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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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mir weiterhelfen kann.«
    »Am Wochenende? Es ist ein abgeschlossener Fall, Skouros. Finito. Basta. Wenn jemand seine Zeit für dich verschwenden soll, warum läßt du den armen Kerl nicht wenigstens bis Montag in Frieden?«
    »Weil ich es wissen will. Am Montag geht die ganze übliche Scheiße wieder los, und die arme kleine Polly Merapanui rückt in immer weitere Fernen.« Sie probierte es mit einer anderen Tour. »Ganz zu schweigen davon, daß ich am Montag Dienstzeit für einen, wie du so richtig bemerkst, abgeschlossenen Fall opfern müßte. Im Moment kostet er mich nur meine private.«
    »Und meine.« Dennoch hielt Stan eine Weile den Mund und dachte nach. »Ehrlich, mir fällt absolut niemand ein, niemand, den ich am Wochenende erreichen könnte.« Einer seiner Neffen sagte etwas, das Calliope nicht verstand. »Das soll ein Witz sein, oder?« fragte Stan.
    »Keineswegs«, erwiderte Calliope beleidigt.
    »Nein, ich rede mit Kendrick. Er sagt, er hat einen Freund, der dir helfen kann.«
    »Einen Freund … das heißt, jemand in seinem Alter?«
    »Jo. Ich glaube kaum, daß du sehr wählerisch sein kannst, Skouros.« Stan grinste. »Nicht, wenn du einen suchst, der für dich Wochenendarbeit macht.«
    Calliope sank ein wenig in ihrem Sessel zusammen. »Scheiße. Okay, gib mir Kendrick.«
     
    Sie hatte das Gefühl, daß zehn Minuten vergangen waren, seit die ältere Schwester von Kendricks Freund losgegangen war, um ihn zu finden. Der schmächtige Junge, der auf Calliopes Wandbildschirm erschien, kaum ein Teenager, hatte ein dunkles, rundes Gesicht, gekrönt von einem mächtigen schwarzen Lockenschopf, den er weiß gesprayt hatte, so daß er wie ein mutierter Löwenzahn aussah.
    »Du bist die Frau von der Polizei?« Kendrick hatte ihn also schon vorgewarnt, wie es schien.
    »Ja, ich bin Detective Skouros. Und du bist Gerry Two Iron, stimmt’s?«
    »Tick.«
    Sie stockte, weil sie nicht recht wußte, wie man mit einem Teenager umgeht, der nicht eines Verbrechens bezichtigt wurde. Das war ein Metier, in dem sie nicht viel Erfahrung hatte. »Tja … he, Two Iron ist ein echt ungewöhnlicher Name. Von welchem Stamm kommt der?«
    Er blickte amüsiert. »Golf.«
    »Wie bitte?«
    »Mein Vater ist der Vize im Trial Bay Golfclub, Nummer zwei quasi. Alle Leute nennen ihn so, und irgendwann haben die Jungs in der Schule angefangen, mich auch so zu nennen. In Wirklichkeit heißen wir Baker.«
    »Aha.« Als was hast du dich vor einer Weile so treffend bezeichnet, Skouros? Als Idiot, war es nicht so? »Äh, hm, hat Kendrick dir gesagt, worum es geht?«
    Er nickte. »Du willst wissen, woher ein bestimmter Suchbefehl kommt, ob die Adresse echt ist oder geduppt, irgendwie.«
    »Genau. Ich schick dir schnell mal die Angaben, die ich habe – die Frau, die mir das besorgt hat, meint, der ganze Trackback war mit dabei.«
    Gerry Two Iron studierte bereits den Unterrand seines Bildschirms. »Keine Bange. Sieht einfach aus.«
    »Bist du sicher… bist du sicher, daß das klargeht? Deine Eltern haben nichts dagegen? Soll ich vielleicht mal mit ihnen reden?«
    »Nö. Mama ist übers Wochenende sowieso bei ihrem Freund in Penrith. Und meine Hausaufgaben hab ich eh schon gestern abend gemacht, deshalb wär ich heut nachmittag sonst bloß in No Face Five oder in Mittland. Das Wetter blockt auch – ich hab Asthma, tick? Wenn ich das für dich rauskriege, kann ich dann sowas wie’n offizieller Polizeihelfer werden, irgendwie?«
    »Tja … äh, mal sehen.«
    »Chizz. Ich meld mich, wenn ich’s hab. Ex und.« Das Bild verschwand, und Calliope blieb mit dem Gefühl zurück, durch eine Maschine gelaufen zu sein, deren einziger Zweck es war, daß sie sich alt und dämlich vorkam.
     
     
    > Der Serviceaufzug fuhr nicht über den fünfundvierzigsten Stock hinaus.
    Von hier ist kein Durchkommen, dachte Olga. Wer hat das nochmal gesagt? Is ist irgendein Witz, eine Bemerkung aus einem alten Film oder sowas. Ja, ein Witz. Aus einer Zeit, wo es noch was zu lachen gab. Sie atmete tief ein, um ihr jagendes Herz zu beruhigen, und drückte dann die Etage.
    Als der Aufzug in »45 – Wachzentrale« anhielt und aufzischte, befürchtete Olga Pirofsky halb, in irgendeinen abgedichteten Durchgang geschleust und mit grellweißen Scheinwerfern angestrahlt zu werden wie bei einem Polizeiverhör in einem alten Netzkrimi. Um so mehr staunte sie über die kleine Grotte vor der Fahrstuhltür, die verdeckten Lichter an den dunklen Wänden, den leise plätschernden

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