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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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was, kannste nullen. Einen armen Hund hier den ganzen Tag einsperren, während du auf der Arbeit bist? Dagegen gibt’s Gesetze.
    Es war eine volle, wenn auch langweilige Woche gewesen, die sie hauptsächlich mit unerledigtem Papierkram verbracht hatte – ein wunderbar antiquierter Ausdruck, dem ein Flair von alten Büroräumen und staubigen Aktenordnern anhaftete. Das Aus für Merapanui hatte bedeutet, daß sie und Stan zu einer Reihe anderer anstehender Fälle zurückgekehrt waren, größtenteils tristes Herumgerenne, um verstockte oder sich dumm stellende Zeugen wegen irgendwelcher Messerstechereien zu verhören oder Nachbarn über die letzten belastenden Einzelheiten häuslicher Zwistigkeiten auszuquetschen, die urplötzlich einen tödlichen Ausgang genommen hatten. Was war es, das sie an dem Fall Merapanui so fasziniert hatte? Der höllische Schwefelgeruch, der über allen Erinnerungen an John Dread zu hängen schien? Oder die Hoffnungslosigkeit von Polly Merapanui, die im Tod genauso unbeachtet blieb, wie sie es im Leben gewesen war, und mit der Engelsgeduld der ewig Untergebutterten darauf wartete, daß irgend jemand Licht in ihre brutale Ermordung brachte?
    Es ist aus, Skouros, sagte sie sich. Du hast deine Chance gehabt. Es hat nicht hingehauen. Jetzt darfst du wieder schmutzige Wäsche waschen. So geht’s im Leben.
    Sie zog den Gürtel ihres aufgegangenen Morgenmantels fester und fing an, Tassen und Löffel zusammenzusuchen.
     
    Die Nachricht war am späten Freitagnachmittag an ihre Dienstadresse gegangen. Sie war von Kell Herlihy aus dem Archiv, und das aufdringliche Blinken erinnerte sie daran, wie müde sie gestern gegen Feierabend gewesen war, so müde, daß ihr selbst ein Blick in die Post wie eine grausame Zumutung erschienen war, und an ihr kleines, süßes Triumphgefühl, als sie sich dagegen entschieden hatte.
    Das kann warten, sagte sie sich jetzt. Wahrscheinlich das Zeug über diesen Dingsbums, den Typ, der den Maxie Club abgefackelt hat. Aber worauf sollte sie ihre Aufmerksamkeit sonst richten als auf die letzte Frühstückswaffel?
    Fünfzehn Sekunden, nachdem sie die Nachricht geöffnet hatte, war sie in der zentralen Datenbank, um Kell Herlihys Privatnummer ausfindig zu machen.
    Als sie schließlich anrief und durchkam, blieb der Bildschirm dunkel. Sie hörte zwei oder drei Kinder im Hintergrund streiten, dazu einen lauten Sportbericht, der nach Australian Football klang. »Hallo?« sagte eine Frau.
    »Kell? Hier ist Calliope Skouros. Tut mir leid, wenn ich dich störe. Ich habe grade deine Nachricht erhalten.«
    Das Bild ging an. Herlihy aus dem Archiv sah aus, als dürfte sie sich an der Familienversion von Calliopes Samstagmorgenchaos erfreuen. Immerhin, mußte sie zu ihrem Verdruß feststellen, hatte die Frau mit Kindern es geschafft, sich anzuziehen.
    »Ja?« Herlihy wirkte ein wenig tranig. Beim Anblick der drei Mädchen hinter ihr, die anscheinend daran arbeiteten, einer Katze Babysachen anzuziehen, nahm Calliope an ihrer Vorstellung von den Vorzügen geselligen Zusammenlebens ein paar kleine Korrekturen vor.
    »Entschuldige vieltausendmal, Kell, aber ich mußte dem einfach nachgehen. Du sagtest, du hättest irgendwas über John Wulgaru?«
    »Mach halblang, Skouros, es ist Wochenende. Machst du nie was anderes als arbeiten? Außerdem dachte ich, Merapanui wäre zu den Akten gewandert.«
    »Das war nicht meine Entscheidung. Sag mir einfach, was du hast.«
    Kell Herlihy gab einen gereizten Ton von sich. »Kopfschmerzen. Herrje, was war es nochmal? Es war auch nicht John Wulgaru, es war einfach ›Wulgaru‹. Eine Suche. Ich hatte das automatische Überwachungsdings für dich laufen.« Stirnrunzelnd verließ sie kurz den Bildschirm, um die Katze zu retten und ihre Töchter aus dem Zimmer zu schicken, die dreistimmig Protest erhoben, bevor sie schließlich abzogen. »Falls du jemals die Freuden der Mutterschaft vermißt, bist du herzlich eingeladen, bei mir zu babysitten.«
    Calliope rang sich ein Lachen ab. »Sehr verlockend, Kell. Also, was soll das heißen, ›einfach Wulgaru‹?«
    »Genau das. Es war eine Wortsuche. Jemand wollte wissen, was es bedeutet. Ich dachte, es würde dich interessieren, zumal das unser einziger aktiver Treffer ist, seit ich die Überwachung gestartet habe.«
    »Eine Wortsuche?« Calliopes Aufregung flaute ein wenig ab. »Wo war sie her?«
    »Von einer Universität, irgendwas völlig Abseitiges. Helsinki, glaube ich. Das ist in Finnland, nicht wahr?«
    »Ist

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