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P., Thomas

P., Thomas

Titel: P., Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Rache Engel
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dauerte nur zwei Tage, bis ich wieder wegen
irgendeiner Kleinigkeit bei dem Oberleutnant vorsprechen musste. Es folgte
wieder das gleiche Spiel. Er brüllte mich an, anstatt die Angelegenheit
vernünftig mit mir zu besprechen. Und dann hielt ich mich nicht mehr zurück.
Ich schubste ihn und gab ihm ganz beiläufig eine kleine Maulschelle. Nichts
Schlimmes, nur ein Backpfeifchen. Nur damit er sich künftig daran erinnern
würde, was ich ihm zwei Tage zuvor nachdrücklich vorausgesagt hatte: Noch
einmal, und es gäbe Kleinholz.
    Es kam natürlich sofort zu einem Riesenauflauf, der
Oberleutnant schrie um Hilfe, die Wache wurde gerufen, und ich war in kürzester
Zeit von einem halben Dutzend Soldaten umstellt.
    Ich hatte mich schon wieder ganz gut im Griff und war auch
erleichtert, dass die Wache in dem Raum stand, denn letztlich hätte ich damals
für nichts mehr garantieren können. So war ich gezwungen, mich wieder zu zügeln
und die Sache in Ruhe zu einem Ende zu bringen. Man führte mich ab, brachte
mich sofort in eine andere Kaserne zu einem Stabsarzt, der mich - nachdem ich
ihm die ganze Vorgeschichte geschildert hatte — umgehend für dienstunfähig
erklärte. Ich bekam die Anweisung, mich zur Behandlung ins Bundeswehrkrankenhaus
Hamburg-Wandsbek, Abteilung FU-6 »Neurologie und Psychiatrie«, zu begeben. Und
das tat ich auch.
    Da war ich nun also. In der Klapse. Aber da musste ich
wohl auch durch, wenn meine Krankschreibung Bestand haben sollte. Also rückte
ich gleich für ein paar Tage ein und nahm sofort an einer Morgenrunde teil, bei
der alle Patienten im Kreis saßen. Ich stellte mich vor und sagte mit ruhiger
Stimme: »Hallo zusammen, ich heiße Tom, ich bin hier wegen einer aggressiven
Verhaltensstörung. Quatscht mich also bitte nicht voll!«
    Das schien genau die richtige Begrüßungsformel zu sein,
denn fortan hatte ich ein richtig schönes Leben in dem Spital. Niemand sprach
mich an, auf dem Flur wurde mir Platz gemacht - viel mehr, als nötig gewesen
wäre -, und in der Kantine hatte ich immer einen Tisch für mich alleine. Eine
gute Zeit!
    Auch die Arzte ließen mich gewähren. Ich machte brav meine
Tests, ohne allzu viel Einblick in mein Privatleben zu gewähren, und erklärte
immer wieder, dass ich gerne nach Hause gehen würde. Zu meinem Sohn und zu
meiner Frau, die zu jener Zeit krank war. Sie litt unter Essstörungen und
Depressionen, und es machte mir zu schaffen, dass sie sich in ihrem Zustand
allein um Tyson kümmern musste. Der Bund versuchte daraufhin, mir meine
Dienstzeit auf drei Jahre zu verkürzen, womit ich naturgemäß nicht einverstanden
war. Ich bot an, alles zu machen. Ich sagte, ich würde sogar Schrauben
sortieren oder Munitionshülsen von innen putzen - Hauptsache, ich würde von
meinem alten Standort wegkommen.
    Also war ich weiterhin dienst- und verwendungsfähig, aber
bis zu einer möglichen Versetzung weiterhin krankgeschrieben. Für die
Bundeswehrverwaltung schien es fast unmöglich zu sein, bei meiner
Vorgeschichte einen neuen Dienstposten für mich zu finden, und so war ich volle
zwei Jahre »krank zu Hause«. Bei vollen Bezügen, versteht sich.
    2004 empfahl mich ein Kollege bei den Feldjägern in
Wilhelmshaven, und darauf hatte ich nun richtig Bock. Ich musste mir die Haare
nicht schneiden, bekam eine Knarre, und mit meiner Kampfsportausbildung war ich
geradezu prädestiniert dafür, Fahnenflüchtige einzusammeln. Denn diesen Typus
von Soldaten konnte ich gar nicht leiden. Einer für alle, alle für einen - und
dann stiften gehen, das ging gar nicht.
    Und so machte ich ein Praktikum bei den Feldjägern, durfte
bei einem meiner ersten Einsätze gleich unseren damaligen Bundeskanzler Gerhard
Schröder, der in Wilhelmshaven einen Vortrag hielt, als Personschützer
begleiten und war seit langer Zeit wieder richtig glücklich. Es schien fast,
als hätte ich einen neuen Traumjob gefunden.
     
    4.
     
    Aber da war ja noch mein Privatleben. Und ausgerechnet als
es darum ging, ob ich bei den Feldjägern übernommen werden würde, bekam ich
wegen unseres Nebenerwerbs Ärger mit den Behörden. Weil der Hurenjob meiner
Frau ganz gut klappte, hatten wir beschlossen, ein kleines Unternehmen daraus
zu machen. Durch meine Familiengeschichte war ich ja bestens in der Szene
bekannt, und so sprach ich einen Bekannten meiner Mutter an, einen Holländer,
der ein paar Läden in der Gegend hatte, und sagte ihm, dass ich eine Frau
hätte, die ackern gehe. Daraufhin ließ er meine Frau bei

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