Outback Love
nicht beginnen können.
Eines Morgens Mitte Januar läutete es an der Tür. Holly hatte gerade Noah gefüttert, sie nahm ihn auf den Arm und öffnete die Tür.
»Ich möchte zu Cameron.«
Irritiert musterte Holly die blonde, elegant gekleidete Frau, die vor ihr stand. »Er ist nicht da. Kann ich ihm etwas ausrichten?«
»Nicht nötig.« Die Blondine ließ ihren Blick abschätzig über Hollys Jeans und das verwaschene T-Shirt gleiten. »Ich nehme an, Sie sind diejenige, die es geschafft hat, ihn wieder in eine Ehe zu locken.«
Holly hob die Augenbrauen. »Was soll das heißen?«
»Ach, wie dumm von mir«, mit einer theatralischen Geste schlug die Frau sich mit der flachen Hand vor die Stirn, »ich habe mich ja gar nicht vorgestellt. Ich bin Patricia, Patricia Conell – Camerons Ex-Frau.« Als sie bemerkte, wie Holly blass wurde, blitzte kurz ein schadenfrohes Lächeln auf. »Scheinbar hat er Ihnen nichts davon erzählt. Naja, das ist typisch Cameron. Er war schon immer gut darin, Dinge unter den Teppich zu kehren.«
»Ich denke, Sie sollten jetzt gehen«, erwiderte Holly, krampfhaft darum bemüht, die Fassung zu bewahren.
»Tut mir leid, wenn ich Sie schockiert habe, Schätzchen«, sagte Patricia in einem süßlichen Ton, das zufriedene Glitzern in ihren Augen zeugte jedoch vom Gegenteil ihrer Worte. »Ich wollte mir nur mal die Frau ansehen, die auf ihn hereingefallen ist.«
Sie richtete ihren Blick auf Noah und streckte die Hand nach ihm aus, doch Holly war schneller und wich einen Schritt zurück.
»Verschwinden Sie.«
»Ich nehme an, Sie wissen von Camerons kleinem Handicap«, fuhr Patricia ungerührt fort, »so etwas lässt sich ja auf Dauer nicht verbergen. Oder schläft er nicht mit Ihnen?«
»Das geht Sie nicht das Geringste an. Wenn Sie nicht auf der Stelle mein Grundstück verlassen, sehe ich mich gezwungen die Polizei zu rufen.«
»Ach Schätzchen, bemühen Sie sich nicht. Seien Sie froh, dass ich Ihnen die Augen öffne. Haben Sie sich nie gefragt, weshalb er Sie geheiratet hat? Ihnen dürfte ja wohl klar sein, dass Sie nicht unbedingt der Typ Frau sind, der an seine Seite passt. Sind Ihnen noch nie Zweifel an seinen Motiven gekommen?« Patricia deutete auf Noah. »Ein süßer Fratz, genau richtig, um irgendwann der Stammhalter für das Conell-Imperium zu werden – oder sind die Adoptionspapiere bereits unterschrieben? Falls ja, sollten Sie sich ein paar Gedanken machen, bevor es zu spät ist, das ist ein gutgemeinter Rat.«
Die Blonde lächelte noch einmal triumphierend, drehte sich um und stöckelte den Weg entlang zu einem Wagen, der vor dem Grundstück geparkt war.
Holly starrte ihr sekundenlang fassungslos hinterher, dann schlug sie die Tür zu und wankte ins Wohnzimmer. Dort legte sie Noah auf seine Krabbeldecke und setzte sich mit ungelenken Bewegungen auf die Couch.
Wie Hammerschläge prasselten die Gedanken auf sie hernieder. Camerons Ex-Frau. Er war also schon einmal verheiratet gewesen. Wieso hatte er ihr nichts davon gesagt? Gab es noch mehr Dinge, die er ihr verschwieg? So wie er ihr anfangs auch verschwiegen hatte, wer er tatsächlich war? Und wie er ihr die Sterilisation verschwiegen hatte?
Sie schaute zu Noah, und eine eisige Kälte überzog ihre Haut. Hatte er sie deswegen geheiratet? Weil er einen Stammhalter brauchte und selbst keinen zeugen konnte?
Das konnte nicht sein. Oder doch? Was wusste sie denn eigentlich von ihm? Sie schloss die Augen und dachte daran, wie sehr er vom ersten Moment an auf Noah fixiert gewesen war. Wie schnell er die Sache mit der Adoption geregelt hatte. Wie er immer wieder davon gesprochen hatte, dass er Noah als seinen Sohn betrachtete.
Ihr Kopf schien zu explodieren und sie stöhnte leise auf. Wie hatte sie nur so blind sein können? Gerade sie, die doch schon einmal erlebt hatte, wie man ihr ihr Kind wegnehmen wollte. Sie hätte es besser wissen müssen. Aber wie hätte sie es denn ahnen sollen? Cameron hatte sie eingelullt mit seiner Fürsorglichkeit, hatte sie geschickt um den Finger gewickelt, und sie war ihm auf den Leim gegangen und hatte ihm vertraut.
Tränen stiegen in ihr auf und ihr Hals wurde eng. War er wirklich zu so etwas fähig? Sie sah sein Gesicht vor sich, seine Augen, die sie liebevoll anlächelten, sein Mund, der sie küsste und ihr Koseworte zuflüsterte – war das alles nur Theater gewesen?
14
Als Cameron nach Hause kam, saß Holly auf dem Sofa und wartete auf ihn. Er stellte seinen Aktenkoffer ab, zog das Jackett aus und
Weitere Kostenlose Bücher