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Owen Meany

Owen Meany

Titel: Owen Meany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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meinte Major
Rawls an mich gewandt.
    »Ich kann’s kaum erwarten«, entgegnete ich.
    Owen ließ mich die zusätzliche schwarze Armbinde überstreifen. » MACH DIR KEINE SORGEN «, meinte er zu mir. » WIR WERDEN NOCH GENÜGEND ZEIT FÜREINANDER HABEN.«
    »Wollt ihr ein paar Mädels ?« fragte uns
Major Rawls. »Ich kenn ’n paar heiße Schülerinnen.«
    »DAS WEISS ICH«, entgegnete Owen. »ABER NEIN DANKE – WIR WERDEN UNS EINFACH EIN BISSCHEN AUSRUHEN.«
    »Ich zeig euch, wo der Pornoladen ist«, bot Major Rawls an.
    »NEIN DANKE «, lehnte Owen ab. » WIR WOLLEN NICHTS WEITER ALS AUSSPANNEN.«
    »Was ist denn mit euch los, seid ihr zwei warme Brüder?« fragte der
Major – und lachte über seinen Witz.
    »SCHON MÖGLICH «, erwiderte Owen Meany,
und Major Rawls lachte noch einmal.
    »Ihr Freund ist der komischste kleine Scheißkerl in der ganzen
Armee«, meinte der Major.
    Die Leichenhalle wirkte tatsächlich wie eine Art Einkaufspassage,
war auf eine unergründliche Weise unangemessen für einen Ort, der Pietät
verlangt. Im mexikanischen Haciendastil bildete die Leichenhalle – und die
zugehörige Kapelle mit den auswechselbaren Kreuzen – eines von mehreren L -förmigen Gliedern in einer Reihe miteinander
verbundener rosa und weiß gestrichener, stuckverzierter Gebäude. Direkt neben
der Leichenhalle lag eine Eisdiele; gleich neben der Kapelle gab es eine
Zoohandlung – im Schaufenster waren Schlangen ausgestellt, die man hier kaufen
konnte.
    »Verdammte Scheiße, wirklich kein Wunder, daß der Warrant Officer nach Vietnam zurück wollte«, stieß Major Rawls hervor.
    [819]  Ehe der schmierige
Leichenbeschauer sich erkundigen konnte, wer ich war – oder fragen, mit wessen Genehmigung ich mir den
Inhalt der Sperrholzkiste ansehen durfte – stellte Owen Meany mich vor.
    »DAS IST MISTER WHEELWRIGHT – UNSER LEICHENEXPERTE«, erklärte
er dem Leichenbeschauer. » GEHEIMSACHE. ICH MUSS SIE BITTEN,
NICHTS WEITERZUGEBEN!«
    »Aber nein – auf keinen Fall!« erwiderte der Leichenbeschauer; ihm
war natürlich völlig unklar, was man hier hätte weitergeben können. Major Rawls
verdrehte die Augen und überspielte ein trockenes Lachen mit einem Hüsteln.
Durch einen mit Teppichen ausgelegten Flur gelangten wir in einen Raum, in dem
es wie in einem Chemielabor roch und wo zwei unpassend fröhliche Arbeiter die
Schrauben an dem Überführungssarg lösten – ein dritter Mann stellte den
Sperrholzdeckel hochkant an eine Wand. Er war gerade noch mit einer Eiswaffel
beschäftigt, so daß ihm nur eine Hand blieb, um den Deckel unbeholfen zur Seite
zu packen. Vier Personen waren nötig, um den schweren Sarg – vielleicht aus
zwanziger Stahl – auf das Chromgestell in der Leichenhalle zu heben. Major
Rawls drehte drei Flügelmuttern auf, die aussahen wie die merkwürdigen
Radmuttern an manchen Sportwagen.
    Owen Meany hob den Deckel an und sah hinein. Nach einer Weile wandte
er sich Rawls zu. » IST ES DER RICHTIGE ?« fragte er den
Major.
    Major Rawls blickte lange in den Sarg. Der Leichenbeschauer wartete
im Hintergrund ab, bis die Reihe an ihm war.
    Schließlich drehte sich Major Rawls herum. »Ich glaube, es ist der Richtige«, sagte er dann. »Die Ähnlichkeit ist groß
genug«, fügte er an. Der Leichenbeschauer näherte sich dem Sarg, doch Owen
hielt ihn zurück.
    »LASSEN SIE BITTE MISTER WHEELWRIGHT ZUERST
HINEINSEHEN«, forderte er ihn auf.
    »O ja – natürlich!« gab ihm der Leichenbeschauer recht und [820]  trat einen Schritt zurück. Seinen Helfern
flüsterte er zu: »Das ist eine Geheimsache – nichts
weitergeben!« Die beiden Männer, und auch der sanft dreinblickende dritte, der
sich um den Sperrholzdeckel kümmerte und zugleich ein Eis aß, sahen einander
nervös an.
    »Was war die Todesursache?« fragte der Leichenbeschauer Major Rawls.
    »DAS FESTZUSTELLEN, IST ZWECK DER UNTERSUCHUNG« , fuhr Owen ihn an. »UND GENAU DAS DARF NICHT WEITERGEGEBEN WERDEN!«
    »O ja – natürlich!« meinte der trottelige Leichenbeschauer.
    Major Rawls bemühte sich wieder, nicht zu lachen; er hüstelte.
    Ich versuchte mir die Leiche des Warrant Officer nicht allzu genau anzusehen. Ich rechnete so sehr damit, etwas nicht mehr als
menschlich Erkennbares zu sehen, daß ich zunächst außerordentlich erleichtert
war; der Mann da wirkte beinahe normal – ein ganzer Soldat in Uniform, mit
seinem Luftwaffenemblem und dem Messingabzeichen eines Warrant Officer. Er wirkte künstlich gebräunt, und die

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