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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Fensterkante unsichtbar. Aus der Nähe war er unübersehbar. Ein defektes Fahrzeug bei Nacht irgendwo stehen zu lassen, war eine Sache. Einen komatösen Mitfahrer im Stich zu lassen, war etwas ganz anderes. »Glauben Sie mir, das wäre zwecklos. Ich muss den Wagen abschleppen lassen, oder das verdammte Ding anzünden.«
    »Ich bin nach Norden, nach Yuma unterwegs. Ich nehme Sie gern mit, so weit Sie wollen.«
    Reacher nickte. Er rief die Landkarte in seinem Kopf auf. Die Straße nach Yuma kreuzte in ungefähr zwei Stunden die Straße nach Hope. Dieselbe Straße, auf der er mit dem Alten in dem Grand Marquis nach Hope gekommen war. Also würde er für das letzte Stück nach Westen eine dritte Mitfahrgelegenheit finden müssen. Nun konnte er von Glück sagen, wenn er Hope gegen zehn Uhr vormittags erreichte. Er sagte: »Danke. Ich steige ungefähr auf halber Strecke nach Yuma aus.«
    Der Kerl mit dem Priesterkragen lächelte wieder sein gütiges Lächeln und sagte: »Rein mit Ihnen!«
    Der U-Haul-Kleinlaster bestand aus einem ganz normalen Pick-up-Fahrgestell mit einem Kastenaufbau, der etwas länger und breiter und viel höher als der Aufbau eines Pick-ups war. Er schwankte und schwamm, und das zusätzliche Gewicht sowie der erhöhte Luftwiderstand machten ihn langsam. Er schaffte mühsam sechzig Meilen in der Stunde. Konnte einfach nicht schneller. Im Fahrerhaus roch es nach warmen Abgasen, heißem Öl und Kunststoff. Aber die Sitze waren wie angepriesen mit Stoff bezogen und einigermaßen bequem. Reacher musste kämpfen, um wach zu bleiben. Er wollte ein guter Beifahrer sein und nicht die schlechten Manieren des betrunkenen Kerls imitieren.
    Er fragte: »Was transportieren Sie?«
    Der Mann mit dem Priesterkragen sagte: »Gebrauchte Möbel. Spenden. Wir betreiben eine Mission in Yuma.«
    »Wir?«
    »Unsere Kirche.«
    »Was für eine Art Mission?«
    »Um Obdachlosen und Bedürftigen zu helfen.«
    »Was für eine Art Kirche?«
    »Wir sind Anglikaner, schlicht und einfach.«
    »Können Sie Gitarre spielen?«
    Der Kerl lächelte erneut. »Wir versuchen, alle Bereiche abzudecken.«
    »Wo ich hinfahre, gibt’s eine Endzeitkirche.«
    Der Geistliche schüttelte den Kopf. »Vielleicht eine Endzeitgemeinde. Das ist keine anerkannte Kirche.«
    »Was wissen Sie über diese Leute?«
    »Haben Sie die Offenbarung gelesen?«
    »Ich habe von ihr gehört.«
    »Der korrekte Titel lautet ›Die Offenbarung des Johannes‹. Das Original ist größtenteils verschollen. Es war in Althebräisch oder -aramäisch verfasst, wurde viele Male abgeschrieben, in die griechische Gemeinsprache Koine übertragen, wieder abgeschrieben, dann ins Lateinische übersetzt und wieder abgeschrieben, zuletzt ins elisabethanische Englisch übertragen und gedruckt, wobei sich bei jedem Schritt Fehler einschleichen konnten. Jetzt liest sie sich wie ein Horrortrip auf Acid. Aber ich vermute, dass das schon immer der Fall war. Vielleicht haben all die Übersetzungen und die vielen Abschriften sie sogar verbessert.«
    »Was besagt sie?«
    »Ich kann auch nur raten.«
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Manche unserer Obdachlosen reden vernünftiger.«
    »Was besagt sie nach allgemeiner Auffassung?«.
    »Im Prinzip, dass die Gerechten gen Himmel fahren, während die Ruchlosen auf der Erde bleiben und von verschiedenen fantasievollen Krankheiten und Plagen heimgesucht werden. Christus kehrt zurück, um in einer Art Armageddon gegen den Antichrist zu kämpfen, und zuletzt ist niemand recht glücklich.«
    »Ist das dasselbe wie die Entrückung?«
    »Die Entrückung ist die Himmelfahrt. Die Plagen und die Kämpfe sind davon getrennt. Sie kommen später.«
    »Wann soll sich das alles ereignen?«
    »Es scheint dauernd unmittelbar bevorzustehen.«
    Reacher erinnerte sich an Thurmans selbstgefällige kleine Ansprache im Werk. Es gibt Anzeichen, hatte er gesagt. Und die Ereignisse lassen sich beschleunigen.
    Reacher fragte: »Was könnte der Auslöser sein?«
    »Ich weiß nicht, ob es wirklich einen bestimmten Auslöser gibt. Vermutlich würde der Wille Gottes eine entscheidende Rolle spielen. Das wäre zumindest sehr zu hoffen.«
    »Dann vielleicht warnende Vorzeichen? Möglichkeiten, das Kommende zu erahnen?«
    Der Geistliche zuckte mit den Schultern, ohne den Blick von der Straße zu wenden. »Die Endzeitleute lesen die Bibel, wie andere Leute Beatle-Schallplatten rückwärts abspielen. Zum Beispiel kommt in der Offenbarung ein im Heiligen Land geborenes rotes Kalb vor. Darauf

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