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Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach

Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach

Titel: Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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zurückgehen.
    »Was hat er gesagt?«, fragte Cassie.
    »Nicht viel.«
    »Etwas muss er doch gesagt haben.«
    »Er meinte nur, ich soll auf Sie aufpassen.«
    Cassie bedrängte ihn nicht weiter, doch das Schweigen, das nun folgte, hatte etwas Verkrampftes. Joe steuerte den Pajero durch das offene Tor und bog in die Straße ein. Weit und breit war niemand zu sehen. Gegenüber der einzigen Häuserreihe an der Uferstraße lag das sogenannte Schmugglerwäldchen: ein paar Hektar von Moor durchsetztes Waldland, durchzogen von einem Netz von überwucherten Pfaden. Durch eine vertragliche Vereinbarung vor Bebauung geschützt, bildete dieses Wäldchen einen Puffer zwischen dem Wohngebiet und dem Truppenübungsplatz.
    Bis zur Brücke war es ungefähr eine halbe Meile. Joe fuhr langsam, und als er wieder einen Blick in den Innenspiegel warf, sah er, dass Sofia den Kopf kaum noch gerade halten konnte und ihre Augenlider schwer wurden. Cassie starrte aus dem Seitenfenster; vielleicht, weil sie nicht reden wollte.
    Kurz vor der Brücke passierten sie den Eingang zum Gelände des Verteidigungsministeriums: ein hohes Flügeltor, bepflastert mit strengen Warnungen. Aus purer Gewohnheit sah Joe nach, ob jemand von rechts kam, obwohl er seit Monaten auf dem Übungsplatz keine Aktivitäten mehr beobachtet hatte.
    Danach kam auf der linken Seite der große, baufällige Schuppen, der einst die Kabelfähre beherbergt hatte. Die
Brücke verlief parallel zur alten Fährstrecke. Kaum breit genug für zwei Autos, war sie ungefähr fünfundvierzig Meter lang und verlief in einer Höhe von viereinhalb Metern über dem alten Damm.
    Heute musste Joe links ranfahren und auf ein entgegenkommendes Fahrzeug warten, was ungewöhnlich war. Es war eine schwarze Cadillac-Limousine, die in der Mitte der Fahrbahn fuhr, als sie die Brücke überquerte. Der Fahrer trug einen dunklen Anzug und eine Sonnenbrille. Er schien stur geradeaus zu schauen, als ob alle anderen Verkehrsteilnehmer für ihn Luft wären.
    Erst als beide Autos auf gleicher Höhe waren, erhaschte Joe einen Blick auf den Fahrgast im Fond. Er sah einen Mann um die sechzig, groß und massig. Vollkommen kahler Schädel, kantige Gesichtszüge, grüblerische Miene.
    Ihre Blicke trafen sich nur einen Sekundenbruchteil lang, aber Joe hatte sofort das Gefühl, den Mann schon einmal gesehen zu haben. Seine Reaktion spiegelte sich im Gesicht des anderen Mannes, und dann rauschte der Cadillac auch schon an ihnen vorbei.
    Joe fuhr auf die Brücke und versuchte sich zu erinnern, wo er den anderen schon einmal gesehen haben könnte. Als er nach links schaute, um Cassie zu fragen, ob sie ihn richtig hatte sehen können, bemerkte er, dass dicht vor dem Fährschuppen ein Fahrzeug parkte. Ein schlichter weißer Citroën-Transporter, ohne Aufschrift oder Firmenlogo. Das Scheibe auf der Fahrerseite war heruntergelassen, und ein Männerarm lehnte im Fenster, eine Zigarette zwischen den Fingern.
    Sicherlich irgendwelche Wartungsarbeiten, dachte Joe, wenngleich er fand, dass zwanzig nach vier an einem Freitagnachmittag dafür eine ungewöhnliche Zeit war.
    Aber es war die Identität des Fahrgasts im Cadillac, die
ihn am meisten beschäftigte. Er wartete, bis sie die Brücke hinter sich hatten, und drehte sich wieder zu Cassie um.
    »Das war wohl der Besuch Ihres Mannes?«
    »Nehme ich an.«
    »Wissen Sie, wer er ist?«
    »Keine Ahnung.«
    Joe lächelte. Er konnte nicht sagen, ob sie auf ihn sauer war oder auf Valentin oder ob seine Fragen sie schlicht und einfach langweilten.
    »Was ist mit dieser riesigen Jacht, die vor der Insel liegt?«
    »Oh, ich habe ihn davon reden hören. Valentin hat sie gechartert. Er hat gejammert, weil die Mindestmietdauer eine Woche beträgt und er sie nur für heute braucht.«
    »Wieso nimmt er nicht seine eigene Jacht?«
    »Nicht eindrucksvoll genug.«
    »Für dieses Treffen?«
    Sie nickte. »Er überlegt, seine eigene gegen ein größeres Modell einzutauschen. Ich habe neulich gesehen, wie er Prospekte studiert hat.«
    Joe zögerte kurz und riskierte dann eine weitere unverschämte Frage. »Ist aber eine ziemlich mutige Entscheidung bei dem gegenwärtigen Geschäftsklima, oder nicht?«
    »Es ist verrückt, wenn Sie mich fragen. Aber das ist Valentins Sache. Er weiß schon, ob er sich das leisten kann oder nicht.«
    Der Fahrer des Transporters sah dem Pajero nach, bis er verschwunden war. Er zog noch ein letztes Mal an seiner Zigarette und warf die Kippe in Richtung Wasser, doch er

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