Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
nachzugeben.
Er hätte es draußen tun können, aber das brachte längst nicht den gleichen Kick. Draußen war es einfach nur ein stinknormales Lagerfeuer.
Er entschied sich für den Küchenboden. Es war irgendein italienischer Schiefer. Entsetzlich teuer, sollte also feuerfest sein. Oliver hatte keine Ahnung, ob die Platten bei hohen Temperaturen vielleicht springen würden. Wenn ja, würde er einfach sagen, er habe etwas Schweres darauffallen lassen.
Der Scheiterhaufen, den er aufschichtete, war recht bescheiden, dafür aber symbolisch. Zuerst eines seiner Lieblings-Pornohefte – es stand für seine Begierde nach der Frau, die er erfolgreich unterdrückt hatte. Dann eine halbe Flasche Brandy, stellvertretend für ein anderes Laster, auch wenn es eigentlich keines seiner eigenen war. Und zuletzt das Jackett eines der kostbaren handgefertigten Anzüge seines Vaters.
Oliver riss ein paar Seiten aus dem Magazin heraus, knüllte haarlose Genitalien und dümmliche Schmollmünder zu einem surrealen erotischen Altpapierhaufen zusammen. Dann kippte er Brandy über die Jacke. Entzündete das erste Streichholz, hielt es sich unter die Nase und inhalierte mit versonnener Miene, bis die Flamme flackerte und erlosch.
Er schlug die Augen auf. Atmete durch und dachte einen Moment lang nach. Musste er das unbedingt tun? Sollte er es tun?
Alberne Frage.
Er zündete ein zweites Streichholz an. Und hielt es an den Brandy.
15
In und um Brighton war der Verkehr genauso dicht, wie Joe es befürchtet hatte. Als sie endlich im Parkhaus unter dem Shoppingcenter am Churchill Square einen freien Platz gefunden hatten, war es fünf nach halb sechs. Zu spät.
Jaden gähnte und erklärte, er habe Hunger. Sofia schlief noch. Cassie hob sie behutsam aus dem Auto und setzte sie in den Buggy.
»Wohin gehen wir denn nun?«, fragte sie.
»Es soll eine Überraschung sein.«
Sie sah ihn mit hochgezogenen Brauen an. »Ach, kommen Sie schon, Joe. Ich bin kein großer Fan von Überraschungen. «
Er zuckte mit den Achseln. »Wir sollen bei Merrion & Son etwas abholen. Aber wir kommen wahrscheinlich zu spät.«
»Glaube ich nicht – so, wie ich Valentin kenne.«
Ihre kryptische Bemerkung wurde erst verständlich, als sie den Laden erreichten, der in den »Lanes« lag, einem Labyrinth aus malerischen kleinen Gässchen im ältesten Teil Brightons. Hervorgegangen aus einem winzigen Fischerdorf namens Brighthelmstone, beherbergte das Viertel heute eine Ansammlung von Designer-Boutiquen, Szenerestaurants und schätzungsweise tausend Juweliergeschäften. Trotz seiner eher bescheidenen Ladenfront war Merrion & Son eines der teuersten.
In der Tür hing ein CLOSED-Schild. Joe versuchte es dennoch – verschlossen. Er spähte durch die Scheibe in den schwach beleuchteten Laden. Als er sah, dass sich drinnen etwas bewegte, klopfte er. Einen Augenblick später tauchte auf der anderen Seite ein Gesicht auf, und sie hörten, wie ein Schlüssel ins Schloss gesteckt wurde.
Die Tür ging auf, und Merrion junior begrüßte sie. Er war ein fülliger, geschniegelter Mann in den Vierzigern, der mehr von einem Autohändler als von einem Juwelier hatte: schicker Anzug, die Haare perfekt gewachst und gescheitelt, dazu die gepflegtesten Fingernägel, die Joe je bei einem Mann gesehen hatte.
Er bat sie herein und schloss die Tür hinter ihnen ab. Verlegen entschuldigte Cassie sich für ihre Verspätung.
»Oh, wir sind nach Ladenschluss immer noch eine Weile hier. Das ist wirklich überhaupt kein Problem, Mrs. Nasenko. «
Für einen schwerreichen Kunden wie Valentin tut man doch alles. Joe sah zu, wie der Juwelier hinter den Tresen eilte, eine Schublade aufschloss und eine kleine Samtschatulle herausnahm. Cassie konzentrierte sich auf Jaden, der eifrig damit beschäftigt war, die Vitrinen mit klebrigen Fingerabdrücken zu verzieren.
»Ich hab ein Auge auf ihn«, sagte Joe. Er winkte Jaden zu einer Auslage mit Armbanduhren. »Mal sehen, ob du schon die Uhr lesen kannst.«
Mit offensichtlichem Widerwillen trat Cassie an den Tresen. Merrion junior hatte die Schatulle inzwischen geöffnet und etwas herausgenommen. Er hielt es Cassie hin, die keine Anstalten machte, es zu nehmen.
»Hübsch«, sagte sie mit tonloser Stimme.
Der Juwelier hüstelte höflich. »Er ist genau nach Mr. Nasenkos Angaben gefertigt – ein Ewigkeitsring aus Platin mit Saphiren, Diamanten und einem ausgesprochen exquisiten Blickfang: einem Paraiba-Turmalin.« Atemlos vor Erregung
Weitere Kostenlose Bücher