Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
wahrscheinlich binnen einer Nanosekunde gefallen: weitermachen wie geplant.
»Dieses Arschloch«, sagte Oliver.
Sein Bewacher erwiderte nichts, musterte ihn nur mit einem prüfenden Blick, der besagte: Wohl nicht ganz richtig im Kopf. Oliver lachte.
Er blieb vor seiner Schlafzimmertür stehen, wo der Bewacher einen Schlüssel aus der Tasche zauberte. Oliver hielt die Tür immer verschlossen, und nur er wusste, wo der Ersatzschlüssel versteckt war.
Er klopfte seine Taschen ab. Dann fiel ihm ein, dass sie ihn ja schon in der Garage gründlich gefilzt und dabei den Schlüssel gefunden hatten. Dann wussten sie vielleicht doch nichts von dem Ersatzschlüssel. Das war ja ein Hoffnungsschimmer …
»Sie sperren mich ein?«, fragte er mit gespielter Ungläubigkeit.
»Ja. Wird sicher nicht für lange sein.« Der Bewacher hatte einen weichen schottischen Akzent. Er öffnete die Tür und trat zurück, um Oliver hineinzukomplimentieren, wie ein etwas brüsker Hotelbesitzer.
»Sie wissen doch, dass mein Vater ein Psychopath ist, oder?«, sagte Oliver.
»Ja«, erwiderte der Bewacher. »Wo ist das Problem?«
Die Stimme, die aus dem Rekorder drang, gehörte McWhirter. Er klang besorgt. Und im Nachhinein betrachtet hatte er auch allen Grund dazu, dachte Joe.
Das gefällt mir nicht, Valentin. Wenn man einen solchen Deal vorschlägt, sollte man es aus einer Position der Stärke heraus tun.
Felton drückte die Pausetaste und schnalzte bedauernd mit der Zunge. »Weise Worte, Valentin. Ihr Mann hätte Besseres verdient gehabt.«
Als Nächstes war Valentin selbst zu hören, ruhig und selbstsicher. Und in der sind wir. Wir haben es hier mit einem habgierigen Mann zu tun .
Das Gespräch fand offenbar auf See statt. Joe konnte im Hintergrund das Brummen eines starken Motors hören, dazu Möwengeschrei. Am Ende hatte Valentins krankhafte Angst, belauscht zu werden, ihn eingeholt. Die Wanze hatte Juri angebracht – eben der Mann, den er damit beauftragt hatte, das Boot danach abzusuchen.
Die Unterredung ging weiter. McWhirter, dessen Bedenken noch nicht ausgeräumt waren, fragte: Glaubst du, er kann Felton mit ins Boot holen?
Valentin antwortete: Da bin ich mir sicher. Noch so ein extrem habgieriger Mann .
Felton schaltete wieder auf Pause.
»Ich bin ein habgieriger Mann? Nun ja, das kann ich nicht leugnen. Ich will mich ja nicht als ein zweiter Gordon Gekko produzieren, aber ich bin sicher, dass hier im Raum Einigkeit besteht, was die Vorteile der freien Marktwirtschaft betrifft. Auch unter denen, die ihr noch nicht ganz so lange anhängen«, fügte er mit einem munteren Nicken in Richtung der beiden Ukrainer hinzu.
Er ließ das Band weiterlaufen. Sie hörten McWhirter sagen: Aber was ist mit der Finanzierung? Wir werden auf jeden Fall Feltons Kapital brauchen .
Und dann ein tiefer Seufzer der Frustration aus dem Mund des Südafrikaners. Joe konnte ihn wohl von allen Anwesenden am besten nachvollziehen. Auch er hatte schon Situationen erlebt, in denen Valentin partout nicht auf seinen professionellen Rat hatte hören wollen.
»Tja, und das ist genau der Haken«, sagte Felton, der vor Schadenfreude schier zu platzen schien. »Der arme Mr. McWhirter konnte Ihre unbekümmerte Zuversicht leider nicht in Einklang mit der Wirklichkeit bringen, wie er sie kannte. Wohingegen Sie davon ausgingen, dass Ihnen das Kapital zur Verfügung stehen würde, das Sie als ebenbürtiger Partner brauchten. Denn Sie hatten vor, sich da drin zu bedienen.«
Er deutete mit einer ungehaltenen Geste in die Richtung des angrenzenden Ankleidezimmers. Valentin und Liam schienen zu wissen, wovon er redete. Joe begriff, dass sich in diesem Raum ein weiterer Safe befinden musste, den sie nicht hatten knacken können.
Feltons Gesicht lief rot an, und er sprach jetzt ganz langsam und bedächtig, als ob er auf Zehenspitzen über ein Minenfeld des Zorns liefe.
»Sie haben begehrt, was mir gehört. Das ist ein wohl ganz normaler Wunsch. Sie waren arm, relativ gesehen, und ich war reich. Aber gerade Sie hätten es besser wissen müssen, Valentin. So läuft es nun mal nicht. Nicht im Geschäftsleben, und nicht im wirklichen Leben.«
Felton sah sie alle eindringlich an, als wollte er sicherstellen, dass ihnen auch nicht ein einziges Wort entging.
»In der wirklichen Welt sind es die Reichen, die die Armen berauben. Die Starken nehmen von den Schwachen. Das funktioniert wesentlich zuverlässiger. Jeder Versuch, den Spieß umzudrehen, muss in Tränen enden.
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