Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
»Vergessen Sie nicht, dass Mr. McWhirter auch tot ist. Mein Berater und langjähriger Freund.«
Seine letzten Worte hatten genug Gewicht, um plausible
Zweifel an Joes Theorie aufkommen zu lassen. Angela und Terry verstummten, doch Maria fing Joes Blick auf und schüttelte vehement den Kopf. Sie war ebenso wenig überzeugt wie Joe.
»Wir wurden in Brighton überfallen«, sagte er zu Valentin. »Zwei Männer und eine Frau in einem M-Klasse-Mercedes. Sie haben versucht, Sofia zu entführen.«
»Was?« Valentin schien wie vom Donner gerührt. »Geht es ihr gut? Ist sie in Sicherheit?«
Joe nickte. »Wollen Sie behaupten, dass Sie nicht dahinterstecken? «
»Ich? Warum sollte ich …?«
»Um einem Sorgerechtsstreit zuvorzukommen. Weil Sie und Cassie kurz vor der Trennung stehen.«
Valentin brauchte eine Weile, um Joes Anschuldigungen zu verarbeiten. Er schien in sich zusammenzusacken und blickte sich resigniert um, als sei es ihm inzwischen gleichgültig, ob ihm noch irgendjemand glaubte.
»Nein«, sagte er endlich. »Ich schwöre, davon wusste ich nichts.«
Liam spürte Priyas unterdrückten Groll, als sie ihm zur anderen Seite der Garage folgte. Der Druck, der auf ihm lastete, war plötzlich überwältigend. In diesem Moment hätte er mit Vergnügen alle im Raum niedergemetzelt, nur um sich die Maske vom Kopf reißen und ein bisschen frische Luft atmen zu können. Er hatte das Gefühl, dass die Wände um ihn herum näher rückten – die Garage war eine Zelle, die immer kleiner, immer enger wurde, genau wie sein Handlungsspielraum …
Und vielleicht würde er tatsächlich in einer Zelle landen. Liam wusste, dass er das niemals überleben würde. Eher würde er sich umbringen, als dass er sich einsperren ließe.
Beim ersten Mal überhörte er Priyas Frage, und sie musste sie wiederholen.
»Ich sagte, findest du, dass das klug war?«
»Das ist mir egal. Der Ami hat mich genervt.«
Priyas Augen verengten sich. »Travers war ein unverzichtbares Glied in der Kette. Wir brauchen jemanden, dem Felton vertraut, um zu bestätigen, was passiert ist.«
»Jetzt nicht mehr. Weil wir nämlich Felton selbst herholen werden, und dann kann er es mit eigenen Augen sehen. «
Priya seufzte – es war nicht die Reaktion, die er erwartet hatte.
»Was ist los mit dir? Das war doch schließlich deine Scheißidee, Felton anzurufen!«
»Und wenn das aus irgendeinem Grund nicht klappt? Indem du Travers umgebracht hast, hast du gerade unseren Reserveplan ruiniert.«
»Wir brauchen keinen Reserveplan.«
Turner, der mit halbem Ohr mitgehört hatte, meinte: »Das glaubst aber nur du.«
»Okay, wir haben ein paar Rückschläge einstecken müssen«, sagte Liam, »aber wir haben für alles eine Lösung gefunden. Glaubt mir, wenn ihr seht, was in diesem Panikraum ist, werdet ihr das alles sofort vergessen.«
»Das will ich verdammt noch mal hoffen«, brummte Turner.
»Na schön«, sagte Priya, die strikt bei der Sache blieb. »Was ist mit Joe?«
»Wie gesagt, um den mache ich mir keine Gedanken. Wenn wir hier fertig sind, binden wir ihn an einen Propangaszylinder, und es wird so sein, als hätte er nie existiert.« Liam lachte, aber niemand stimmte ein.
»Kommt«, sagte er. »Wir bringen Oliver ins Wohnzimmer
und lassen ihn den Anruf machen, und dann könnt ihr beide den anderen helfen. Wenn wir erst mal die Transporter beladen haben, werden wir uns schon viel besser fühlen.«
Sie drehten sich wieder zu den Gefangenen um. Liam bemerkte, dass Eldon mit dem Rücken zur Wand saß, auf dem Schoß die Archivbox aus Feltons Safe. Er sah, wie Eldon ein weiteres Blatt zu denen legte, die sich lose auf dem Boden neben ihm stapelten, und sich dann dem nächsten Dokument in der Box zuwandte.
Dann hielt er plötzlich inne. Er hob den Blick, senkte ihn wieder und fixierte einen kleinen braunen Umschlag. Er nahm ihn in die Hand, betrachtete ihn von beiden Seiten und sah zu Liam herüber, als er ihn kommen hörte.
»Was ist?«, fragte Liam. »Hast du was gefunden?«
»Ich bin mir nicht sicher«, erwiderte Eldon. Er klang verwirrt. »Ich glaube schon.«
43
Das war der Moment, vor dem Oliver sich gefürchtet hatte. Erst wenige Minuten zuvor hatte sich das letzte Puzzleteil ins Bild gefügt, als der Bewacher die Archivbox geöffnet hatte und Oliver sich erinnerte …
… an die Box, die vor vier oder fünf Tagen urplötzlich im Arbeitszimmer seines Vaters aufgetaucht war. Oliver sah sich regelmäßig, wenn auch nie besonders gründlich,
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