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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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gefragt, ob jemand nach ihr aus Despair abgeschoben worden ist.«
    »Sie ist abgeschoben worden?«
    »Vor vier Tagen.«
    »Sie schieben auch Frauen ab?«
    »Landstreicherei ist kein geschlechtsspezifisches Vergehen.«
    »Wer ist sie?«
    »Nur irgendeine junge Frau. Ich habe ihr von Ihnen erzählt. Ohne Namen zu nennen, aber mit dem Hinweis, dass Sie vielleicht dort zu Abend essen würden. Weil ich versuche, Optimistin zu bleiben, habe ich vorausgesetzt, dass Sie heil zurückkommen würden. Deshalb glaube ich, dass sie dort Ausschau nach Ihnen halten wird.«
    »Was will sie?«
    »Darüber wollte sie nicht sprechen«, antwortete Vaughan. »Aber ich habe den Eindruck, dass ihr Freund verschwunden ist.«

14
    Reacher stieg in der First Street aus Vaughans Streifenwagen und ging direkt zur Second Street hinüber. In dem hell beleuchteten Schnellrestaurant saßen tatsächlich Gäste. Drei Sitznischen waren besetzt. Ein einzelner Mann, eine einzelne junge Frau, zwei Kerle zusammen. Vielleicht waren manche der hiesigen Einwohner Berufspendler. Natürlich nicht nach Despair, aber vielleicht in andere Städte. Möglicherweise in andere Bundesstaaten wie Kansas oder Nebraska. Das wären große Entfernungen gewesen. Vielleicht kamen sie alle so spät zurück, dass sie nicht mehr zu Hause kochen wollten. Oder sie waren alle Schichtarbeiter, die bald aufbrechen würden, weil sie eine weite Fahrt vor sich hatten.
    Die Gehsteige in der Umgebung des Schnellrestaurants waren menschenleer. Nirgends hingen Mädchen herum. Keine Mädchen, die verfolgten, wer hineinging oder herauskam. Keine Mädchen, die an irgendeiner Mauer lehnten. Keine Mädchen, die sich in den Schatten versteckt hielten. Reacher zog die Tür auf, betrat das Restaurant und ging zu einer Sitznische in der hintersten Ecke, in der er eine Wand im Rücken hatte und den gesamten Raum überblicken konnte. Reine Gewohnheit. Er setzte sich nie anders hin. Eine Bedienung brachte ihm Besteck, eine Serviette und ein Glas Eiswasser. Nicht die Bedienung, die er von seinem Koffeinmarathon her kannte. Diese hier war jung und wirkte trotz der späten Stunde nicht besonders müde. Sie hätte eine Studentin sein können. Vielleicht war das Restaurant die ganze Nacht geöffnet, um Leuten nicht nur Essen, sondern auch Jobs zu geben. Vielleicht empfand der Besitzer das als eine Art Bürgerpflicht. Hope schien zu den Kleinstädten zu gehören, in denen so etwas denkbar war.
    Die Speisekarte steckte in einer verchromten Halterung am Tischende. Es war eine laminierte Karte, auf der alle Gerichte farbig abgebildet waren. Als die Bedienung zurückkam, deutete Reacher auf ein gegrilltes Käsesandwich und sagte: »Und Kaffee.« Die Bedienung notierte sich seine Bestellung und ging wieder. Reacher lehnte sich zurück und behielt die Straße im Auge. Das Mädchen, das mit ihm reden wollte, würde etwa alle fünfzehn bis zwanzig Minuten vorbeischauen, vermutete er. Jedenfalls hätte er das getan. Waren die Intervalle länger, konnte sie ihn leicht verfehlen. Die meisten Gäste von Schnellimbissen gingen bald wieder. Bestimmt gab es irgendeine Statistik des Gaststättenverbands über die durchschnittliche Verweildauer. Sein eigener Durchschnitt lag deutlich unter einer halben Stunde. Kürzer, wenn er es eilig hatte; länger, wenn es regnete. Der längste Aufenthalt, an den er sich erinnern konnte, lag bei etwas über zwei Stunden. Den wohl kürzesten hatte er gestern in Despair erlebt: eine schnell getrunkene Tasse Kaffee unter Aufsicht feindseliger Blicke.
    Auf dem Gehsteig war niemand zu sehen. Niemand schaute durch die Fenster herein. Die Bedienung kam mit dem Sandwich und einem Becher Kaffee. Der Kaffee war frisch, das Sandwich in Ordnung. Der Käse schmeckte klebrig und fad, war aber noch genießbar. Und Reacher war beileibe kein Feinschmecker. Er teilte Essen in die Kategorien genießbar und ungenießbar ein, und erstere überwog meist. Also aß und trank er und war insgesamt zufrieden.
    Nach einer Viertelstunde gab er es auf, Ausschau nach dem Mädchen zu halten. Es würde wohl nicht mehr kommen. Dann überlegte er sich die Sache anders. Er hörte auf, aus dem Fenster zu starren, musterte stattdessen die übrigen Gäste und erkannte, dass die Unbekannte schon hier war und auf ihn wartete
    Die junge Frau, die drei Tische von ihm entfernt saß.
    Schön dumm, Reacher, dachte er.
    Er hatte sich überlegt, dass er an ihrer Stelle alle fünfzehn bis zwanzig Minuten vorbeigekommen wäre, um einen

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