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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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gehört.
    »… und ich kann dir das nicht so recht erklären, aber ich habe jetzt ganz, ganz dringende Sachen zu tun. Ich weiß, es sieht aus, als ob ich krank wäre, aber das stimmt nicht – ich kann nur gerade nicht in meinem Körper sein. Ich hoffe, du machst dir nicht allzu große Sorgen.«
    »Wirst du wieder wach und gesund werden?« fragte sie, doch er sprach schon wieder weiter, und da begriff sie endlich, daß es doch eine Aufzeichnung war, daß er sie gar nicht angerufen hatte, um ihr zu sagen, daß er wach war. Er hatte sie überhaupt nicht angerufen. Es war bloß eine Mitteilung.
    »Du mußt mir jetzt genau zuhören, kleine Christabel. Ich möchte, daß du keine Angst hast. Ich habe nur kurz Zeit, dann muß ich mich wieder um meine dringenden Sachen kümmern, aber vorher wollte ich dir das noch sagen. Ich vermute, daß es Cho-Cho genauso geht wie mir, daß er krank aussieht oder schlafend. Sorge dich nicht zu sehr. Er ist hier bei mir.«
    Sie wollte fragen, wo »hier« war, aber sie wußte, daß es keinen Zweck hatte.
    »Ich spreche diese Mitteilung an dich noch aus zwei andern Gründen«, fuhr Herrn Sellars’ Stimme fort. »Zum einen wollte ich dir sagen, daß wir Erwachsenen, auch wenn wir manchmal anders tun, nicht immer alles in der Hand haben. Ich hoffe, daß wir uns wiedersehen und fröhlich zusammensein können und daß wir noch lange Freunde bleiben. Aber falls mir etwas zustößt – vergiß nicht, Christabel, ich bin sehr alt –, sollst du immer wissen, daß ich dich für das tapferste, netteste kleine Mädchen halte, das mir je begegnet ist. Und da ich in meinem langen Leben vielen Menschen begegnet bin, ist das kein kleines Lob.
    Das andere, was ich dir sagen möchte, ist dies: Falls es mir gelingt … noch ein Weilchen gesund zu bleiben, und falls ich mit den Sachen, an denen ich arbeite, Glück habe, kann es sein, daß ich noch einmal deine Hilfe brauche. Ich verstehe es derzeit selbst noch nicht richtig und habe leider auch keine Zeit für lange Erklärungen – ich habe genausoviel zu tun wie in der Nacht, als wir mein Haus abbrannten und ich mich im Tunnel verstecken ging, weißt du noch? –, aber ich möchte, daß du mir genau zuhörst und über das, was ich dir sage, gut nachdenkst.
    Als du Cho-Cho kennengelernt hast, da hat er dir Angst gemacht, das weiß ich. Ich glaube, inzwischen siehst du ein, daß er eigentlich gar nicht so schlimm ist. Vielleicht verstehst du, daß er bis jetzt ein schwieriges Leben hatte und den Menschen nicht traut, daß er immer meint, ihm könnten nur schlimme Sachen passieren. Sein Leben hat ihn anders gemacht, als du bist, aber es steckt viel Gutes in ihm.
    Ich möchte, daß du dir das merkst, kleine Christabel, weil ich vielleicht deine Hilfe brauchen werde. Wenn es dazu kommt, werde ich dich bitten … jemanden zu treffen. Besser kann ich es leider nicht erklären. Und dann könnte es sein, daß dieser Jemand dir noch mehr Angst macht als Cho-Cho. Dann wirst du so tapfer sein müssen wie in deinen tapfersten Momenten, Christabel. Und das ist in der Tat sehr tapfer …«

Kapitel
Das verbotene Zimmer
    NETFEED/NACHRICHTEN:
    Kinder setzen sich gegen weltverbessernde Eltern zur Wehr
    (Bild: Wahlstrom-Erben beim Betreten des Stockholmer Gerichtsgebäudes)
    Off-Stimme: Die vier Kinder der berühmten schwedischen Umweltschützer Gunnar und Ki Wahlstrom fechten das Testament ihrer unlängst verstorbenen Eltern an. Sie fordern, daß die erheblichen Summen, die die Wahlstroms verschiedenen Umweltschutzverbänden vermacht haben, statt dessen an sie gehen sollen.
    (Bild: Per Wahlstrom)
    Wahlstrom: »Alle Welt tut so, als ob wir ein schreckliches Verbrechen begehen würden. Aber diese Kritiker mußten nicht mit Eltern leben, die sich um alles gekümmert haben, nur nicht um ihre Kinder. Keiner von uns hat sich im geringsten für Wale oder Regenwälder interessiert. Was ist mit uns? Gebührt uns nicht eine Entschädigung dafür, daß wir all diese Jahre unter ständig abwesenden Eltern zu leiden hatten? Denen haben irgendwelche Schnecken mehr am Herzen gelegen als ihre eigenen Kinder.«
     
     
    > Paul lief zum Ausgang des Tempels und betete dabei, daß die Böse Bande übertrieben hatte. Als er ins Freie trat, trafen ihn die Hitze und das Licht wie ein Schlag, und im ersten Moment konnte er nur geblendet gegen die grelle Sonne anblinzeln.
    Als seine Augen sich einigermaßen an die Helle gewöhnt hatten, erblickte er zuerst einen ursprungslosen Schatten, der schwarz

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