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Owen Meany

Owen Meany

Titel: Owen Meany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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und kaufte mir wieder einmal die New York Times; Gott sei Dank hat mich niemand gesehen, der mich kennt.
Eine Tochter der Brocklebanks wurde am Wochenende in der Bishop Strachan Chapel
getraut; viele Absolventinnen der Bishop Strachan School tun das – sie kehren
zurück an ihre alte Schule, um den Bund fürs Leben zu schließen, selbst die,
die sich während ihrer Schulzeit hier alles andere als wohl gefühlt haben.
Gelegentlich werde ich zu einer Hochzeit eingeladen – bei dieser hat Mrs.
Brocklebank es getan – doch die betroffene Tochter hatte es geschafft, mich in
ihrer gesamten Schulzeit nie als Lehrer zu haben, und ich hatte das Gefühl, daß
Mrs.   Brocklebank mich nur deshalb einlud, weil ich auf sie stieß, als sie
gerade wild entschlossen ihre Hecke zurechtstutzte. Niemand schickte mir eine
förmliche Einladung. Hin und wieder bestehe ich darauf, daß die Form gewahrt
wird; ich spürte, daß ich da nicht hingehörte. Und außerdem: die
Brocklebank-Tochter heiratete einen Amerikaner. Daß ich diesen Rückfall mit der New York Times erlitt, lag meiner Meinung nach daran, daß
ich in der Russell Hill Road an eine Wagenladung Amerikaner geriet.
    Sie hatten sich verfahren, fanden den Weg zur Bishop Strachan School
oder zur Bishop Strachan Chapel nicht – sie hatten ein New Yorker Kennzeichen
und keine Ahnung, wie man Strachan ausspricht.
    »Wo ist die Bishop Stray-chen School?« fragte mich eine Frau.
    [507]  »Bishop Strawn «, verbesserte ich.
    »Wie bitte?« fragte sie. »Ich versteh ihn nicht«, meinte sie zu
ihrem Mann, der hinter dem Steuer saß. »Ich glaube, er spricht französisch.«
    »Keineswegs, ich habe englisch gesprochen«, teilte ich der
Ignorantin mit. »In Montreal wird französisch gesprochen. Sie befinden sich in
Toronto. Hier sprechen wir englisch.«
    »Wissen Sie, wo die Bishop Stray- chen
School ist?« rief mir ihr Gatte zu.
    »Die Bishop Strawn School!« rief ich
zurück.
    »Nein, die Bishop Stray- chen School!« rief
die Frau.
    Eines der Kinder auf dem Rücksitz meldete sich zu Wort.
    »Ich glaube, er will euch sagen, wie man’s richtig ausspricht «,erklärte der Junge
seinen Eltern.
    »Ich will aber nicht wissen, wie man’s ausspricht«, erwiderte ihm
sein Vater, »ich will wissen, wie man hinkommt.«
    »Können Sie uns sagen, wie wir dahinkommen?« fragte mich die Frau.
    »Nein«, sagte ich. »Nie gehört.«
    »Er hat noch nie davon gehört!« gab die Frau weiter. Sie zog einen
Brief aus ihrer Handtasche und faltete ihn auseinander. »Wissen Sie, wo die
Lonsdale Road ist?« fragte sie mich.
    »Muß irgendwo hier in der Nähe sein«, brummte ich. »Den Namen hab
ich schon mal gehört.«
    Sie fuhren davon – in Richtung St.   Clair; natürlich in die falsche
Richtung. Ihre weiteren Pläne waren zwar unklar, doch sie demonstrierten
mustergültige amerikanische Entschlossenheit.
    Ich muß dabei ein wenig Heimweh bekommen haben; das passiert mir von
Zeit zu Zeit. Welch ein Tag, um die New York Times zu
kaufen! Ich glaube eigentlich eher, daß es überhaupt keinen Tag gibt, an dem man sie kaufen sollte. Doch auf was für eine Story stieß ich
dann!
    [508]  Nancy Reagan erklärt:
Präsident von Anhörungen nicht betroffen
    Was soll man dazu noch sagen? Mrs.   Reagan hat gesagt, die
Anhörungen zur Iran-Contra-Affäre im Kongreß würden den Präsidenten nicht
betreffen. Mrs.   Reagan hielt sich gerade in Schweden auf, um sich ein Programm
zur Bekämpfung des Drogenmißbrauchs an einer Schule in einem Vorort von
Stockholm anzusehen; sie gehört wohl zu den vielen amerikanischen Erwachsenen
einer bestimmten, etwas fortgeschrittenen Altersgruppe, für die die Wurzel
allen Übels in dem Mißbrauch liegt, den die jungen Leute mit sich selbst
treiben. Irgend jemand sollte Mrs.   Reagan sagen, daß keineswegs die jungen
Leute – nicht einmal die Drogenkonsumenten unter ihnen – für die gewichtigsten
Probleme, vor denen die Welt steht, verantwortlich sind!
    Die Frauen der amerikanischen Präsidenten haben sich schon immer der
Ausrottung des von ihnen bevorzugten Ärgernisses gewidmet; Mrs.   Reagan kümmert
sich mit Vehemenz um den Drogenmißbrauch. Mrs.   Johnson war es, glaube ich, die
die Nation von den Autowracks befreien wollte; von jenen alten Karossen, mit
denen niemand mehr irgendwohin fahren konnte, die nur noch in der Landschaft
herumstanden – und verrosteten… sie entwickelte sich zu einer geradezu
leidenschaftlichen Verfechterin ihrer Beseitigung. Und die Gattin

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