Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
Halluzination und auch kein böser Streich.
Donald war tot, und jetzt würde sie vielleicht auch sterben.
Fast gegen ihren Willen quollen ihr ein paar Tränen aus den Augen. Die Luft in der Garage war stickig und widerlich warm, doch ihr Körper fühlte sich an, als wäre er in Eiswasser getaucht worden. Sie begann zu zittern, und dann erbrach sie sich ohne Vorwarnung.
Ihr Bewacher betrachtete das Malheur und verzog das Gesicht. »Jetzt stinkst du uns hier alles voll, du dumme Kuh!«
Eine weitere Geisel wurde hereingeführt und neben ihr zu Boden geworfen. Angela erkannte den Vater der Frau des Fußballers. Terry Soundso , dachte sie, und sie schämte sich. Auf Terror‘s Reach hatte es noch nie viel Gemeinschaftssinn gegeben, und dafür waren sie und Donald nicht minder verantwortlich als alle anderen.
Nachdem er seine Umgebung in Augenschein genommen hatte, rutschte der Neuankömmling herum, sodass er Angela besser sehen konnte. Er musterte sie besorgt, die Augen zu Schlitzen verengt.
»Alles in Ordnung mit Ihnen?«
Sie nickte, erkannte aber im nächsten Moment, wie absurd es war, in einer solchen Situation auf leere Floskeln zurückzugreifen.
»Oder vielmehr, nein. Sie haben meinen Mann ermordet. «
»Mein Gott. Das tut mir leid.« Er sah sie eine Weile in düsterem Schweigen an. »Ich bin Terry Fox. Trinas Vater.«
Angela stellte sich vor. Sie sahen, wie Angelas Aufpasser ins Haus zurückging und sie mit dem Mann allein ließ, der Fox gebracht hatte. Er wirkte nicht ganz so bedrohlich wie sein Komplize. Terry jedenfalls schien sich von ihm nicht einschüchtern zu lassen.
»He! Helfen Sie gefälligst der Frau, sich sauberzumachen. Sie können sie doch nicht so hier liegenlassen.«
»Schnauze«, knurrte der Aufpasser. Er lehnte an der Motorhaube eines Renault Mégane und inspizierte verschiedene Mobiltelefone. Angela erinnerte sich, dass der Mégane dem Immobilenmakler gehörte. Sie wagte kaum, sich auszumalen, was mit dem Mann passiert sein musste.
»Hören Sie, Mann, Sie können uns von mir aus alle ausrauben«, sagte Terry, »aber Sie sollten verdammt noch mal diese Dame mit ein bisschen Respekt behandeln.«
Terry protestierte hartnäckig, bis der Aufpasser schließlich nachgab und einen Packen Papiertücher und ein Glas Wasser holte. Er kniete sich neben sie und zögerte dann.
»Lassen Sie sie es selbst machen«, sagte Terry.
Zu Angelas Erstaunen schnitt der Aufpasser ihre Fesseln durch. Dann zog er seine Waffe und behielt Angela genau im Auge, während sie ihre Bluse abwischte und sich den Mund ausspülte. Anschließend versuchte Terry ihn dazu zu überreden, ihre Hände nicht wieder zu fesseln, doch der Mann wollte nichts davon wissen.
»Dann binden Sie ihr die Hände wenigstens vor dem Körper zusammen. Sie ist keine Bedrohung für Sie.«
Wieder gab der Bewacher nach, doch er fesselte sie nicht nur an den Handgelenken, sondern auch an den Füßen. Dann ging er mit Terry ebenso vor, ehe er sich wieder seiner Handysammlung widmete.
»Danke«, sagte Angela.
Terry nickte. »Danken Sie mir später, wenn wir hier rauskommen.«
Angela war verblüfft. Bis jetzt war es ihr noch gar nicht in den Sinn gekommen, dass sie über den heutigen Abend hinaus eine Zukunft haben könnte.
Ihr Pessimismus schien gerechtfertigt, als weitere drei Bandenmitglieder durchs Haus in die Garage gestapft kamen. Sie brachten vier Gefangene mit. Angela erkannte Valentin Nasenkos Dienstmädchen und seinen Leibwächter, nicht aber die beiden anderen Männer. Ihr Herz schlug heftig, als sie sich fragte, was mit der Familie passiert war – und vor allem mit Joe.
Valentin selbst war ihr ziemlich gleichgültig. Er war ihr immer als ein kleinlicher, engstirniger Mann erschienen, launisch und zu Wutausbrüchen neigend. Im Gegensatz dazu machte seine junge Ehefrau einen freundlichen und
herzlichen Eindruck, wenngleich ein wenig schüchtern, und ihre Kinder waren einfach bezaubernd. Angela betete, dass ihnen nichts zugestoßen war.
Und dann war da noch Joe. Sie wusste, dass er sehr wohl in der Lage war, diesen Männern erbitterten Widerstand entgegenzusetzen, doch sie waren ihm zahlenmäßig hoffnungslos überlegen. Sie musste die sehr reale Möglichkeit in Betracht ziehen, dass er ebenfalls tot war.
Joe hielt sich im Schatten der Bäume, bis er auf der Höhe der Südgrenze von Nasenkos Anwesen war. Dann sprintete er über die Straße und ging hinter der Grundstücksmauer in Deckung. Er schlich auf das Tor zu und hörte im
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