Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
Firmenbeteiligungen im Wert von hunderten Millionen Pfund dagestanden hatte.
Erst nachdem Sofia gebändigt war, trat Valentin auf den Wagen zu. Cassie blickte auf und sah ihn, und Joe registrierte die Panik, die in ihrem Gesicht aufflackerte. Dann breitete sie mit einem nervösen Lächeln die Arme aus und ließ die hastige, unbeholfene Umarmung ihres Ehemannes über sich ergehen.
Joe wandte sich ab. Gary McWhirter kam auf ihn zu, in der Hand den Buggy der Kleinen. Valentins Berater war Ende vierzig, ein schlanker Südafrikaner mit dünnen rotblonden Haaren und einem attraktiven, wettergegerbten
Gesicht, in dem nur die leichten Glubschaugen den Gesamteindruck etwas verdarben.
»Haben Sie den vergessen?«
»Ich wollte ihn gerade holen«, sagte Joe und nahm ihm den Buggy ab.
McWhirter gähnte ausgiebig und streckte sich, indem er die Arme weit ausbreitete. Auf seinem Hemd waren Schweißflecken.
»An Tagen wie heute beneide ich Sie. Wo übernachten Sie noch mal? Im Blue Anchor?«
Joe nickte. Das Anchor war ein Boutique-Hotel an der Brightoner Strandpromenade, an dem Valentin eine größere Beteiligung hielt.
»So ein perfekter Sommerabend – da können Sie draußen auf der Terrasse sitzen, Ihre Cola schlürfen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen.« Er feixte. »Und sich dabei am Anblick von Cassies Freundinnen weiden, Sie verdammter Glückspilz.«
»Besser als arbeiten ist‘s allemal«, ging Joe auf McWhirters Frotzelei ein.
»Das ist es allerdings. Ich sag‘s Ihnen, Mann, Sie müssten mir eigentlich Provision zahlen. So eine ruhige Kugel haben Sie sicher noch nie geschoben.«
Joe erwiderte nichts, sondern trug den Buggy zum Wagen. Valentin sprach leise, sodass Cassie sich weit zu ihm vorbeugen musste. Ihre Miene war ernst und pflichtbewusst. Sie sah aus wie ein Kind, das von seinem Vater ermahnt wird. Joe rügte sich jedes Mal, wenn er diesen Vergleich anstellte, aber manchmal ließ er sich einfach nicht vermeiden.
Nachdem er sich verabschiedet hatte, lehnte Valentin sich in den Fond des Wagens und küsste Sofia, die prompt wieder zu heulen anfing. Während Cassie auf die andere
Seite lief, um einzusteigen, schlug Valentin die hintere Tür zu, ohne ein Wort oder auch nur einen Blick für Jaden übrig zu haben.
Er wandte sich an Joe. »Passen Sie auf sie auf.«
»Das werde ich.«
Valentin sah den Pajero an und nickte abwesend. »Sorgen Sie dafür, dass Cassie sich heute Abend gut amüsiert. Sie hat es verdient.«
Heute hatte Oliver Felton seinen Posten mit Verspätung eingenommen. Seine Schwester hatte wieder angerufen, zum dritten Mal an diesem Nachmittag. Zuvor hatte sie ihn so lange mit E-Mails und SMS bombardiert, bis er schließlich nachgegeben und den Hörer abgehoben hatte.
»Was machst du gerade?«, hatte sie wissen wollen.
»Ich mach mich auf deine Standpauke gefasst.«
»Wirklich sehr witzig. Ich meine, wieso lungerst du da unten ganz alleine rum? Du solltest doch bei Ginny sein.«
»Ich bin nicht hingegangen.«
Seine Schwester stöhnte. »Dad hat eine halbe Ewigkeit damit zugebracht, dieses Date zu arrangieren.«
»Umso mehr Grund, nicht hinzugehen.«
»Mein Gott, Ollie. Erzähl mir nicht, dass du nicht scharf auf das Mädel bist – ich weiß doch, dass du es bist. Du kannst ja nicht mehr gerade gehen, wenn du sie siehst.«
»Das habe ich nie bestritten. Aber sie denkt, ich bin nicht ganz sauber.«
»Und das war die ideale Gelegenheit, diesen Eindruck zu korrigieren. Du hast zugestimmt , Oliver. Ich habe gehört, wie du es Dad versprochen hast. Also ehrlich, wenn du dich so benimmst, verzweifle ich echt an dir.«
Verdrossenes Schweigen folgte. Oliver konnte sich ihren Gesichtsausdruck in allen Details vorstellen. Sie waren
nur ein Jahr auseinander und teilten fast alle Eigenarten, mit der Ausnahme, dass Rachel die Angewohnheit hatte, ihre Unterlippe vorzuschieben, um ihre Missbilligung zum Ausdruck zu bringen. Angeblich war das der Anblick, der in so vielen Männern den Wunsch weckte, mit ihr zu schlafen, aber in Oliver weckte er nur den Wunsch, sie zu ohrfeigen, bis sie blutete.
Als von ihm keine Entschuldigung kam, setzte Rachel ihm weiter zu. »Du weißt schon, was Dad dazu sagen wird, oder? Dass du etwas verschmähst, was du eigentlich willst, nur weil er auch will, dass du es bekommst …«
» ›Du schneidest dir bloß ins eigene Fleisch‹ «, imitierte Oliver einigermaßen überzeugend die schnarrende, gedehnte Aussprache seines Vaters. »Na und? Ich würde
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