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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Morgendämmerung genau auf ihn zuhielt.
    Vier Optionen. Erstens: Er würde die Kreuzung erreichen und nach rechts, nach Norden abbiegen. Zweitens: Er würde die Kreuzung erreichen und nach links, nach Süden abbiegen. Drittens: Er würde am Stoppschild halten, dann nach Westen weiterfahren, ohne ihn mitzunehmen. Viertens: Er würde am Stoppschild halten, die Kreuzung überqueren und erneut halten, um ihn einsteigen zu lassen.
    Die Chancen für ein Happy End lagen bei fünfundzwanzig Prozent. Oder weniger, wenn dies ein Firmenfahrzeug war, das aus Haftungs- und Versicherungsgründen keine Anhalter mitnehmen durfte.
    Reacher wartete.
    Als der Laster noch eine Viertelmeile entfernt war, entpuppte er sich als großer weißer Kastenwagen. Bei dreihundert Metern sah man, dass über dem Fahrerhaus ein Kühlaggregat saß. Ein Kühltransporter, was Reachers Aussichten erheblich gemindert hätte, wenn die Stoppschilder nicht gewesen wären. Ihre Fahrer hielten nur ungern. Sie hatten knappe Liefertermine, und einen großen Laster anzuhalten und wieder zu beschleunigen, konnte einen Kerl wertvolle Minuten kosten. Aber wegen der Stoppschilder würde er ohnehin halten müssen.
    Reacher wartete.
    Er hörte, wie der Fahrer zweihundert Meter vor der Kreuzung vom Gas ging. Hörte das Zischen von Druckluftbremsen. Er hob die rechte Hand mit hochgerecktem Daumen. Ich brauche eine Mitfahrgelegenheit . Dann streckte er beide Arme in die Luft und schwenkte sie. Das bekannte Notsignal. Ich brauche sie wirklich dringend .
    Der Lastwagen hielt an der Vorfahrtslinie auf der Ostseite der Kreuzung. Keiner seiner Blinker war eingeschaltet. Ein gutes Zeichen. Da es keinen Querverkehr gab, fuhr er mit aufheulendem Dieselmotor sofort wieder an, überquerte die Fernstraße nach Westen und kam jetzt genau auf Reacher zu. Er beschleunigte noch immer. Der Fahrer sah auf ihn herab. Der Lastwagen rollte weiter.
    Dann bremste er wieder.
    Druckluftbremsen zischten laut, die Federung quietschte, und der Kühllaster kam so zum Stehen, dass seine Heckkante kaum einen Meter von der westlichen Vorfahrtslinie entfernt war. Reacher machte kehrt, joggte nach Westen und trat auf die Stufe an der Beifahrerseite. Das Fenster glitt nach unten, und der Fahrer begutachtete ihn von seinem Platz aus. Er war ein drahtiger kleiner Mann, der in dem riesigen Fahrerhaus fast zwergenhaft wirkte. Er meinte: »Es wird bald regnen.«
    Reacher sagte: »Das ist das geringste meiner Probleme. Mein Wagen ist mit Motorschaden liegengeblieben.«
    Der Kerl am Steuer erklärte: »Mein erster Stopp ist Hope.«
    Reacher sagte: »Sie sind der Mann, der den Supermarkt beliefert. Aus Topeka.«
    »Ich bin dort um vier Uhr losgefahren. Wollen Sie mit?«
    »Ich muss auch nach Hope.«
    »Dann reden Sie nicht weiter drum herum, sondern steigen Sie ein.«
    Die Morgendämmerung verfolgte den Kühltransporter nach Westen und überholte ihn binnen einer halben Stunde. Trotz der inzwischen dichteren Wolken erstrahlte die Welt in blassem Goldglanz. Der Fahrer schaltete seine Scheinwerfer aus, lehnte sich zurück und wirkte entspannter. Er fuhr, wie Thurman seine Piper flog: mit kleinen, effizienten Bewegungen seiner tief gehaltenen Hände. Reacher fragte ihn, ob er oft Anhalter mitnehme. Ungefähr jeden fünften Monat wolle jemand mitgenommen werden, antwortete er. Reacher sagte, er habe einige Frauen kennengelernt, die mit ihm nach Hope gekommen seien.
    »Touristinnen«, sagte der Kerl.
    »Mehr als das«, meinte Reacher.
    »Glauben Sie?«
    »Das weiß ich.«
    »Woher?«
    »Ich hab’s selbst rausgekriegt.«
    Der Kerl nickte, ohne den Blick von der Straße zu nehmen.
    »Ehefrauen und Freundinnen«, sagte er. »Die noch mal in der Nähe sein wollen, wenn ihre Männer und Freunde durch den Staat kommen.«
    »Verständlich«, sagte Reacher. »Für sie ist das eine besonders schwierige Zeit.«
    »Sie wissen also, was ihre Ehemänner und Freunde sind?«
    »Ja«, sagte Reacher. »Das weiß ich.«
    »Und?«
    »Und nichts. Das geht mich nichts an.«
    »Sie wollen es niemandem erzählen?«
    »In Hope gibt’s eine Polizeibeamtin namens Vaughan«, sagte Reacher. »Der werde ich’s erzählen müssen. Sie hat ein Recht auf die Wahrheit. Sie steckt ohnehin in dieser Sache drin.«
    »Ich kenne sie. Sie wird darüber nicht glücklich sein.«
    Reacher sagte: »Vielleicht, vielleicht auch nicht.«
    »Ich habe nichts damit zu schaffen«, erklärte der Kerl. »Ich bin nur ein Mitläufer.«
    »Auch Sie stecken da mit

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