P., Thomas
das auch
mit Klaus besprochen, meinem ehemaligen Paten. Der war seit 30 Jahren in der
Motorradclubszene und kannte sich entsprechend gut aus, war aber dennoch am
Boden geblieben. In jedem Fall konnte man sich auf ihn verlassen. Ich fragte
ihn also, wie es denn wäre, wenn wir etwas Eigenes machen würden. Und Klaus war
tatsächlich einverstanden.
Wir nahmen unseren ganzen Mut zusammen, gingen zu unserem
Präsidenten und beantragten die Erlaubnis, das Chapter Aurich des Gremium MC
zu gründen. Als Vollmitgliedschaft. In Aurich war noch kein großer Club vertreten,
und so schien es auch vergleichsweise leicht und risikofrei zu sein, sich in
meiner alten Heimatstadt niederzulassen.
Unser Anliegen wurde abgelehnt. Nicht, weil ihnen unsere
Gesichter nicht gefielen, so hieß es, aber im Grunde waren wir nach ein paar
kleineren Vorfällen nicht mehr so wahnsinnig gut gelitten im Chapter Jever.
Ich hatte mir ja nach wie vor nichts sagen lassen und meine Meinung mit Fäusten
und gelegentlich sogar mit Worten verteidigt. Auf den Partys hatte es aus
diesem Grund häufig geknallt. Mir war klar: Ich hätte nach meinen Auftritten
die Freigabe sofort bekommen. Jever hatte allerdings Angst, dass wir ihnen ein
paar Leute abziehen könnten, denn auch das war klar: Jever pfiff personell auf
dem letzten Loch, und Spaß machte die Sache in diesem Chapter schon lange nicht
mehr. Nach der Gründung der Chapter Cloppenburg und Oldenburg war Jever wie
ausgeblutet. Und so bekamen wir die Auflage, dass wir mindestens sieben Leute
sein mussten, um Aurich zu gründen. Und zwar Neumitglieder! Sonst wäre die
Sache gestorben. Member durften wir also definitiv keine abwerben.
Das war eigentlich okay für uns, und so begannen Klaus und
ich damit, neue Leute anzuwerben. Wir sind auf Biker von kleineren Clubs
zugegangen oder auf solche, die noch gar keinem Club angehörten, und hatten
jeweils versucht, sie mit guten Argumenten von der Sache zu überzeugen. Gezwungen
wurde natürlich keiner... Kompliziert machte die ganze Sache nur, dass wir für
das Chapter Aurich eine Harley-Pflicht festlegen wollten. Eine Sache, die auch
für mich nicht ganz unproblematisch war. Ich war zu jener Zeit von meiner Intruder
auf eine 1400er Kawasaki umgestiegen. Ein schönes schwarzes Bike, leicht
gechoppt und mit schön viel Dampf auf der Hinterwalze. Geld für eine Harley
hätte ich nicht gehabt, es sei denn, ich hätte mir eine kleine schwule
Sportster gekauft, aber das kam natürlich nicht infrage. Eigentlich gehörte es
sich für einen guten MC, dass die Mitglieder Harleys fuhren, aber wer konnte
sich das denn leisten?
Unsere ersten Treffen hielten wir in einer Gaststätte ab,
weil ein Clubhaus zu jener Zeit natürlich Utopie war. Die Kneipe lag mitten im
Wald. Man war nett zu uns, ließ uns viel feiern und sogar unsere eigenen Bilder
aufhängen. Wir hatten also unser Clubheim. Es kamen letztlich fünf Member von
Gremium MC aus allen möglichen Chaptern in der Umgebung. Zwei weitere hatten wir
bei unserer Klinkenputzeraktion gefunden, die als
Hangaround bei uns anfangen wollten. Es war nicht gerade die Creme der
Bikerszene, aber andere Jungs fanden wir damals einfach nicht. Und auf diese
Weise kamen wir auf die magische Gremium-Zahl sieben. Es war gleichwohl
paradox: Du gründest dein eigenes Chapter, um von den ganzen Idioten
wegzukommen, und dann bist du gezwungen, dir die gleichen Idioten wieder ins
Boot zu holen - nur, um die Sollstärke von sieben Mann zu erreichen. Bei den
meisten war ich damals gegen eine Aufnahme, aber ich wurde überstimmt. Meines
Erachtens machte der Mann das Colour - und nicht das Colour den Mann! Aber wie
sich herausgestellt hatte, war es in den meisten Fällen umgekehrt. Und diese
Erkenntnis sollte leider bis zum bitteren Ende meiner Motorradclubkarriere
nicht widerlegt werden.
Eine der Auflagen aus dem Chapter Jever war, dass ich
unter keinen Umständen Präsident werden durfte. Auch das war okay. Klaus war
ohnehin der bessere Mann für diesen Posten mit all seiner Erfahrung, und ich
wurde folgerichtig zum Security Chief ernannt, was meiner Natur und meiner
Einstellung viel näher kam als das ganz große Staatsamt.
Es sollte sich allerdings herausstellen, dass die
Mitgliedschaft in einem Onepercenter-Club nur bedingt mit den Anforderungen
unseres damaligen Arbeitsgebers zu vereinbaren war. Klaus, der Präsident,
bekam wegen seines neuen Titels fortan ständig Ärger mit dem Militärischen
Abschirmdienst (MAD), denn er entwickelte
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