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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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schmales Feldbett an der Wand. Diese Betten, die aus Militärbeständen zu stammen schienen, waren mit dünnen Laken bezogen, auf denen Wolldecken lagen. Die Bettlaken sahen durch häufiges Waschen fadenscheinig aus. Die Decken, einst dick und kratzig, waren jetzt dünn und glatt. Gegenüber jedem Bett standen eine Kommode und ein Handtuchhalter. Die Handtücher wirkten so dünn wie die Laken. Am Fußende des Betts schloss sich ein Küchentisch aus Kiefer an, auf dem ein Miniherd mit zwei Kochplatten stand, von dem ein ausgefranstes Kabel zu einer Wandsteckdose führte. Am Ende der beiden oberen Flure lag ein schwarz-weiß gekacheltes Etagenbad mit einer großen Wanne auf Füßen wie Tatzen und einem altmodischen WC mit hoch an der Wand hängendem Wasserbehälter.
    Einfache Unterkünfte, gewiss, aber tadellos instand gehalten. Die Armaturen in den Bädern waren abgenutzt, aber sauber. Alle Fußböden glänzten. Die Betten waren straff bezogen, die Handtücher an den Haltern ordentlich zusammengelegt und präzise ausgerichtet. Auch die Miniherde blitzten vor Sauberkeit. Keine Krümel, nichts Angebranntes, keine Flecken von Fertigsoßen.
    Reacher kontrollierte alles und blieb in jedem Zimmer an der Tür stehen, bevor er hinausging, um auf die Echos überstürzter Abreisen zu horchen. Aber er fand und spürte elfmal nichts. Also ging er wieder hinunter, brachte den Schlüssel zurück und entschuldigte sich bei dem alten Mann. Dann fragte er: »Gibt’s hier in der Stadt einen Rettungsdienst?«
    Der Alte fragte: »Sind Sie verletzt?«
    »Nehmen wir mal an, ich wäre es. Wer würde mich holen kommen?«
    »Wie schlimm?«
    »Nehmen wir mal an, ich könnte nicht laufen. Nehmen wir mal an, ich bräuchte eine Tragbahre.«
    Der alte Kerl sagte: »Im Werk gibt’s einen Erste-Hilfe-Posten. Und ein Krankenrevier. Für den Fall, dass jemand einen Arbeitsunfall hat. Die haben einen Krankenwagen. Die haben eine Tragbahre.«
    »Danke«, sagte Reacher.
    Er fuhr mit Vaughans altem Chevy die Straße entlang. Machte einen Augenblick vor der Kirche in einem ehemaligen Laden halt. Über dem Eingang hing ein Schriftband, das die gesamte Breite des Gebäudes einnahm: Gemeinde der Endzeit . In einem Schaufenster hing ein Poster in der Schrift, mit der ein Supermarkt Halsgrat für drei Dollar das Pfund angeboten hätte: Die Zeit ist nahe. Ein Zitat aus der Offenbarung des Johannes. Kapitel eins, Vers drei, daran erinnerte Reacher sich. Im anderen Schaufenster hing ein ähnliches Poster: Das Ende ist nahe. Der Kirchenraum dahinter war ebenso melancholisch düster wie die plakatierten Botschaften. Reihen von Metallklappstühlen, ein zerschrammter Holzboden, ein niedriges Podest, ein Rednerpult. An den Wänden weitere Poster, die alle mit zuversichtlichem Nachdruck verkündeten, die Zeit sei so gut wie abgelaufen.
    Reacher las sie alle, dann fuhr er zu dem Hotel weiter. Er erinnerte sich, dass es tagsüber einen schäbigen und heruntergekommenen Eindruck gemacht hatte, aber im Dunkel sah es noch schlimmer aus. Es war ein abweisender Klinkerwürfel, der ein altes Gefängnis in Prag, Warschau oder Leningrad hätte sein können. Seine Mauern waren stumpf und glatt, die Fenster unbeleuchtete schwarze Höhlen. Drinnen befand sich links ein leerer, hässlicher Speisesaal, rechts eine verlassene Bar. Vor sich an der Rückwand der Hotelhalle hatte er die unbesetzte Empfangstheke, hinter der eine Treppe, die eine große Freitreppe imitieren sollte, nach oben führte. Sie war mit einem abgetretenen Läufer belegt. Einen Lift gab es nicht.
    Hotels waren durch Staats- und Bundesgesetze, aber auch aus Versicherungsgründen dazu verpflichtet, ein korrektes Gästebuch zu führen. Bei einem Großbrand, einem Erdbeben oder einem Tornado war es in jedermanns Interesse, dass sich feststellen ließ, wer sich in dem Gebäude aufgehalten hatte – oder eben nicht. Deshalb wusste Reacher aus langer Erfahrung, dass man bei der Durchsuchung eines Hotels am besten mit dem Gästebuch anfing. Was im Lauf der Jahre wegen der Einführung von Computern immer schwieriger geworden war. Man musste alle möglichen Funktionstasten drücken und scheiterte vielleicht an einem Passwort. Aber Despair als Ganzes war nicht auf der Höhe der Zeit, und das Hotel machte keine Ausnahme. Das Gästebuch war eine dicke, in rotes Leder gebundene alte Schwarte. Leicht zu nehmen. Leicht umzudrehen, leicht aufzuschlagen, leicht zu lesen.
    Das Hotel hatte keine Gäste.
    Wie aus den handschriftlichen

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