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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Familienrestaurant flachgelegt hatte. Keiner der beiden schien großartig in Form zu sein. Die beiden von hinten hereingekommenen Deputys sahen gesund und kräftig, aber durchaus kontrollierbar aus. Vier gegen einen, aber kein Grund zu echter Sorge. Auf dem Stützpunkt seines Vaters auf den Philippinen hatte Reacher es schon als Fünfjähriger mit vier siebenjährigen Gegnern aufgenommen. Er rechnete damit, auch diesmal zu siegen.
    Dann änderte sich die Lage schlagartig.
    An den Tischen standen zwei Kerle auf. Sie stellten ihre Gläser ab, wischten sich mit dem Handrücken den Mund ab, schoben ihre Stühle zurück, traten vor und trennten sich. Einer ging nach links, der andere nach rechts. Einer stellte sich zu den Männern, die von hinten reingekommen waren, der andere zu denen am Eingang. Diese Neuen waren nicht die größten Kerle, die Reacher jemals gesehen hatte, aber sie waren auch keine Liliputaner. Sie hätten Brüder oder Vettern der Deputys sein können. Vermutlich waren sie das auch. Sie hatten den gleichen Körperbau, waren wie sie gekleidet und sahen wie sie aus.
    Vor dreizehn Minuten hatte der Barkeeper also nicht in den Raum gesehen, weil er gehofft hatte, spontan Verbündete zu finden. Stattdessen hatte er den Gästen eine stumme Botschaft übermittelt: Haltet euch zurück, die anderen sind unterwegs. Reacher biss die Zähne zusammen und glaubte zu spüren, wie das Bier in seinem Magen sauer wurde. Ein schlimmer Fehler. Er war clever, aber eben nicht clever genug gewesen.
    Und jetzt würde er schwer dafür büßen müssen.
    Sechs gegen einen.
    Fünfhundertfünfzig Kilo gegen hundertfünfzehn.
    Verdammt ungleiche Chancen.
    Reacher merkte, dass er die Luft angehalten hatte. Er atmete langsam und gleichmäßig aus. Weil: Dum spiero speri . Wo Atem ist, ist Hoffnung. Kein Prinzip, das Zenon von Kition verstanden oder gebilligt hätte. Er hatte nicht Latein, sondern Griechisch gesprochen und passive Resignation verwegenem Optimismus vorgezogen. Aber Reacher tröstete sich damit, wenn alles andere fehlschlug. Er trank noch einen Schluck von seinem Bud und stellte die Flasche wieder auf die Serviette. Drehte sich auf seinem Hocker um, sodass er den Raum überblicken konnte. Er spürte, dass der Barkeeper sich nach hinten an einen sicheren Platz an der Registrierkasse verkroch. Vor sich sah er die anderen Gäste mit ihren Gläsern und Flaschen an die Seitenwand des Raums zurückweichen, wo sie sich fast kauernd zusammendrängten. Rechts und links von ihm glitten die Männer an der Theke von ihren Hockern und suchten Schutz in der Menge.
    Bewegung an beiden Enden der langen Theke.
    Beide Männertrios machten einen großen Schritt nach vorn.
    Jetzt bildeten sie die Querseiten eines Rechtecks, in dem sich außer Reacher auf seinem Barhocker und dem nackten Holzfußboden nichts befand.
    Die sechs Kerle waren unbewaffnet. Das wusste Reacher ziemlich sicher. Für Deputys gab es keine Dienstwaffen. Vaughan hatte gesagt, in Colorado hätten Deputys nur Zivilstatus. Und die beiden anderen Männer waren gewöhnliche Bürger. Viele Bürger von Colorado besaßen private Waffen, aber fast immer wurden Waffen bei Beginn einer Auseinandersetzung gezogen, nicht erst später. Die Leute wollten sie zeigen. Mit ihnen angeben. Den Gegner gleich zu Anfang einschüchtern. Nach Reachers Erfahrung hatte noch nie jemand damit gewartet, seine Waffe zu ziehen.
    Also ein unbewaffneter Kampf sechs gegen einen.
    Der große Kerl sprach von seinem Platz zwei Meter von der Tür entfernt. Er sagte: »Sie stecken so tief in der Scheiße, dass Sie sich nicht mal mit ’nem Bagger rausgraben könnten.«
    Reacher fragte: »Reden Sie mit mir?«
    »Allerdings, verdammt noch mal!«
    »Aber ich nicht mit Ihnen.«
    »Sie sind ein Mal zu oft hergekommen, Kumpel.«
    »Sparen Sie sich die Worte. Gehen Sie lieber raus zum Kotzen. Das können Sie am besten.«
    »Wir gehen nicht. Und Sie auch nicht.«
    »Freies Land.«
    »Nicht für Sie. Nicht mehr.«
    Reacher blieb auf seinem Hocker: angespannt und kampfbereit, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Äußerlich wirkte er weiter entspannt und gelassen. Sein Bruder Joe war zwei Jahre älter gewesen, körperlich sehr ähnlich, aber vom Temperament her grundverschieden. Joe hatte sich nur zögernd auf Streitigkeiten eingelassen. Er hatte auf jede Eskalation mit einer Eskalation reagiert, aber langsam, widerstrebend, vernünftig, geduldig, fast ein wenig traurig. Das hatte ihn zu einem frustrierenden Gegner

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