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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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zugezogen waren, wurde die Welt pechschwarz. Die Temperatur sank dramatisch. Nachts, unter freiem Himmel.
    Ein langer Tag.
    Reacher stand auf, lockerte seinen Hemdkragen und machte sich auf den Weg nach Osten, nach Hope. Er ließ die beleuchteten Häuser hinter sich, hielt sich links, wo das Textilkaufhaus und die Tankstelle, das ehemalige Motel und das unbebaute Grundstück liegen mussten. Dann ging er noch weiter nach links und bemühte sich, die dünne Linie der Straße auszumachen. Er wusste, dass sie dort sein musste. Aber er konnte sie nicht sehen. Erst als er sich gefährlich nahe heranwagte, konnte er im Dunkel einen schwarzen Strich erkennen. Undeutlich, aber vom matteren Schwarz des Buschwerks doch zu unterscheiden. Er merkte sich die Richtung der Straße, vergrößerte seinen Abstand zu ihr sicherheitshalber auf zehn Meter und marschierte dann weiter.
    Bei Nacht war die Fortbewegung schwieriger. Reacher blieb an Büschen hängen. Er hielt die Arme ausgestreckt, um nicht gegen einen Felsen zu prallen. Zweimal stolperte er über fußballgroße Felsbrocken und ging zu Boden. Zweimal rappelte er sich wieder auf und torkelte weiter.
    Dickköpfig, hatte Vaughan gesagt.
    Dumm, dachte Reacher.
    Als er zum dritten Mal stolperte, fiel er nicht über einen Felsbrocken. Dieses Objekt war viel weicher und nachgiebiger.

12
    Als Reacher zu Boden ging, bewirkte irgendein animalischer Instinkt, dass er sich bemühte, nicht auf den Gegenstand zu fallen, über den er gestolpert war. Er warf die Beine hoch, zog den Kopf ein, rollte sich wie ein Fallschirmspringer über die rechte Schulter ab und landete auf dem Rücken: außer Atem und mit schmerzhaften Prellungen an Schulter und Hüfte, wo er auf scharfkantige Steine gefallen war. Er blieb einen Augenblick liegen, dann wälzte er sich auf den Bauch, richtete sich kniend auf und drehte sich zu dem Gegenstand um. Er riss die Augen weit auf und starrte in die Nacht.
    Zu dunkel, um etwas erkennen zu können.
    Keine Stablampe.
    Er rutschte auf den Knien und einer Hand vorwärts, während er mit der anderen den Boden vor sich abtastete. Nach einem langsam zurückgelegten Meter berührte sie etwas.
    Weich.
    Kein Fell.
    Stoff.
    Er spreizte seine Finger. Krümmte sie leicht. Rieb die Finger und den Daumenballen aneinander. Packte prüfend zu.
    Ein Bein. Seine Hand lag auf einem Menschenbein. Größe und Umfang eines Oberschenkels waren unverkennbar. Er konnte eine Sehne unter den Fingern und einen langen Streckmuskel unter seinem Daumen spüren. Der Stoff war dünn und weich. Vermutlich abgetragener, oft gewaschener Twill. Wahrscheinlich alte Chinos.
    Er bewegte die Hand nach links und fand eine Kniekehle. Die Gestalt lag auf dem Bauch. Er grub unter dem Bein nach und stellte fest, dass die Kniescheiben tief im Sand vergraben waren. Dann ließ er seine Hand über den Rücken und weiter hinauf bis zu einem Schulterblatt gleiten. Seine tastenden Finger berührten nacheinander einen Hals, ein Genick und ein Ohr.
    Kein Puls.
    Kaltes Fleisch. Nicht wärmer als die Nachtluft.
    Unter dem Ohr kam ein Kragen. Gewirkt, gesäumt, leicht kratzig. Vielleicht ein Polohemd. Er rutschte auf den Knien näher und riss seine Augen fast schmerzhaft weit auf.
    Zu finster, um etwas erkennen zu können.
    Fünf Sinne. Zum Sehen zu dunkel, nichts zu hören. Schmecken wollte er garantiert nichts. Folglich blieben Geruchs- und Tastsinn. Der Geruch war relativ neutral. Reacher hatte schon viele tote Organismen gerochen. Dieser hier roch nicht besonders unangenehm. Ungewaschene Kleidung, alter Schweiß, fettiges Haar, trockene, sonnenverbrannte Haut, dazu Spuren von Methan von einsetzender Verwesung. Kein Geruch nach Exkrementen.
    Kein Blut.
    Kein Parfüm, kein Rasierwasser.
    Keine wirklichen Informationen.
    Also blieb nur der Tastsinn. Er setzte beide Hände ein und fing mit dem Haar an. Es war weder kurz noch lang, aber zerzaust. Drahtig, vier bis fünf Zentimeter lang, leicht gewellt. Kaukasisch. Die Farbe ließ sich unmöglich feststellen. Unter dem Haar ein kleiner, wohlgeformter Schädel.
    Mann oder Frau?
    Er fuhr mit dem Daumennagel das Rückgrat entlang. Kein BH -Rückenteil unter dem Hemd, aber das brauchte nichts zu bedeuten. Er tastete den Rücken weiter ab wie jemand, der Blindenschrift liest. Leichter Körperbau, deutlich hervortretendes Rückgrat, sehnige Muskulatur. Schmale Schultern. Ein etwas unterernährter junger Mann oder eine durchtrainierte Frau, die Marathons läuft oder eben mal hundert

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