaupten.«
    Sein kindisches Gehabe dämpfte ihre Befürchtungen, aber das konnte natürlich beabsichtigt sein, sagte sie sich. Herrje, diese ganze Geschichte scännt megamäßig. Es ist, als ob man Kindergeburtstagsspiele in einem stockdunklen Zimmer macht, monatelang, aber wer verliert, wird leider umgebracht.
    »Und wieso hast du diesen … Ionas verfolgt?« fragte !Xabbu .
    »Weil er mein Freund ist. Ich wußte, daß er in dieser trojanischen Welt in Schwierigkeiten geraten würde, schließlich hatte er nicht meine reiche Erfahrung, meine Kenntnisse. Ich wollte ihm helfen, ihn … beschützen.«
    !Xabbu achtete darauf, sich seinen Zweifel nicht anmerken zu lassen. Sam räusperte sich. »Du bist also … diesen Leuten in … einen Tempel gefolgt?«
    Azador lachte. »Du möchtest weiter mit mir Katz und Maus spielen, junge Frau? Wie du willst, ich habe nichts zu verbergen. Ja, ich bin Ionas und … seinen Freunden in den Tempel gefolgt. Durch den ganzen Irrgang – ich konnte sie die ganze Zeit vor mir hören. Dann blieben sie stehen. Ich blieb auch stehen und hielt mich hinter ihnen im Gang versteckt, während sie heftig stritten. Es war ein langes Hin und Her, und ich dachte schon, das Gateway wäre funktionsunfähig, sie würden alle umkehren, und ich müßte ihnen wieder nach draußen in die Stadt folgen, wo die Leute wie Tiere niedergemetzelt wurden. Aber dann ging das Gateway doch auf, und unter großem Schreien und weiterem Streiten gingen alle hindurch. Ich wartete so lange wie möglich, aber ich hatte Angst, der Durchgang würde sich wieder schließen, und so sprang ich hinterher.«
    »Aber wenn Ionas dein Freund war, wieso wolltest du dann nicht gesehen werden?«
    Ein ärgerliches Zucken huschte über Azadors Gesicht. »Weil ich die Leute nicht kannte, mit denen er zusammen war. Ich habe viele Feinde.«
    »Okay«, sagte Sam. »Du bist also mit durch. Und dann?«
    »Dann war ich auf einmal an einem höchst merkwürdigen Ort, dem merkwürdigsten überhaupt bisher. Vor mir am Berg hörte ich Stimmen, und so wartete ich ab, bis sie sich in Bewegung setzten. Dann schlich ich ganz vorsichtig, ganz leise hinterher. Ihr … oder sollte ich sagen, Ionas’ Freunde …?« Er lächelte auf eine Art, die er bestimmt, dachte Sam, für außerordentlich gewinnend hielt. »Die Leute vor mir also, sie gingen sehr langsam. Doch ich folgte ihnen geduldig, ließ ihnen allerdings einen großen Vorsprung. Als ich den Gipfel erreichte, waren sie weit vor mir. Ich sah den Riesen dort liegen.« Bei der Erinnerung wirkte er ehrlich konsterniert. »Was für ein Schauspiel! In allen diesen Welten habe ich nichts Vergleichbares gesehen. Und ganz in der Nähe von ihm erblickte ich Ionas und die andern. Doch als ich weiterging … geschah etwas.« Er schloß die Augen, überlegte. »Alles zerbrach, als ob jemand ein Fenster eingeworfen hätte, und die Splitter flogen in alle Richtungen.«
    Neben ihr gab es eine ruckartige Bewegung: Jongleur hatte sich kerzengerade hingesetzt. Aus dem Augenwinkel sah Sam die Anspannung in der Haltung des alten Mannes. Was in diesem ganzen Wust von Abstrusitäten erschien ihm auf einmal so besonders bemerkenswert? »Alles zerbrach«, half sie Azador auf die Sprünge.
    »An das, was dann kam, kann ich mich kaum mehr erinnern«, sagte dieser. »Ich stürzte. Ich glaube, ich schlug mit dem Kopf irgendwo an.« Er rieb sich den Hinterkopf. »Als ich wieder wach wurde, war der Berg fort, und ich war

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