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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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auch Emily, irgendein Dutzendsim in einer Oz-Simulation? Warum hat sie Orlando und Fredericks in der Küchenwelt und in Ägypten geholfen, aber nie etwas für mich und !Xabbu getan? Und warum spielt sie für Paul den Schutzengel, wenn ihr eigener Vater das ganze Netzwerk auf den Kopf stellt, um ihn zu finden?
    Langsam einen Fuß vor den anderen setzend marschierte sie weiter wie ein Zombie bergab, aber innerlich fühlte sie sich zum erstenmal seit Tagen wieder lebendig.
     
    Ziemlich bald nach der letzten Rast stießen sie auf eine Aushöhlung in der Bergflanke, und da sie nicht davon ausgehen konnten, daß sich ihnen in absehbarer Zeit wieder eine geeignete Stelle bieten würde, beschlossen sie, dort zu übernachten, was nichts anderes bedeutete, als daß sie schlurfenden Schritts den Pfad verließen und sich hinlegten.
    Renie wachte als erste auf. Sie rollte sich herum und sah Sam in unruhigem Schlummer zucken. Das Mädchen hielt sich bemerkenswert wacker, aber Renie machte sich Sorgen: Sie vermutete, daß Sams Beherrschung in erster Linie dem abstumpfenden Effekt der Erschöpfung zuzuschreiben war. Aus einer plötzlichen Regung heraus zog sie ihr vorsichtig das kaputte Schwert aus dem Bund, dann lehnte sie sich zurück und wartete darauf, daß Jongleur wach wurde.
    !Xabbu und der Mann mit dem harten Gesicht regten sich fast gleichzeitig. Felix Jongleur schien schlecht zu träumen, denn seine Fäuste ballten und lösten sich, und seine Lippen bewegten sich, als wollte er etwas sagen. Die Vorstellung, etwas könnte diesem Ungeheuer schwer auf der Seele liegen, befriedigte Renie außerordentlich.
    Plötzlich fuhr Jongleur hoch und murmelte: »Nein, die Scheibe …« Dann guckte er sich verschlafen um. Sein Blick fiel auf Ricardo Klement, der mit offenen Augen, doch ansonsten so gut wie leblos einen Meter neben ihm lag. Jongleur schüttelte sich und wischte sich übers Gesicht.
    »Na«, sprach Renie ihn unvermittelt an, »was ist das eigentlich für eine Geschichte mit dir und Paul Jonas?«
    Jongleur erstarrte wie ein erschrecktes Tier, doch sofort wurde sein Gesicht wieder ausdruckslos wie die Maske, die er als oberster Gott des alten Ägypten getragen hatte. »Was hast du gesagt?«
    »Ich hab dich gefragt, was du von Paul Jonas willst.« Sie gab ihrer Stimme einen aggressiv beiläufigen Ton, aber ihr Herz hämmerte wie wild.
    Jongleur war mit einem Satz auf den Füßen und trat drohend auf sie zu. »Was weißt du von ihm?«
    Renie war darauf vorbereitet. Blitzschnell hielt sie ihm die abgebrochene Schwertklinge dicht vors Gesicht. Jongleur erstarrte wieder und durchbohrte sie mit seinem Blick, die Oberlippe hochgezogen und die Zähne gebleckt.
    »Näher kommst du besser nicht«, zischte sie. »Was bist du eigentlich -Franzose? Dein Englisch hat noch so einen kleinen Akzent. Vielleicht bist du diese nordafrikanischen schwarzen Frauen gewohnt, die sich von ihren Männern Vorschriften machen lassen. Die Sorte Afrikanerin bin ich jedenfalls nicht, Alter. Geh zurück, und setz dich wieder hin!«
    Er kam nicht näher, wich aber auch nicht zurück. »Akzent? Und das von dir mit dem bißchen Schulgrammatik über deinem miesen Slum-Patois.« Die Knöchel an seinen geballten Fäusten waren wie kleine weiße Eier. Ein falsches Wort, begriff Renie, und der Autokrat würde sich auf sie stürzen, Schwert hin oder her. »Was weißt du von Jonas?« fragte er abermals.
    »So läuft das Spiel nicht.« Sie sah, daß !Xabbu sich hingesetzt hatte und sie schweigend und eindringlich beobachtete. »Du hast letztens gesagt, daß wir von dir keine Information ohne Gegenleistung erhalten. Na schön, von mir aus. Wir wissen eine Menge über Paul Jonas. Du weißt eine Menge über das Netzwerk. Laß uns Informationen tauschen.«
    Er hatte seine Wut inzwischen im Griff, obwohl die Muskeln und Sehnen in Hals und Armen immer noch straff gespannt waren. »Du bist reichlich eingebildet, Frau.«
    »Nein. Ich kenne meine Grenzen. Deshalb behagt mir auch unsere Absprache nicht besonders. Du brauchst unsere Hilfe für den Abstieg von diesem verdammten Berg, aber was kriegen wir dafür von dir? Wenn wir hier heil runterkommen und du dich dann absetzt, haben wir nichts gewonnen als noch einen frei herumlaufenden Feind.«
    Jongleurs Augen verengten sich. »Ich habe dir das Leben gerettet.«
    Renie schnaubte. »Das hätte mehr Gewicht, wenn ich nicht genau wüßte, daß du mich unter andern Umständen ebenso bedenkenlos runterstoßen würdest. Abgesehen

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