Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
Auto. Sieht ziemlich sauer aus.«
Liam grinste befriedigt. »Sie weiß gar nicht, was für ein Glück sie gehabt hat.«
10
Oliver Felton sah die Frau ankommen. Er beobachtete, wie sie mit einem Handy am Ohr auf das Haus zuging. Und er beobachtete, wie sie immer frustrierter wurde, bis sie schließlich wieder in ihren Wagen stieg und davonfuhr. Er sah das alles, und er fand es ausgesprochen spannend.
Denn er wusste, wer sie war, und er wusste, dass sehr wohl jemand im Haus war.
Oliver hatte den Instinkt des Voyeurs. Schon seit einigen Wochen wusste er, dass jemand Dreamscape für eine heimliche Affäre mit einer billig aussehenden Blondine benutzte. Er hatte sich zusammengereimt, dass der Mann ein Makler von der Immobilienfirma sein musste, die sein Vater – wieder einmal – damit beauftragt hatte, das Monstrum loszuwerden.
Er hatte das Pärchen heimlich ein – und ausgehen sehen, und mehr als einmal hatte er sie beim Sex in einem der Schlafzimmer beobachtet. Er kannte ihre Gewohnheiten, und der Freitagnachmittag war ihre bevorzugte Zeit.
Aber was er heute gesehen hatte, ergab wenig Sinn. Ein Auto, das er als das des Weiberhelden erkannte, fuhr in die Garage. Einen Augenblick später kam ein anderer Mann – ein Mann, den er noch nie gesehen hatte und der ihm auf den ersten Blick unsympathisch war – aus der Garage spaziert und stieg in einen Transporter einer Baufirma, der am Straßenrand parkte. Er fuhr den Transporter in die Garage und machte das Tor hinter sich zu.
Und jetzt hatte die billige Blondine angerufen, hatte festgestellt, dass niemand zu Hause war, und war wütend abgezogen. Es war verwirrend, aber das machte Oliver nichts aus. Es gab weitaus Schlimmeres, als verwirrt zu sein.
Von allen denkbaren Erklärungen verfiel er wie selbstverständlich auf die schlüpfrigste. Vielleicht war der Makler ja bisexuell und betrog die Frau mit einem anderen Mann. Oder vielleicht hatte er die Frau auch eingeladen, weil ihm der Sinn nach einem flotten Dreier stand, und war dann zu dem Schluss gekommen, dass die Frau überflüssig war.
Aber dass sie die Autos in die Garage gefahren hatten – das schien doch eine übertriebene Vorsichtsmaßnahme zu sein. Normalerweise fand der Makler nichts dabei, seinen Wagen in der Auffahrt stehenzulassen, da ihm zweifellos bekannt war, dass sein Kunde die meisten Wochenenden in Südfrankreich verbrachte. Das eine Mal, als Robert Felton das Auto bemerkt hatte, hatte er Olivers Erklärung geschluckt, dass der Makler nur im Haus nach dem Rechten sehe.
Das Letzte, was Oliver wollte, war, dass sein Vater diesen Rendezvous ein Ende bereitete. Dazu hatte er viel zu viel Spaß daran.
Joe nahm die Reisetaschen und folgte Cassie nach draußen. Jaden stand bereits am Pajero und zog die hintere Tür auf. Während Joe die Taschen im Kofferraum verstaute, bugsierte Cassie das Baby in den Kindersitz. Sofia begann augenblicklich zu schreien und um sich zu schlagen. Joe sah Cassie über die Schulter und schnitt alberne Grimassen, aber nicht einmal diese normalerweise unfehlbare Ablenkungstechnik hatte den gewünschten Effekt.
»Sie ist fix und fertig, das ist das Problem«, sagte Cassie. »Sie weiß, dass sie im Auto einschlafen wird.«
Joe ging zurück zum Haus, um den Buggy zu holen, als plötzlich Valentin Nasenko in der Tür stand. Er schien zurückzuzucken, als er sah, wie Cassie mit Sofia rang,
und blieb zögernd auf der Schwelle stehen, als ob sich seine Augen erst an den grellen Sonnenschein gewöhnen müssten.
Valentin war vierundfünfzig, und seine Figur war eine unvorteilhafte Mischung aus fett und dürr: knochige Arme und Beine und eine fußballgroße Wampe. Sein Gesicht war lang und schmal, mit ausgeprägten Tränensäcken und einem schlaffen Truthahnhals, doch seine Nase war dick und fleischig. Er hatte graues Haar, das er nach hinten gekämmt trug, was seine Geheimratsecken betonte, und seine Augen waren von einem trüben Blassblau. Trotz der Hitze trug er eine maßgeschneiderte Hose und ein lila Hemd mit Streifen, aus dessen offenem Ausschnitt ein Büschel silberfarbener Borsten hervorlugte.
Er sah aus wie ein kleiner Beamter, oder vielleicht wie ein Rektor an einer mittelmäßigen Schule. Joe fiel es immer noch schwer, Valentins sanfte Erscheinung mit dem Wissen in Einklang zu bringen, dass dieser graue, unscheinbare Mann sich durch die chaotische Übergangsphase der ehemaligen Sowjetunion von der Plan – zur Marktwirtschaft gewurstelt und am Ende mit
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