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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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sein musste. Er war gut vorangekommen, fast drei Meilen in der Stunde, obwohl er noch viermal gestürzt und halbstündlich an der Straße gewesen war, um sich davon zu überzeugen, dass er sich nicht verlaufen hatte.
    Despairs billiger Straßenbelag knirschte laut unter seinen Füßen, aber auf dieser festen, ebenen Oberfläche kam er rascher voran. Er fand einen guten Rhythmus und legte die letzte Meile in weniger als einer Viertelstunde zurück. Inzwischen war es sehr kalt geworden. Weiterhin stockfinster. Er spürte den neuen Asphalt vor sich. Fühlte ihn kommen, merkte dann, wie die Oberfläche unter seinen Füßen sich änderte. Sein linker Fuß stieß sich von Rollsplitt ab, und sein rechter Fuß kam auf seidenglattem Asphalt auf.
    Er hatte die Grenze wieder überschritten.
    Reacher blieb kurz stehen. Reckte die Arme hoch und sah zu dem pechschwarzen Himmel auf. Dann erfasste ihn grelles Scheinwerferlicht, und er war darin gefangen. Ein Suchscheinwerfer wurde eingeschaltet und leuchtete ihn von Kopf bis Fuß und wieder nach oben ab.
    Ein Streifenwagen.
    Dann erloschen die Schweinwerfer so plötzlich, wie sie aufgeflammt waren, und in dem Wagen ging die Innenbeleuchtung an, die ihm eine zierliche Gestalt am Steuer zeigte. Beige Uniformbluse, blondes Haar. Ein schwaches Lächeln.
    Vaughan.
    Sie parkte zwanzig Meter vor der Linie, an der ihr Zuständigkeitsbereich endete, hatte einfach im Dunkel gewartet. Reacher bewegte sich auf sie zu, trat an die Beifahrertür, machte sie auf und zwängte sich auf den rechten Sitz. Das Wageninnere war voll leiser Stimmen im Funk und duftete zart nach Parfüm.
    Er fragte: »Haben Sie also Zeit für ein spätes Abendessen?«
    Sie sagte: »Ich esse nicht mit Idioten.«
    »Ich bin wieder da, genau wie ich’s gesagt habe.«
    »Hat’s Spaß gemacht?«
    »Nicht besonders.«
    »Ich habe die Nachtschicht. Die dauert bis sieben Uhr.«
    »Gut, dann Frühstück. Mit Idioten Kaffee zu trinken ist nicht das Gleiche wie mit ihnen zu essen.«
    »Ich trinke keinen Kaffee zum Frühstück. Ich muss tagsüber schlafen.«
    »Dann eben Tee.«
    »Auch Tee enthält Koffein.«
    »Milchshake?«
    »Vielleicht.« Sie saß entspannt da, hatte einen Ellbogen auf den Fensterrahmen gestützt und die andere Hand im Schoß liegen.
    »Wie haben Sie mich kommen sehen?«, fragte Reacher.
    »Ich esse viel Karotten«, antwortete Vaughan. »Und unser Video arbeitet nachts mit Infrarot.« Sie beugte sich nach vorn und tippte auf den auf dem Instrumentenbrett montierten schwarzen Kasten. »Verkehrskamera mit Festplattenspeicher.« Sie ließ die Hand sinken und gab einen Tastenbefehl ein. Auf dem Bildschirm des Notebooks erschien ein geisterhaft grünliches Weitwinkelbild der Szene vor ihnen. Die Straße war heller als das Buschland auf beiden Seiten. Sie hatte mehr von der Tageshitze gespeichert als ihre Umgebung. Oder weniger. Das wusste Reacher nicht so genau.
    »Ich habe Sie aus einer halben Meile Entfernung gesehen«, sagte Vaughan. »Als kleinen grünen Punkt.« Sie drückte eine andere Taste, ging einige Minuten zurück und ließ die Aufnahme erneut ablaufen. Reacher sah sich selbst als leuchtenden Fleck in der Dunkelheit, der größer wurde, als er näher herankam.
    »Raffiniert«, sagte er.
    »Geld von der Heimatschutzbehörde. Wir haben jede Menge Kohle bekommen. Für irgendwas mussten wir sie ausgeben.«
    »Wie lange sind Sie schon hier draußen?«
    »Eine Stunde.«
    »Danke, dass Sie gewartet haben.«
    Vaughan ließ den Motor an, stieß etwas zurück und wendete auf der Straße, wobei sie mit dem rechten Vorderrad über das sandige Bankett fuhr. Dann lenkte sie geradeaus und gab Gas.
    »Hungrig?«, fragte sie.
    »Eigentlich nicht«, sagte Reacher.
    »Trotzdem sollten Sie etwas essen.«
    »Wo?«
    »Das Schnellrestaurant ist noch offen. Es hat die ganze Nacht geöffnet.«
    »In Hope? Wieso?«
    »Wir sind hier in Amerika – in einer Dienstleistungsgesellschaft.«
    »Na ja, vielleicht lege ich mich lieber aufs Ohr. Ich bin ziemlich weit marschiert.
    »Gehen Sie erst im Schnellrestaurant essen.«
    »Wozu?«
    »Das sollten Sie, finde ich. Gute Ernährung ist wichtig.«
    »Wer sind Sie – meine Mutter?«
    »Ich denke, Sie sollten etwas essen, das ist alles.«
    »Bekommen Sie für jeden Gast eine Provision? Ist der Koch Ihr Bruder?«
    »Jemand hat nach Ihnen gefragt.«
    »Wer?«
    »Ein Mädchen.«
    »Ich kenne keine Mädchen.«
    »Sie hat nicht nach Ihnen persönlich gefragt«, stellte Vaughan richtig. »Sie hat

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