Outback
Händen flüsterte zu den Ahnen. Die Ahnen würden ihm, Moodroo, sagen, was er zu tun hatte, wohin er gehen musste.
Er nahm die Tschuringa, die Steinscheibe mit den geheimen Zeichen seiner Herkunft, aus dem Versteck im Fels. Sie war die Stimme der Ahnen. Sie würden zu ihm sprechen. In dieser Nacht durfte das Feuer vor der Höhle nicht verlöschen. So war das Gesetz.
Shane
Die Musik im Pub war ausnahmsweise gedämpft. Ein Mann spielte an einem der Automaten, der ständig piepste und rasselte.
„Hi, Detective, `nen kühles Bier?“, begrüßte ihn Kate.
Shane schüttelte den Kopf. „Einen Tee.“
„Tee? War was mit dem Essen nicht in Ordnung ?“ Kate musterte ihn kritisch.
„Nein, nein – ich möchte einfach nur einen Tee.“
„Na ja, Sie wissen schon, dass Alkohol auch Medizin ist, ja? Und seine Medizin muss man regelmäßig nehmen, das irritiert sonst den Körper.“
„Ah ... gut zu wissen.“
Sie zog eine Schublade unter der Theke auf, holte eine Schachtel mit Teebeuteln hervor und versuchte auf den Beschriftungen der Beutel die Teesorte zu entziffern.
„Früchte-, Kräuter- oder Schwarztee?“ Sie nestelte an den verhedderten Fäden der Beutel herum.
„Soviel Auswahl?“, fragte er belustigt.
„Tja, wir sind eben ´ n gut sortierter Feinschmeckerladen . “
„Ich nehm den schwarzen.“
Als sie die Tasse mit dem Teebeutel vor Shane auf den Tresen stellte, sagte sie mit gedämpfter Stimme:
„Mir imponiert es, dass Sie sich nicht von den Morgans einschüchtern lassen.“ Sie fügte hinzu: „Die glauben nämlich, nur weil einer von ihnen in der Politik ist, können sie sich hier aufspielen.“
„Reden Sie von John?“
Sie nickte. „Und von seiner Frau. Sie sollten mal sehen, wie die mich behandelt, wenn sie mal hier reinkommt. Als wär ich der letzte Dreck.“
Er konnte sich das gut bei Helen vorstellen.
„Ich sag Ihnen jetzt mal was“, fuhr Kate fort und warf einen kurzen Blick zum Spielautomaten. „Sie haben mich doch mal wegen der Arbeiter auf dem Parkplatz gefragt. An diesem Tag, Sie wissen schon, als dieses Rugbyspiel war ...“ Sie senkte die Stimme noch weiter. „Da war er da.“
„Wer?“
Kate sah ihn erstaunt an. „Na, sein Bruder. Donald. Donald Morgan.“
Er fragte sich in dem Moment, ob Kate Mitglied einer Verschwörung gegen ihn war, um ihn völlig in die Irre zu führen, oder um einen Rachefeldzug gegen die Morgans zu starten.
„Er war auf seiner Wählerreise oder wie man das nennt.“ Sie zapfte sich ein Bier. „Hat überall seine Reden geschwungen. Hier, drüben in Augathella, in Charleville, in Longreach. Sieht für meinen Geschmack nicht schlecht aus. Nicht ganz so gut wie sein Bruder, aber ich würde ihn auch nicht von der Bettkante stoßen.“
„Er war am ersten Mai in Coocooloora?“ Shane spulte noch einmal den Zeitplan ab: Am dritten Mai wurde der Parkplatz geteert. Die Leiche musste also spätestens in der Nacht vom zweiten auf den dritten Mai dort vergraben worden sein. Betty Williams wurde am dreißigsten April gefunden.
„Aber ja, was habe ich denn gerade gesagt?“ Sie wirkte ungehalten. „Am ersten Mai. Und er hat sich mit den Arbeitern unterhalten, die Rugby sehen wollten. Am Abend gab es dann ein großes Barbec ue hier hinter m Pub.“ Sie bückte sich, kramte irgendwo herum und tauchte schließlich wieder auf – mit einem Foto von Donald, über das quer sein Autogramm und der Zusatz „Für Kate“ geschrieben war. Sie lächelte stolz.
„Wählen Sie ihn?“, fragte Shane.
„Ich? Jesus, nein! Ich geh nicht wählen! Jeder verspricht einem doch das Blaue vom Himmel und am Ende hält es keiner. Ein Steak?“
Shane nickte. Er brauchte jetzt etwas Kräftiges – und ein Bier. Der Tee musste uralt sein. Kate strahlte.
„So gefallen Sie mir viel besser. Tee ist doch nichts für Männer wie Sie.“ Sie verschwand in der Küche, und Shane fragte sich, ob es Zufall war, dass Donald Morgan zu der Zeit in Coocooloora gewesen war, als wahrscheinlich Frank Copeland ermordet worden war – und Betty Selbstmord begangen hatte. Und gleichzeitig war ihm klar, dass er nicht an Zufälle glaubte.
Andy
„Ich mach nicht mehr mit“, sagte er am Abend auf der Veranda. Brady nahm einen Schluck aus der Flasche und schaukelte in seinem Schaukelstuhl bis er schließlich sagte:
„Was meinst du dazu, Mike? Unser Freund will uns im Stich lassen.“
„Ich lass euch nicht im Stich, ich mach nur nicht mehr mit, das ist alles.“ Er hatte fest
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