P., Thomas
sich arbeiten und
versprach mir eine zünftige Provision, sofern ich ihm weiteres Personal
besorgen würde.
Und das tat ich auch. Ich ging in Swingerclubs, sprach
verschiedene Frauen an und erklärte ihnen, wenn sie sich schon ficken ließen,
könnten sie damit auch gleich Geld verdienen. Die Masche funktionierte. Ich
bekam zehn Prozent von jeder Frau, die ich dem Holländer brachte, und hatte in
kürzester Zeit einen hübschen Nebenverdienst zu meinem Wehrsold.
Irgendwann richtete ich auch in unserem Haus ein
»Arbeitszimmer« ein, schaltete ein paar Kleinanzeigen und ließ zwei Frauen bei
mir zu Hause anschaffen. Das war zunächst auch kein Problem, doch dann machte
ich einen fatalen Fehler. Ich sprach ein Mädel in einer Eisdiele an, die dort
gerade ihren 18. Geburtstag feierte, und schlug ihr vor, ein paar Kröten extra
zu verdienen. Meine Frau und ich merkten schnell, dass die Kleine ziemlich hart
drauf und auch interessiert war. Es folgte ein Dreier zum Kennenlernen bei uns
zu Hause, und dann legte die junge Frau auch schon los.
Bis dahin hatte ich noch nie eine Nutte getroffen, die
tatsächlich Spaß an ihrer Arbeit hatte, aber dieses Mädchen sprengte alle
Dimensionen. Als sie den ersten Kunden hatte, saßen meine Frau und ich draußen
vor der Tür und warteten gespannt darauf, was die junge Anfängerin berichten
würde. Als der Job beendet war, kam sie lächelnd aus der Tür und sagte nur:
»Und wo ist der Nächste?«
Sie hieß Sarah und machte wirklich alles. Leider auch eine
Menge Scheiß. Sie tauschte ihre Telefonnummer mit Freiern aus und machte es
gelegentlich auch ohne Gummi. Zu allem Überfluss verliebte sie sich irgendwann
auch noch in einen Freier, und um den rumzukriegen, erzählte sie ihm, wir
hätten sie zu der Arbeit gezwungen. Der Typ erstattete Anzeige, und meine Frau
und ich kamen wegen Zuhälterei vor Gericht. Die »Förderung zur Prostitution«,
wie es in der Anklage so schön hieß, konnte uns am Ende nicht nachgewiesen
werden, und so kamen wir mit einer kleinen Bewährungsstrafe davon.
Dumm war nur, dass ihr Vater Oberstleutnant bei der
Luftwaffe war. Meine Karriere bei der Bundeswehr war also beendet. Und zwar
vollkommen.
6. Der Rocker: Der Beginn einer
»Karriere«
1.
Nach dem Ende meiner ersten Bundeswehrdienstzeit hatte ich
mit 21 Jahren endlich meinen Motorradfiihrerschein gemacht. Ich war mal wieder
auf der Suche nach Familie, Zusammenhalt und Gemeinschaft - Dinge, die ich beim
Bund leider auch nicht gefunden hatte. In Aurich lernte ich ein paar Jungs
eines kleinen Motorradclubs kennen. Und ich war mir sicher, dass ich dort meine
lang gehegten Sehnsüchte endlich stillen könnte: Männer, die zusammen Motorrad
fahren, zusammen feiern — und auf gewisse Weise auch zusammen stark sind.
Das Gefühl des Zusammenhalts hatte mir enorm gefehlt. »Wir
stehen zusammen, wir fallen zusammen« - das war immer mein Ideal einer Gemeinschaft.
In dieser Beziehung war ich wie ein kleiner D'Artagnan: alle für einen, einer
für alle. So etwas gab es sonst nur in meiner Sicherheitsfirma. Da hatte man
zwar privat wenig miteinander zu tun, aber wehe, einer von den Jungs wurde
angegriffen. Dann waren sofort die Kollegen da, um ihn im allerbesten Wortsinne
wieder rauszuhauen.
Die Familie, in die man hineingeboren wird, kann man sich
nicht aussuchen. Aber die Familie, in der man leben will, schon. Ich schloss
mich also diesem unbedeutenden Miniclub an, der aus gerade mal acht Mann
bestand. Mein erstes Motorrad war eine 800er Intruder. Keine Harley, das war
mir schon klar, aber für meine finanziellen Verhältnisse ein cooler Cruiser mit
langer Gabel und hohem Lenker. Und ich war immerhin in einem richtigen
Motorradclub, was mich zu jener Zeit stark beeindruckte — schließlich fehlten
mir jegliche Vergleichsmöglichkeiten. Ich wusste nur so viel: Die sogenannten
großen Clubs - seien es nun Gremium MC, die Hells Angels oder die Bandidos - waren,
wie ich erst später erfahren konnte, nicht gerade als Motorradclubs bekannt.
Diese Jungs dort kann man getrost als Fahrrad- oder PKW-Biker bezeichnen. Denn
die Mitglieder bei Gremium oder Rot-Weiß unternahmen zwar viel zusammen, hatten
auch viel laufen, aber das Motorradfahren gehörte eher nicht dazu. Ums Biken
selbst ging es tatsächlich nur bei meinem allerersten Club. Später dann - bei
den »echten« MCs - bin ich vornehmlich Auto gefahren...
Bei meinem Mini-MC schlossen sich die Member allerdings
nur Wochenende für Wochenende die
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