Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
südlichsten Zipfel, und damit am weitesten vom Festland entfernt, stand ein Bungalow im Landhausstil, der Donald und Angela Weaver gehörte.
Donald war pensionierter Beamter, Angela hatte als Universitätsdozentin gearbeitet und war jetzt irgendwie ehrenamtlich tätig. Ihr einziger Sohn, Joe, war 2007 im Alter von achtundzwanzig Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Die Weavers waren eigentlich nicht sonderlich vermögend; es war die Lage ihres Grundstücks, die sie wichtig machte. Sie waren zu nahe am Kern des Geschehens, als dass man sie hätte ignorieren können.
Das Haus neben dem der Weavers gehörte Robert Felton, dem eigentlichen finanziellen Schwergewicht auf Terror‘s Reach. Nachdem er eine Zeitlang in der Armee gedient hatte und dabei zeitweise im Verteidigungsministerium eingesetzt war, trat Robert Mitte der Neunzigerjahre in die Munitionsfirma seines Vaters ein. Er brachte die Energie und die Skrupellosigkeit der Jugend in das Unternehmen ein, und nicht zuletzt auch eine Reihe wichtiger
Beziehungen. Binnen weniger Jahre hatte der Profit sich verzehnfacht, und die Feltons verkauften ihre Mehrheitsbeteiligung an ein amerikanisches Konglomerat – just zu dem Zeitpunkt, als erste kritische Stimmen laut wurden, die ihre Deals mit diversen fragwürdigen Regimes in Afrika und im Nahen Osten über die Lieferung von Landminen, Granaten und Sturmgewehren anprangerten.
Während Felton senior sich aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen hatte, um Golf zu spielen und sein Geld zu zählen, konzentrierte Robert sich auf andere Geschäftsbereiche. Insbesondere hatte er nach dem Sturz des Saddam-Regimes im Irak eine Reihe lukrativer Aufträge in den Bereichen Sicherheit und Wiederaufbau an Land gezogen. Einen Teil der Einnahmen investierte er in eine defizitäre Kette von Sportgeschäften und stellte wieder einmal sein glückliches Händchen unter Beweis, als er sie für das Dreifache des Kaufpreises an eine Private-Equity-Firma weiterverkaufte.
Felton, dessen Privatvermögen inzwischen auf weit über eine Milliarde Pfund geschätzt wurde, hatte das Haus auf Terror‘s Reach persönlich entworfen und den Bau beaufsichtigt. Es war ein monströser neogotischer Palast mit acht Schlafzimmern, einem Squashcourt und – das war der springende Punkt – einem begehbaren Safe.
Schon seit langem verwitwet, hatte Felton sich das Image eines hemmungslosen Draufgängers und Playboys der alten Schule erworben. Dieses Wochenende verbrachte er in seinem Appartement in Monaco, wo er am besten seiner Leidenschaft für Frauen und Glücksspiel nachgehen konnte, ohne den missbilligenden Blicken seiner beiden Kinder ausgesetzt zu sein. Obwohl beide schon Anfang zwanzig waren, hatten weder Rachel noch Oliver bisher einen ausgeprägten Ehrgeiz an den Tag gelegt, es
selbst im Leben zu etwas zu bringen. Rachel machte zurzeit in New York einen Fotokurs, während Oliver das Wochenende mit Freunden seines Vaters in Oxfordshire verbrachte.
Das dritte Haus war Dreamscape, die Basis für ihre Operation, ebenfalls im Besitz von Robert Felton, der es auch entworfen hatte. Im Vergleich mit seinen Dimensionen verblassten alle anderen Anwesen auf der Insel, doch war seine Fertigstellung mit den ersten Anzeichen eines Abwärtstrends auf dem Immobilienmarkt zusammengefallen. Eine Zeitlang war es an einen alternden Rockstar vermietet gewesen, der hier Zuflucht gesucht hatte, während er seine Abhängigkeit von verschreibungspflichtigen Schmerztabletten auskurierte. Seit seinem Auszug stand das Haus leer, war aber immer noch komplett eingerichtet, während Felton – bisher vergeblich – nach einem Abnehmer suchte.
Neben Dreamscape stand eine konventionellere pseudogeorgianische Villa, die einem Stürmerstar aus der englischen Premier League gehörte. Dessen Frau Trina, ein Exmodel, hatte das gemeinsame Vermögen kräftig vermehrt, indem sie ihren Namen für eine Bademoden-Kollektion, ein Fitnessprogramm und eine dreibändige Autobiografie hergegeben hatte. Der Kicker war derzeit an einen italienischen Club ausgeliehen, und die ganze Familie hatte ihre Zelte in Rom aufgeschlagen, während Trinas Vater Terry Fox, der früher in der Baubranche gearbeitet hatte, in ihrer Abwesenheit das Haus hütete.
Das letzte der fünf Häuser gehörte Valentin Nasenko. Mit seinem modernistischen Stil war es das außergewöhnlichste und beeindruckendste Bauwerk auf der Insel gewesen, bis es von Dreamscape übertrumpft worden war. Liam fand, dass es wie ein
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