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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Abfahrt zurück. Hinter ihren Fahrern lag ein langer Arbeitstag. Da sie nach Osten ins Dunkle fuhren, hatten sie die Scheinwerfer eingeschaltet. Ihre Lichter schienen auf Querstraßen nach Süden, tanzten und hüpften. Kamen Reacher gefährlich nahe. Dann drehten sie wieder rechts oder links ab und verteilten sich auf Einfahrten, Garagen, Carports und Stellplätze mit Ölflecken auf dem sandigen Boden. Einer nach dem anderen kam zum Stehen, und die Scheinwerfer erloschen. Autotüren öffneten sich knarrend und wurden zugeschlagen. In den Häusern brannte Licht. Hinter Fenstern war der bläuliche Widerschein eingeschalteter Fernseher zu erkennen. Darüber wurde der Himmel rasch dunkel.
    Reacher schlich näher heran. Er sah Männer, die leere Lunchboxen in Küchen trugen oder sich neben ihrem Wagen stehend reckten, wobei sie sich mit den Handrücken die Augen rieben. Er sah Jungen mit Basebällen und Fanghandschuhen, die hofften, ihre Väter würden noch mit ihnen spielen. Er sah, wie einige Väter mitmachten, während andere ablehnten. Er sah kleine Mädchen, die ihren Vätern mit Schätzen, die dringend begutachtet werden mussten, entgegenliefen.
    Und er entdeckte den großen Kerl, der in dem Restaurant am oberen Endes seines Tischs gestanden hatte. Den Kerl, der ihm die Tür des Streifenwagens wie ein Hotelportier aufgehalten hatte. Den Senior Deputy. Er stieg aus dem alten Pick-up mit Doppelkabine, der vor dem Restaurant gestanden hatte. Der Mann hielt sich mit beiden Händen den Bauch. Er stolperte an seiner Küchentür vorbei durch den nicht eingezäunten Garten und ins Buschland dahinter.
    Reacher schlich näher heran.
    Der Kerl machte halt und blieb breitbeinig stehen, bevor er sich nach vorn beugte und sich im Sand übergab. In dieser Haltung verharrte er etwa zwanzig Sekunden, dann richtete er sich kopfschüttelnd auf und spuckte angewidert aus.
    Reacher arbeitete sich noch näher heran. Der Abstand war auf zwanzig Meter geschrumpft, als der Typ sich erneut nach vorn beugte und sich zum zweiten Mal übergab. Reacher hörte ihn keuchen. Nicht schmerzhaft, nicht überrascht, sondern angewidert und resigniert.
    »Geht’s wieder?«, fragte Reacher aus dem Dunkel.
    Der Kerl richtete sich auf.
    »Wer ist das?«, rief er.
    Reacher sagte: »Ich.«
    »Wer?«
    Reacher kam näher. Trat in einen Lichtstrahl, der aus der Küche des Nachbarn fiel.
    Der Kerl sagte: »Sie!«
    Reacher nickte. »Ich.«
    »Wir haben Sie rausgeworfen.«
    »Jetzt bin ich wieder da.«
    »Sie sollten nicht hier sein.«
    »Darüber können wir diskutieren, wenn Sie wollen. Gleich jetzt. Gleich hier.«
    Der Kerl schüttelte den Kopf. »Mir ist nicht gut. Nicht fair.«
    Reacher sagte: »Es wäre selbst dann unfair, wenn es Ihnen gut ginge.«
    Der Kerl zuckte mit den Schultern.
    »Wie Sie meinen«, sagte er. »Ich gehe jetzt ins Haus.«
    »Wie geht’s Ihrem Kumpel? Dem mit dem Unterkiefer?«
    »Den haben Sie übel zugerichtet.«
    »Zähne in Ordnung?«
    »Was kümmert Sie das?«
    »Präzision«, erwiderte Reacher. »Darauf kommt’s mir an. Genau das tun, was man tun muss – nicht mehr, nicht weniger.«
    »Er hatte sowieso schlechte Zähne. Die haben wir alle.«
    »Pech«, meinte Reacher.
    »Mir ist übel«, sagte der Kerl. Ich gehe jetzt rein. Ich hab Sie nicht gesehen, okay?«
    »Was Schlechtes gegessen?«
    Der Kerl überlegte kurz. Dann nickte er.
    »Ja«, sagte er. »Muss was Schlechtes erwischt haben.«
    Er wandte sich ab und stolperte langsam zu seinem Haus zurück, mit einer Hand am Gürtel, als wäre ihm seine Hose zu weit. Reacher schaute ihm nach, dann machte er kehrt und verschwand in den dunkler werdenden Schatten.
    Für den Fall, dass der angeschlagene Typ seine Meinung änderte und sich daran erinnerte, doch etwas gesehen zu haben, machte Reacher erst fünfzig Meter südöstlich seines Gartens halt. Er legte Wert auf Abstand, falls die Cops anfingen, den Garten des Mannes zu durchsuchen. Dann wollte er außerhalb der Reichweite ihrer großen Stablampen sein.
    Aber die Cops tauchten nicht auf. Der Kerl hatte offenbar Wort gehalten. Reacher wartete fast eine halbe Stunde lang. Weit im Westen hörte er wieder den Flugzeugmotor, der im Steigflug laut brummte. Die kleine Maschine war wieder unterwegs. Um sieben Uhr abends. Dann erstarb der Lärm, der Himmel wurde dunkel, und die Häuser wirkten abweisend und düster. Wolken trieben heran und verdeckten den Mond und die Sterne. Bis auf den schwachen Lichtschein aus Fenstern, deren Vorhänge

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