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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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bei diesem ganzen Kram einfach nicht durch. Es muß doch bei euch auf der Militärbasis jemand geben, der das für dich hinkriegen könnte, Sorensen.«
    Nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen ging es Michael Sorensen nicht besser als Ramsey. »Wie stellst du dir das vor? Wir sind auf der Flucht, verdammt nochmal, und auch wenn wir im Moment vielleicht gar nicht gesucht werden, dürfen wir es nicht drauf ankommen lassen. Und wir wissen nicht, wie ausgedehnt Yacoubians privates Kontaktnetz auf dem Stützpunkt ist. Ich kenne einen Knaben in meinem eigenen Büro, dem ich nicht über den Weg trauen würde, um nur ein Beispiel zu nennen. Und da soll ich anrufen und jemanden bitten, für mich auszutüfteln, wie wir den Kontakt zu unserer Spionin bei der J Corporation wiederherstellen?«
    »Und der eine da, der uns kürzlich geholfen hatte, dein Freund Parkins? Wie wär’s mit dem?«
    Sorensen lachte bitter. »Ron versteht von solchem Informationsgear ungefähr soviel wie ich von Ballett. Außerdem hat er deutlich erklärt, daß er nicht in die Sache reingezogen werden will.«
    »Herrje, da kann sich niemand raushalten!« Ramsey stellte das Pad hin und ging ins Bad, um sich das Gesicht zu waschen, wobei er es vermied, Sellars und den Jungen anzuschauen, die nebeneinander auf dem Bett lagen wie Opfer einer Katastrophe, die noch identifiziert werden mußten. Er fühlte, wie die Zeit ihm zwischen den Fingern zerrann; am liebsten hätte er zugepackt und sie festgehalten. Sellars’ Stimme in der Leitung, die düstere Bemerkung über das Ende des Netzwerks, hatte Ramsey infiziert wie ein Virus.
    »Hör zu, wir sind derzeit beide nicht zu viel nutze«, sagte Sorensen, als Ramsey mit triefendem Gesicht ins Zimmer zurückkehrte. »Ich hab da drüben eine ziemlich aufgebrachte Frau sitzen, und mein Töchterlein vergeht fast vor Angst. Ich muß damit rechnen, daß Kaylene jeden Moment aus der Tür rennt und zum nächsten Polizeirevier fährt. Ich geh jetzt wieder nach nebenan und kümmer mich ein bißchen um die beiden. Wenn dir irgendwas einfällt, sag Bescheid.«
    Ramsey winkte ab. »Ja, geh nur. Sag ihnen … sag ihnen, es tut mir leid.«
    »Es ist nicht deine Schuld.« Der Versuch eines Lächelns mißlang. »Meine zwar auch nicht, aber ich glaube kaum, daß ich Kay im Augenblick davon überzeugen kann.«
    Als der Major die Verbindungstür geschlossen hatte, trat Catur Ramsey an die Minibar und nahm sich eine winzige Flasche Whiskey heraus. Er ging damit ins Bad, wobei er diesmal die Augen zumachte, als er an der Schlafzimmertür vorbeikam, goß den Inhalt in ein Trinkglas und füllte es bis zur Hälfte mit Wasser auf. Damit ließ er sich im Hauptraum in einem Sessel nieder. Er war so müde, daß er meinte, im Sitzen einschlafen zu können, und er wußte, daß Alkohol eine schlechte Idee war, aber manchmal kam man einfach nur noch auf schlechte Ideen.
    Wir haben diese arme Frau in das Gebäude geschmuggelt, was sie allein wahrscheinlich niemals geschafft hätte, und haben ihr obendrein noch einen Ring an den Finger gesteckt, der als Belastungsmaterial gegen sie kaum zu überbieten ist. Und jetzt haben wir sie sitzengelassen. Dazu war der Whiskey da – das schmerzliche Gefühl des Verrats, des Versagens zu dämpfen. Es ist, als ob man einen wegen eines kleinen Verkehrsdelikts verteidigt, und der kriegt daraufhin die Todesspritze. Willst du meinen juristischen Rat hören, Olga? Such dir einen andern Anwalt!
    Es war beschämend, an so etwas zu scheitern, nicht in der Lage zu sein, sich durch ein bißchen Telekomgemauschel durchzufinden und die Verbindung wiederherzustellen. Bestimmt gab es im Umkreis von fünfzig Meilen hundert helle High-School-Kids, die das mit links hinkriegen würden. Dieser Orlando Gardiner hätte wahrscheinlich nur ein paar Minuten dafür gebraucht. Aber es war nicht Catur Ramseys Welt, und die Notwendigkeit, alles geheimzuhalten, erschwerte es außerordentlich, jemanden zu finden, der ihm helfen konnte, zumal in der kurzen Zeit, die ihm blieb, bevor alles aus war.
    Das ist also deine Alternative? fragte er sich selbst und starrte dabei den noch unangetasteten Drink an. Deine großartige Lösung? Orlando Gardiner von den Toten zurückzuholen?
    Ramsey setzte das Glas an und nahm einen ordentlichen Schluck. Er dachte an Dunkelheit und Sterben, an tote Leitungen.
    Das Brennen des Whiskeys in seinem Magen hatte noch nicht ganz aufgehört, da fiel ihm jemand ein, den er anrufen konnte.
     
    Es kam ihm sehr

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