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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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gleiche Temperatur wie ihre Haut. »Ursprünglich war es so gedacht, daß wir hier hochsteigen.«
    »Was meinst du damit?« Er hob bedächtig einen Fuß und massierte die Sohle.
    Sie äugte verstohlen zu Jongleur hinüber, der ein paar Meter weiter vorn stand, Rückgrat und Hinterkopf gegen die glatte Felswand gepreßt. »Pauls Engel«, flüsterte sie. »Ava. Sie machte so eine Bemerkung wie, eigentlich hätten wir aus eigener Kraft den Gipfel erreichen sollen, aber dazu wäre keine Zeit mehr. Und dann hat sie das Gateway geöffnet und uns direkt auf den Pfad versetzt. Verstehst du? Sie wollten, daß wir dieses ganze Ding hochsteigen. Stell dir vor! Noch weiter bergan zu gehen, als wir jetzt bergab gegangen sind.« Sie schüttelte den Kopf. »Diese Schweine. Wahrscheinlich wäre die Hälfte von uns dabei draufgegangen.«
    !Xabbu blickte sinnierend vor sich hin. »Aber wer wollte das? Wer sind sie?«
    »Die Engelfrau. Und der Andere, vermute ich. Was weiß ich.«
    Er schürzte die Lippen und strich sich mit der Hand über die Augen. Renie fand, daß er ausgelaugt wirkte, erschöpfter, als sie ihn je zuvor gesehen hatte. »Es hat Ähnlichkeit mit den Wanderungen, die meine Leute unternehmen müssen. Manchmal müssen wir monatelang durch den Busch ziehen – aber dabei geht es ums Überleben.«
    »Hierbei auch, würde ich vermuten. Dennoch macht es mich wütend, wenn ich mir vorstelle, daß jemand sich für uns eine solche Hindernisbahn ausgedacht hat. ›Ach, und dann lassen wir sie noch einen hundert Kilometer hohen Berg besteigen. Damit sind sie eine Weile beschäftigt.‹ Drecksäcke.«
    »Es ist so ’ne Suchgeschichte.« Sams Stimme war tonlos.
    Renie sah sie verwundert an. So wie das Mädchen dahing, hätte Renie gedacht, daß sie für ein Gespräch zu müde war. »Was willst du damit sagen, Sam?«
    »’ne Suche, bong? Wie in Mittland. Wenn du was haben willst, mußt du ’ne voll lange Fahrt bestehen und dir Bonuspunkte verdienen und Monster töten.« Sie seufzte. »Wenn ich hier je wieder rauskomme, bringen mich keine zehn Pferde nochmal in dieses Fenloch Mittland.«
    »Aber warum sollten wir auf eine Suche geschickt werden? Na ja, in gewisser Hinsicht sind wir schon auf einer.« Höchst widerwillig zwang Renie sich zum Nachdenken, obwohl ihr Gehirn nichts weiter wollte, als träge im Schädel herumzuschwappen. »Sellars hat uns eingeschleust, damit wir herausfinden, was hier läuft. Aber in diesen Spielwelten hat eine Suche immer einen Zweck, einen Grund. ›Wenn du das schaffst, hast du das Spiel gewonnen.‹ Wir hatten keine Ahnung, wonach wir suchen sollten – und haben immer noch keine.«
    Sie blickte rasch zu Jongleur hinüber, der so unbewegt war wie eine Eidechse auf einem Stein. Etwas arbeitete in ihrem Gedächtnis. »Es war Ava, die Paul hierhin und dorthin geschickt hat, nicht wahr? Und mit dir und Orlando hat sie’s genauso gemacht, stimmt’s?«
    »Das war sie damals in dem Gefrierschrank, stimmt.« Sam wechselte die Position. »Und in Ägypten. Also vermutlich ja.«
    »Mein Gott«, sagte Renie. »Das hatte ich noch gar nicht bedacht.«
    Ihre Stimme sank zu einem Flüstern ab. »Wenn Paul Jonas recht hatte, dann ist Ava Jongleurs Tochter.«
    !Xabbu zog eine Augenbraue hoch. »Aber das wissen wir doch bereits.«
    »Ja, schon, aber es hatte bei mir noch nicht richtig klick gemacht. Denn das heißt, daß die Antworten auf unsere meisten Fragen sich dort im Kopf dieses gräßlichen Mannes finden könnten.«
    »Dann spalten wir ihn doch mit einem scharfen Stein und schauen nach«, schlug Sam vor.
    Jongleurs Lider gingen hoch, und er richtete den Blick auf sie. Renie fragte sich, ob ihr Simgesicht ein schuldbewußtes Erröten zeigte. »Wenn ihr die Energie habt, wie Schulkinder zu tuscheln«, sagte er, »dann seid ihr zweifellos auch kräftig genug, um weiterzugehen.« Er stemmte sich von der Felswand ab und begann, den Pfad hinunterzuhumpeln.
    »Du wirkst sehr aufgeregt, Renie«, sagte !Xabbu leise, als sie sich hinter Jongleur in Bewegung setzten.
    »Was ist, wenn das stimmt? Wenn dieser Kerl die Antworten auf alles hat – was mit den Kindern ist, und warum wir hier festhängen, und was aus uns werden wird –, wenn er alles weiß, was wir um den Preis unseres Lebens herauszukriegen versuchen?«
    »Ich glaube nicht, daß er uns helfen wird, Renie. Kann sein, daß er Informationen mit uns austauscht, aber nur, wenn es ihm nützt, und wir haben keine Ahnung, womit er zu locken wäre.«
    Renie konnte

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