Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
die Streichhölzer dennoch ein, in der Hoffnung, dass sie wie ein Talisman wirken und irgendwie sein Selbstvertrauen stärken würden. Es gab nur einen sicheren Fluchtweg aus diesem Zimmer, und Oliver kannte ihn. Er vermied es nur so lange wie möglich, darüber nachzudenken.
Weil er unbeholfen und feige war.
Aber er war dennoch entschlossen, es zu tun.
Felton trat von der Schrankwand zurück und lenkte die Aufmerksamkeit seiner Zuschauer mit einer theatralischausladenden Geste auf die offene Tür. Wie ein billiger Fernseh-Quizmaster, dachte Joe, einschließlich des schadenfroh-bedauernden Grinsens. Das wäre Ihr Preis gewesen.
Und was für ein Preis. Joe starrte in den Tresorraum, und er wusste, dass er diesen Anblick nie vergessen würde. Die anderen reagierten sogar noch heftiger. Liam hielt erschrocken die Luft an, als er es sah. Valentin stöhnte, als hätte er einen Tritt in den Bauch bekommen.
Der Raum war randvoll mit Gold. Ein gewaltiger Stapel Goldbarren, beinahe unwirklich in ihrer schieren Größe und Menge. Im gedämpften Licht schimmerten sie mattgelb. Sie wirkten zugleich magisch und doch irgendwie gewöhnlicher, als Joe es erwartet hätte. Schlichte Metallklötze, die rein zufällig ein Vermögen wert waren.
Die unterste Lage wurde von großen Zwölfeinhalb-Kilo-Barren gebildet, die in Stapeln zu je einem Dutzend angeordnet waren. Zwanzig dieser Stapel konnte Joe sehen, aber möglicherweise waren es noch mehr. Insgesamt mindestens zweihundertvierzig. Ihren Wert konnte er nicht einmal annähernd schätzen.
Die oberste Schicht bestand überwiegend aus Ein-Kilo-Barren: glatte Quader, ungefähr so groß wie Schokoriegel. Es waren zu viele, als dass er sie hätte zählen können, aber es mussten Hunderte sein.
Entlang der Seitenwände des Raums sah Joe verschlossene Kisten und mehrere dick in Luftpolsterfolie gepackte Objekte, bei denen es sich wohl um Kunstgegenstände handelte. Manche davon waren gewiss von unschätzbarem Wert, doch neben dem Gold wirkte alles andere unbedeutend.
Felton wartete schweigend, bis sie alle Zeit gehabt hatten, den Anblick zu verdauen und – im Falle von Liam und Valentin – über ihr Scheitern nachzudenken.
»Wie viel ist das wert?«, fragte Joe.
»Einschließlich der Kunstgegenstände rund hundertfünfzig Millionen.« Feltons Ton war fast geringschätzig. »Lieber wäre mir mehr, aber in letzter Zeit war es nicht so einfach, Mittel flüssig zu machen und in Gold anzulegen. Das Problem ist, dass das zur Zeit alle machen.«
»Wegen der Rezession?«
»Grob gesprochen, ja. Ich habe schon immer einen gesunden Anteil meines Vermögens in Edelmetallen angelegt. Ein anderes Problem ist, dass ein Teil davon nicht ganz koscher ist.«
Liam lachte ungläubig. »Sie haben es gestohlen?«
»Natürlich nicht. Nur unter etwas unorthodoxen Umständen erworben. Gewöhnlich als Bezahlung für gewisse Dienstleistungen, in solchen Weltgegenden, wo man gut beraten ist, nicht die Aufmerksamkeit der Kontrollbehörden auf sich zu ziehen.«
Joe schnaubte. »Und der Steuerbehörden.«
»Ganz recht. Steuern zahlen ist etwas für Versager. Der Wertverlust, den ich bei Barren von ungeklärter Herkunft hinnehmen muss, ist schlimm genug.«
»Das Leben ist hart.«
»Das ist es allerdings«, pflichtete Felton ihm ohne eine Spur von Ironie bei. Er sah Valentin an. »Vielleicht können Sie mir noch eines erklären. Woher wussten Sie von dem Gold?«
Valentin runzelte die Stirn. »Von meinem Dienstmädchen. «
Felton wirkte erleichtert. »Das hat Juri auch behauptet. Ich war mich nicht sicher, ob ich ihm glauben sollte.«
»Sie ist mit einer der Frauen befreundet, die für Sie putzen. Diese Frau hat ein Telefongespräch mitgehört, bei dem es darum ging, dass Sie in Ihrem Haus Gold lagern wollten. Sie erwähnte es gegenüber meinem Dienstmädchen, und Maria erzählte es mir.«
»Dann haben wir das alles also dem Klatsch von Dienstboten zu verdanken?« Felton tat erstaunt, doch seine theatralische Art verriet, dass er wieder mit ihnen spielte. »Ich hatte so meine Bedenken, aber um auf der sicheren Seite zu sein, habe ich mich der fraglichen Putzfrau entledigt.«
»›Entledigt‹?«, wiederholte Joe.
»Nun, die Polizei wird es höchstwahrscheinlich als einen missglückten Einbruchdiebstahl behandeln.« Felton lachte in sich hinein. »Ich dachte, das wäre doch irgendwie passend.«
Valentin sah finster drein. »Genug von diesen Spielchen. Wenn Sie uns umbringen wollen, dann tun Sie
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