Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
abgekartetes Spiel«, sagte Joe, während er noch im Kopf die Fakten sortierte. »Ein einziger, groß angelegter Schwindel.«
Dann redeten alle gleichzeitig los, ein Tumult empörter Stimmen, der erst verstummte, als Liam auf sie zumarschiert kam. Travers war an seiner Seite, ein selbstzufriedenes Grinsen auf den Lippen.
Liam zog seine Waffe, sah kurz in Valentins Richtung und wandte sich dann an Joe.
»Mr. Travers hier behauptet, dass du ein Cop bist. Stimmt das?«
Liam beobachtete Joe genau. Er war sich sicher, dass er es merken würde, wenn er ihn anzulügen versuchte.
Er war sich auch sicher, dass Travers‘ Behauptung zutraf. Joes Gelassenheit und Selbstbeherrschung hatten ihn von Anfang an beunruhigt. Die Haltung war typisch für eine ganz bestimmte Art von Profis: Polizei, Militär, Sondereinsatzkommandos. Es musste ja schließlich einen Grund geben, weshalb Valentin ihn angeheuert hatte.
Joe nahm sich viel Zeit mit seiner Antwort. Liam registrierte, dass die anderen Gefangenen kaum zu atmen wagten. Turner und Priya standen etwas abseits und verfolgten die Szene.
»Und?«
Endlich nickte Joe. »Ich war Polizeibeamter, genau wie er CIA-Agent war.« Er deutete auf Travers. »Aber ich bin es nicht mehr. Schon seit Jahren nicht mehr. Ich arbeite für Valentin.«
Ein geschicktes Manöver, dachte Liam, die Verantwortung
auf Nasenko abzuwälzen. Es erinnerte ihn auch daran, dass die anderen Gefangenen von ihm erwarten würden, dass er Joes Arbeitgeber befragte.
»Hast du das gewusst?«, fragte er.
Der Ukrainer schüttelte den Kopf. »Nein. Wir hatten schon vermutet, dass die Papiere, die er uns vorlegte, gefälscht waren, aber dafür kann es viele Gründe geben.«
Du Vollidiot , dachte Liam. Es fehlte nicht viel, und er hätte es laut gesagt. Eine Nummer wie die hier organisieren und dabei einen verdammten Excop auf der Gehaltsliste haben …
Er schob den Gedanken vorläufig beiseite. Sein Blick ging von Valentin über Travers zu Joe. »Du hast zwei von meinen Leuten umgebracht. Du wirst sicher behaupten, dass es Notwehr war, aber ich bezweifle, dass du das beweisen kannst.«
Joe wollte protestieren, doch Liam fiel ihm ins Wort.
»Das bedeutet, dass du eine Grenze überschritten hast – eine Grenze, die kein Polizist im aktiven Dienst zu überschreiten wagen würde. Deshalb komme ich zu dem Schluss, dass du keine Bedrohung für uns darstellst.«
Jetzt war es Travers, der das Wort ergriff. Liam drehte sich um und zielte auf den Bauch des Amerikaners.
»Hey, wir hatten doch einen Deal, Mann«, rief Travers. »Ich habe versucht, Ihnen zu helfen.«
»Quatsch«, erwiderte Liam. »Du hast nur versucht, deine eigene Haut zu retten.«
Er feuerte zweimal und traf Travers aus etwa einem Meter Entfernung in den Bauch und in die Brust. Dank des Schalldämpfers war das Geräusch wenig spektakulär. Diejenigen Gefangenen, die mit dem Rücken zu ihm saßen, begriffen erst dann so recht, was sie gehört hatten, als der Amerikaner zu Boden sackte.
Joe sah Travers fallen, die Augen immer noch weit aufgerissen in ungläubigem Staunen darüber, dass sein Plan nicht aufgegangen war. Der einzige Trost war, dass es ein schneller Tod war, vielleicht besser, als Travers es verdient hatte. Aber Joe empfand keine Befriedigung.
»Das war vollkommen unnötig«, sagte er zu Liam. »Es zeigt nur, wie viel Angst Sie haben.«
Der Ire tat die Bemerkung lachend ab. Mit seinen Gefolgsleuten im Schlepptau kehrte er zur anderen Seite der Garage zurück. Joe behielt Valentin im Auge, dem der Mord an Travers ehrlich die Sprache zu verschlagen schien.
»Es läuft nicht nach Plan, oder?«
Valentin seufzte. »Bitte, Joe, hören Sie auf mit diesem verrückten Gerede.«
Die Erschöpfung war echt, das konnte Joe sehen, doch der Grund dafür war vorgeschoben.
»Es ist nicht verrückt. Sie und Juri, Sie hatten beide bei dieser Sache die Finger im Spiel.«
»Ist das wahr?«, fragte Terry Fox. Er sah aus, als würde er Valentin am liebsten in Stücke reißen, wenn er nur könnte.
»Ich kann nur hoffen, dass das nicht wahr ist«, sagte Angela. »Wenn ich annehmen müsste, dass Sie irgendetwas mit dem Mord an meinem Mann zu tun hatten …«
Valentin zuckte zusammen. »Aber nein, wenn ich es Ihnen doch sage, es ist nicht wahr! Ich bin schließlich hier, oder nicht? Ein Gefangener, genau wie Sie.« Joe registrierte den verstohlenen, berechnenden Blick, mit dem er die Wirkung seiner Darbietung auf sein Publikum abzuschätzen suchte.
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