Owen Meany
DABEI
ZUGESEHEN!«
»Und wer hat es gemacht?« wollte Mr. Merrill wissen.
»FAST DIE GANZE BASKETBALLMANNSCHAFT«, erzählte
Owen. »SIE KAMEN ZUFÄLLIG GRAD VORBEI.«
»Und es ist dir ganz spontan eingefallen?« fragte Mr. Merrill.
»EINFACH SO – ES WAR EIN GEISTESBLITZ. WISSEN SIE,
GENAUSO WIE BEIM BRENNENDEN BUSCH.«
»Na ja, vielleicht nicht ganz genauso «,
meinte Mr. Merrill, der Owen versicherte, er wolle die Einzelheiten nur deshalb
wissen, damit er alles daransetzen konnte, den Verdacht des Direktors von Owen wegzulenken, denn Owen war für Randy White der
Hauptverdächtige. »Es ist eine große Hilfe«, sagte Pastor Merrill, »wenn ich
dem Direktor zum Beispiel erzählen kann, daß ich ganz sicher weiß, daß du Dr.
Dolders Auto nicht angerührt hast, ja nicht einmal
einen Fuß ins Gebäude gesetzt hast – wie du sagst.«
»ICH WILL ABER NICHT, DASS SIE DIE BASKETBALLSPIELER
INS SPIEL BRINGEN «, entgegnete Owen.
»Natürlich nicht!« sagte Mr. Merrill und fügte hinzu, Owen solle Dr.
Dolder gegenüber vielleicht nicht so freimütig alles erzählen – wenn der ihn
fragen sollte, was er vom »Unfall« wisse. Zwar sei auch das Thema eines
Gesprächs zwischen einem Therapeuten und seinem Patienten »vertraulich«, aber
Owen solle sich klarmachen, wie sehr dem pingeligen Herrn aus der Schweiz an
seinem Auto gelegen war.
»ICH WEISS, WAS SIE MEINEN «, gab Owen
Meany zurück.
Dan Needham, der zu Owen sagte, er wolle kein Wort darüber [552] hören, was Owen über Dr. Dolders Auto wisse
beziehungsweise nicht wisse, erzählte uns, der Direktor habe vor den Lehrern
von »Respektlosigkeit gegenüber Privatbesitz« und von »Vandalismus«
herumgeschrien; beide Vergehen fielen unter die Rubrik »wird mit dem Verweis
von der Schule geahndet«.
»DER DIREKTOR UND DIE LEHRER HABEN DEN KÄFER
KAPUTTGEMACHT«, legte Owen dar. »AN DEM AUTO
WAR KEIN KRATZER, EHE DER DIREKTOR UND DIESE TRAMPEL HAND DARAN LEGTEN.«
»Ich als einer dieser ›Trampel‹ möchte nicht wissen, woher du das weißt, Owen«, meinte Dan. »Paß bloß auf, was
du sagst – egal wem!«
Es waren nur noch ein paar Tage bis zu den Ferien, und dann würde
auch Owen Meanys »Verwarnung« aufgehoben werden. Nach den Ferien konnte er sich
dann wieder ein paar kleine Ausrutscher leisten; er verstieß ohnehin nicht oft
gegen die Regeln.
Dr. Dolder betrachtete das, was mit seinem Auto geschehen war,
natürlich als ein krönendes Beispiel der »Feindseligkeit«, die er oft von
seiten der Schüler spürte. Dr. Dolder war in diesem Punkt überaus empfindlich,
denn nicht ein einziger Schüler an der Gravesend Academy suchte freiwillig den
Rat des Psychologen; Dr. Dolders Patienten wurden alle entweder von der Schule
oder von ihren Eltern dorthin geschickt.
Ihre erste Sitzung nach der Verstümmelung seines Käfers begann Dr.
Dolder mit den Worten: »Ich weiß, du haßt mich – oder? Aber warum haßt du mich?«
»ICH HASSE ES, DASS ICH ZU IHNEN KOMMEN MUSS«, gab
Owen zu. »ABER ICH HASSE NICHT SIE PERSÖNLICH – NIEMAND HASST SIE PERSÖNLICH, DR. DOLDER!«
»Und was hat er gesagt, als du ihm das gesagt hast?« wollte ich von Owen Meany wissen.
»ER WAR EINE GANZE ZEITLANG STILL – ICH GLAUB, ER HAT
GEWEINT.«
»Meine Güte!« sagte ich.
[553] »ICH FINDE, DIE
ACADEMY IST AN EINEM TIEFPUNKT IHRER GESCHICHTE ANGELANGT«, bemerkte Owen. Das war typisch für ihn; in einer für ihn brenzligen Situation
sprach er etwas an, was mit ihm selbst kaum etwas zu tun hatte!
Doch es gab keine klaren Beweise gegen ihn; nicht einmal der
übereifrige Schulleiter konnte Owen Meany die Schuld für das demolierte Vehikel
in die Schuhe schieben. Dann, als er diesen Schreck gerade erst hinter sich
hatte, tauchte ein schlimmeres Problem auf. Larry Lish wurde erwischt, als er
in der Stadt Bier kaufen wollte; der Geschäftsführer hatte Lishs Wehrpaß
konfisziert – auf dem ein falsches Geburtsdatum angegeben war – und die Polizei
gerufen. Lish gab zu, daß dieser Wehrpaß aus einem Blanko-Bescheid hergestellt
worden war, im Redaktionsbüro der Schülerzeitung The Grave – sein gefälschter Wehrpaß sei das Ergebnis eines Fotokopiervorgangs. Lish
zufolge hatten sich »zahllose« Schüler der Gravesend Academy auf diese Weise
gefälschte Wehrpässe verschafft.
»Und wessen Idee war das?« fragte ihn der Direktor.
»Meine nicht«, gab Larry Lish zurück. »Ich habe meinen Wehrpaß gekauft – wie alle anderen auch.«
Ich kann mir
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