Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
Miene sich wieder, als sie merkte, dass ihr Sohn immer noch fehlte. »Komm jetzt, Jaden! Wir müssen uns beeilen.«
Von der Toilette im Erdgeschoss kam ein gedämpfter Ruf. Cassie war missgestimmt.
»Sie wollen mich ganz eindeutig loswerden«, schimpfte sie. »Plötzlich muss alles ganz schnell gehen, bevor sein ach so wichtiger Besuch eintrifft.«
Joe überlegte noch, wie er sie aufmuntern könnte, ohne den Termin beim Juwelier zu erwähnen, als die Toilettenspülung rauschte und Jaden durch die Halle zur Tür gerannt kam. Er ignorierte seine Mutter und rannte mit vollem Karacho in Joe, umklammerte seine Beine und brüllte wie ein Löwe. Es war ein Spiel, das sie oft spielten, aber diesmal war Joe nicht darauf gefasst und hätte fast das Gleichgewicht verloren.
»Hast mich erwischt!«, sagte er. Er stellte den Kinderwagen ab, packte Jaden und schwang ihn hoch in die Luft. Der Junge quietschte vor Vergnügen und schlug nach Joes Gesicht, wobei er die Nase nur knapp verfehlte. Jaden liebte solche derben Rangeleien, und Joe war der Einzige im Haus, der dabei willig mitmachte.
Für Cassie verstärkte es nur die ohnehin vorhandenen Spannungen, da es die Aufmerksamkeit auf all das lenkte, woran es in der Beziehung zwischen Jaden und seinem Stiefvater mangelte. Aus Rücksicht auf ihr Unbehagen setzte Joe Jaden wieder ab und deutete auf die offene Tür.
»Wird Zeit, dass wir losfahren«, sagte er.
Liam bewegte sich zuerst. Er stieg um die Leiche herum, um nicht in die Blutlache zu treten.
»Geh nicht dran«, sagte Priya.
»Ich muss. Es ist wahrscheinlich seine Freundin.«
»Na und?«
»Wir wissen nicht, von wo sie anruft.«
Er ging in die Hocke, schob die Hand in die Hosentasche
des Maklers und zog das Handy heraus. Priya stieg die Stufen zu dem großen Panoramafenster hinauf, das die Halle mit Licht durchflutete. Sie sah hinaus.
»Sie parkt auf der Straße.« Und dann, mit aufgeregter Stimme: »Sie kommt auf das Haus zu!«
Liam wurde von einem rauschhaften Gefühl der Unbesiegbarkeit erfasst. Jetzt war er in seinem Element. Er liebte die Gefahr, das Risiko. Besonders, wenn er improvisieren konnte.
»Geh du dran«, sagte er.
Priya starrte ihn ungläubig an. Sie trabte die Stufen hinunter, als Liam ausholte, um ihr das Handy zuzuwerfen. Sie legte die hohlen Hände aneinander wie ein Fänger beim Cricket und fing es geschickt auf, um sich dann in den hinteren Teil der Halle zurückzuziehen. »Was soll ich sagen?«
»Spiel ihr vor, dass er sie betrügt.«
Immer noch unsicher, schob sie das Bedienfeld hoch und meldete sich. Ihre Stimme klang plötzlich tiefer und ein wenig atemlos. »Hallo?«
Liam registrierte das verwirrte Schweigen am anderen Ende. Triumphierend eilte er zu Priya hinüber. Sie machte Anstalten, ihm auszuweichen – offensichtlich fürchtete sie, die Anruferin könne seine Anwesenheit bemerken. Dann begriff sie: Das war alles Teil des Täuschungsmanövers.
Sie sagte: »Er, äh … er kann im Moment nicht mit Ihnen sprechen.« Sie hielt das Handy ein paar Zentimeter von ihrer Wange weg, sodass Liam mithören konnte.
»Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?«, rief eine schrille Stimme. »Arbeiten Sie mit ihm zusammen?«
» Arbeiten … nicht direkt.«
Wieder eine beunruhigte Pause. Liam trat näher, und
diesmal wich Priya nicht aus, ließ zu, dass er ihre Intimdistanz überschritt. Sie hielten Blickkontakt; Liam lächelte, während Priyas Miene nichts verriet. Aber er spürte, dass sie das Verwirrspiel genoss, genau wie er ihre physische Nähe spürte – ihr Herz, das nur Zentimeter von seinem entfernt pochte, und den sanft berauschenden Duft, der von ihre Haut aufstieg.
Ein Stöhnen, das durch den kleinen Handy-Lautsprecher wie statisches Rauschen klang, verriet, dass der Groschen gefallen war.
»Oh, das glaub ich jetzt nicht … dieses miese Betrügerschwein! «
Priya gab keine Antwort, sorgte aber dafür, dass die Frau sie atmen hören konnte. Wahrscheinlich konnte sie auch Liams Atem hören.
»Da komme ich extra den langen Weg hierher …«, grummelte die Frau in sich hinein. Und dann, nach einem tiefen, entschlossenen Seufzer: »Wissen Sie was, Schätzchen, Sie können ihn gerne behalten. Er ist ein Wichser, das dürfen Sie ihm von mir ausrichten.«
Sie beendete das Gespräch, und zugleich war ein halbherziger Schlag gegen die Haustür zu hören. Priya schob das Handy zusammen, um sich an der Leiche des Maklers vorbei und hinauf zum Fenster zu schleichen.
»Sie steigt in ihr
Weitere Kostenlose Bücher