Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
P., Thomas

P., Thomas

Titel: P., Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Rache Engel
Vom Netzwerk:
Verantwortung selbst,
weil ich diesen Laden nervlich nicht mehr aushielt, und ruhte mich zu Hause
aus. Es dauerte ein halbes Jahr, bis sich meine Lunge wieder erholt hatte und
ich ohne Einschränkungen leben konnte.
    Nach der quälend langen Zeit zu Hause und den unzähligen
Gedanken, die ich mir damals machen konnte, fasste ich einen Entschluss. Ich
wollte es noch einmal bei der Bundeswehr versuchen. Nachdem ich mir sämtliche
Unterlagen und Informationen eingeholt hatte, bewarb ich mich also erneut beim
Bund — als Wiedereinsteller. Wer konnte es schon wissen - vielleicht würde es
im zweiten Anlauf klappen. Ich fuhr erneut zum Eignungstest nach Hannover und
wurde tatsächlich wieder genommen. Keine Ahnung, ob die meine Unterlagen nicht
richtig durchgesehen hatten oder derart Not am Mann war, aber zum 1. September
2000 konnte ich wieder antreten — als Zeitsoldat für fünf Jahre.
    Nur eine Woche vor meinem Dienstantritt heirateten meine
Freundin und ich - am 22. August 2000. Liebe war dabei längst kein Thema mehr.
Es ging um die Steuerklasse, und ich kam durch die Hochzeit auf einfachem Weg
an einen neuen Namen: Tom P. Mein Geburtsname war durch die unzähligen Anzeigen
zu verbraucht - und ich konnte mich auf diesem Weg noch ein Stück mehr von
meiner beschissenen Familie abwenden. Ich hatte gewissermaßen eine neue
Identität. Aber es sollte ja nicht die letzte bleiben ...
     
    3.
     
    Schon ein Jahr später, am 14. August 2001, wurde mein Sohn
Tyson geboren. Der Vorname musste einfach sein, denn ich war ein großer
Anhänger von Mike Tyson, dem Boxer. Und nun lag da dieses kleine Männchen in seinem
Strampler - der Sohn einer Hure und eines Schlägers -, schaute mich mit
großen, erstaunten Augen an und konnte in seinem unschuldigen Köpfchen nicht
ahnen, was ihm noch alles bevorstehen würde.
    Bei der Bundeswehr lief es nicht mehr so gut wie noch während
meiner ersten Dienstzeit. Was wohl daran lag, dass ich sehr schnell ein
Autoritätsproblem bekam. Jahrelang hatte ich an der Tür den Halbgott, den
Entscheider über »in« oder »out« gemimt, ungezogene Leute verprügelt und den
Herrscher gespielt - und nun sollte ich mich plötzlich wieder unterordnen?
Einem 20-jährigen Fähnrich, der mich anblaffte, ich solle ihn gefälligst
ordentlich grüßen? So einem Typen, der aus den Läden, in denen ich für Ordnung
gesorgt hatte, hochkant rausgeflogen wäre? Das konnte nicht gut gehen, zumal
ich zu jener Zeit weiterhin nebenbei als Türsteher jobbte. Innerhalb weniger
Stunden musste ich vom Volldeppen zum König der Tür wechseln — und wieder
zurück. Ein fast unmögliches Rollenspiel.
    Mit meiner Gruppe, die ich als Stabsunteroffizier leiten
musste und die ich im Gelände auszubilden hatte, lief es dagegen wieder gut.
Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit hatten sie kapiert, dass ihnen mein Stil
zwar etwas hart vorkam, am Ende aber sehr nützlich war. Wir duzten uns alle,
und es ging im Grunde sehr kameradschaftlich zu. Als ich dann aber, nichts
Böses ahnend, in meiner lockeren Art auf einen Oberleutnant zumarschierte, ihn
duzte und sagte: »Hallo, ich bin Tom, der Neue«, kam es zum Eklat.
»Stillgestanden«, »Machen Sie Meldung«, dieses ganze dümmliche Hierarchiegehabe
von oben - er, der Offizier nach unten - zu mir, dem Unteroffizier prasselte
auf mich ein, und das alles vor meinen Leuten. Ich weigerte mich natürlich,
seine Befehle zu befolgen, und wurde unverzüglich in sein Büro zitiert.
    »Wenn Sie das noch mal machen, Stabsunteroffizier«,
brüllte er mich an, »dann gibt's ein Disziplinarverfahren.«
    Ich stand vor ihm, sah ihn ganz ruhig an und verzog keine
Miene: »Und wenn du das noch einmal machst, schlag ich dich weg.«
    Dann drehte ich mich um und ging aus dem Dienstraum, ohne
seine weiteren Reaktionen abzuwarten.
    Immerhin war ich so umsichtig, dass ich direkt nach diesem
Vorfall zum Truppenarzt ging und ihm meine Situation schilderte. Ich erklärte
ihm, dass ich ein Problem mit meinem Chef hätte und sofort krankgeschrieben
werden müsse, und zwar KZH — was »krank zu Hause« bedeutete. Denn mir war
sofort klar: Ich musste dort schnell weg, sonst würde noch ein Unglück
geschehen ...
    Allzu oft schien so ein Fall in der Geschichte der Bundeswehr
wohl noch nicht passiert zu sein, denn der Arzt sah mich nur verwirrt und
fassungslos an.
    »So einen Quatsch habe ich ja noch nie gehört«, raunzte er
mich an, und dann bescheinigte er mir, dass ich voll dienst- und
verwendungsfähig sei. Es

Weitere Kostenlose Bücher