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P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)

P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)

Titel: P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Hill
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Raum nennen konnte. Eher einen Sarg. Obwohl das vielleicht unfair war, von Zeit zu Zeit war es hier okay, und Nathan hatte sich in letzter Zeit allmählich daran gewöhnt, aber trotzdem mochte er seine Freiheit. Wer tat das nicht?
    Viele andere waren ebenfalls okay, auch wenn manche für seinen Geschmack ein bisschen zu durchgeknallt waren. Nathan zog es vor, sich von den Durchgeknallten fernzuhalten, für den Fall, dass es ansteckend war. Er lächelte ausdruckslos. Er sollte wirklich nicht so griesgrämig sein; dieser Ort war nicht der schlimmste. Egal, ihm war ziemlich klar, warum er in letzter Zeit so kribbelig gewesen war, und es war alles seine eigene Schuld.
    Er hätte es besser wissen sollen, als seine alten Wunden zu öffnen, indem er beschloss, an Helena zu schreiben. Was glaubte er damit zu erreichen? Sie war ihm inzwischen mehr als egal und würde sich noch weniger darum scheren, was er dachte. Höchstwahrscheinlich hatte sie ihn ganz vergessen. Nathan war wütend auf sich selbst, weil er gewagt hatte zu hoffen – zumindest für eine Weile –, dass Helena den Brief lesen und vielleicht versuchen würde, mit ihm in Kontakt zu treten.
    Idiot. Das war gewesen, bevor ihm klarwurde, dass er, selbst wenn sie ihn bekäme und ihn – nur ganz eventuell – erreichen wollte, nicht daran gedacht hatte, ihr mitzuteilen, wie sie das bewerkstelligen sollte. Mann, war er blöd!
    Na ja, dachte Nathan und griff wieder nach seinem Buch. Was geschehen war, war geschehen, und es war seine eigene Schuld, dass er sich von verrückten Träumen und Sehnsucht hatte forttragen lassen, Kram eben, der ihm fast sein ganzes Leben lang Probleme bereitet hatte.
    Ja, heute fühlte sich Nathan verärgert, dumm und frustriert, aber vielleicht mehr als alles andere fühlte er sich einsam.

    Es war Montagmorgen, und Leonie schlängelte sich langsam durch die Menschenmassen am Fisherman’s Wharf. Sie hatte einen Tag frei und war auf dem Weg zum Pier, um etwas zu tun, was sie seit ihrer Ankunft schon lange hatte tun wollen, wozu sie aber aus verschiedenen Gründen nie gekommen war. Sie hatte gedacht, dass sie und Grace es vielleicht während der Reise ihrer Freundin machen würden, aber Grace war nicht im Geringsten interessiert gewesen.
    Aber wichtiger noch, sie hatte das Gefühl, eine Ablenkung zu brauchen. Auch wenn es ihr sehr gefallen hatte, sie hier zu haben, hatte Graces Besuch irgendwie alles, was zu Hause passiert war, wieder in nächste Nähe gerückt.
    Das, zusammen mit der Enttäuschung darüber, so hilflos bei dem Versuch zu sein, die Wahrheit hinter Nathans Briefen aufzudecken, zermürbte sie allmählich, und das wollte sie nicht. Sie wollte sich so befreit und optimistisch fühlen wie bei ihrer Ankunft in San Francisco vor vier Monaten, voller Vertrauen, dass sie alles Schlechte hinter sich gelassen hatte. Vielleicht war dies auch teilweise der Grund dafür, dass sie sich überhaupt so darin vertieft hatte, den Briefen nachzugehen; es hatte sie konzentriert und ihren Geist beschäftigt gehalten, und nicht nur das, es gab auch die Möglichkeit, dass sie vielleicht etwas Gutes bewirkte. Und das brauchte Leonie.
    Selbst Marcy hatte bemerkt, dass sie sich verändert hatte. »Himmel, was ist denn in letzter Zeit in dich gefahren?«, hatte sie am Samstag gefragt, als Leonie weniger redselig war als sonst.
    »Um ehrlich zu sein, weiß ich es eigentlich nicht«, hatte sie ihr geantwortet. »Ich glaube, ich vermisse Grace einfach.«
    Aber vermisste sie tatsächlich Grace oder Adam? Leonie schwor sich, nicht darüber nachzudenken, hatte sich geschworen, dass es keinen Sinn hätte, alles immer wieder durchzukauen, doch trotzdem wünschte sie, sie hätte alles anders gemacht, dass sie in den Entscheidungen, die sie getroffen hatte, nicht so übereilt gewesen wäre. Wer weiß, wie sich dann alles entwickelt hätte?
    »Vielleicht habe ich dich zu hart rangenommen«, meinte Marcy. »Ich kann manchmal eine ziemlich harte Nuss sein, aber glaub bloß nicht, dass ich das nicht schon weiß.«
    Leonie lächelte. »Sei nicht dumm. Natürlich hast du das nicht.«
    »Nun denn, trotzdem denke ich, du brauchst einen freien Tag. Aber sitz nicht zu Hause und starre zum Fenster hinaus – fang etwas damit an. Du lebst in einer der tollsten Städte der USA, Süße. Geh und genieß es!«
    Und deshalb nahm Leonie also heute ihren Platz in einer Touristenschlange ein, die sich entlang Pier 33 schlängelte und darauf wartete, die Fähre zu besteigen. Sie

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