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P., Thomas

P., Thomas

Titel: P., Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Rache Engel
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Bandidos schienen in jener Zeit zu einem immer
größeren Problem im Norden zu werden. Nicht nur, dass ein komplettes
Gremium-Chapter zu den Tacos übergetreten war - nun drangen diese Penner auch
noch immer tiefer ins Ostfriesische vor. Die jüngste Neugründung fand in Leer
statt, und wie in den Medien zu lesen war, wurde diese Sache offenkundig auf
dem kleinen Dienstweg wieder geregelt. Ich kenne diese Geschichte, die
erstaunlicherweise bis heute nicht restlos von der Polizei aufgeklärt werden
konnte, naturgemäß nur aus der Zeitung. Auch wenn es später anderslautende
Berichte gegeben hat. Denn dabei war damals, am 5. Juli 2003,
selbstverständlich keiner von uns...
    Wie auch immer - am Rande der »Harley Days« müssen wohl
unterschiedliche Rockerbanden aneinandergeraten sein. Die Behörden gehen davon
aus, dass es sich hierbei um Mitglieder der »Hells Angels« und des »Gremium MC«
handelte, die gemeinsam eine Gruppe »Bandidos« aufgemischt haben. Aber wer weiß
das schon so genau?
    Dem Vernehmen nach wurden zwei Mitglieder der »Bandidos«
bei dieser kleinen Rangelei wohl so schwer verletzt, dass sie hinterher
stationär behandelt werden mussten. So zumindest stand es in den Zeitungen.
Einer der beiden Tacos wurde mit einem Messer am Hals verletzt, der andere
erlitt offenbar eine Stichwunde im Bauchbereich und musste angeblich
notoperiert werden. Die Messerstecher konnten nach Angaben der Polizei nie
ermittelt werden und ich fürchte fast, dass wir auch mit diesem Buch keinen
wirksamen Beitrag zur Aufklärung dieser Vorfälle liefern können, denn das
hieße ansonsten ja, dass unser Gremium-Chapter an dieser Sache beteiligt
gewesen wäre - und davon ist schließlich nichts bekannt.
    Ich weiß nur, dass mir das Thema Motorradclub nach dieser
Sache ein wenig zu schwul wurde. Was waren denn das für Typen? Die einen -
angeblich die Angreifer - fuhren auf der Flucht vor der Polizei fast ihre
eigenen Männer über den Haufen - so hieß es. Und die anderen, die »Bandidos«,
ließen angeblich ihren schwer verletzten Präsidenten an einem Zaun liegend um
ein Haar verrecken. Einer für alle, alle für einen? Diese Fotzen hatten
offenkundig nichts von all dem begriffen. Anders konnte ich mir das nicht
erklären.
    Dass es sich bei einem der schwer verletzten Tacos um Heino
B. handelte, der Jahre später ein weiteres Mal auf den Sack bekommen sollte,
sei nur nebenbei erwähnt. Und auch, dass er, nachdem er sich für all diese
kleinen Demütigungen gerächt hatte, dies mit einer lebenslänglichen Haftstrafe
wegen Mordes bezahlen muss. Aber dazu werden wir noch kommen.
    Nur ganz nebenbei: Das »Bandidos«-Chapter Leer verschwand
nach diesem kleinen Zwischenfall bei den »Harley Days« schnell wieder von der
Bildfläche. Manche Probleme lassen sich eben ganz schnell und unbürokratisch
lösen...
     
    6.
     
    Die Geschichten, die rund um die »Harley Days«
herumkreisten, stimmten mich immer nachdenklicher. Was machte denn eine
Outlaw-Motorcycle-Gang nun wirklich aus? War das tatsächlich eine Handvoll
echter Kerle, die zusammenhielten wie Pech und Schwefel? Oder war es nur ein
Karnevalsverein für übergewichtige alte Männer mit signifikanten
Hygieneproblemen? Ging es nur um Patch-Folklore und öffentlichkeitswirksame
Auftritte oder um die hehren Ideen der Gründerväter dieser Clubs, die sich
einst zusammentaten, um gemeinsam gegen den Rest der Welt bestehen zu können?
    Natürlich hatte es mir gefallen, dass im Vorjahr mal eben
ein Ortsverein der Tacos plattgemacht wurde. Dagegen war grundsätzlich
überhaupt nichts einzuwenden - ganz im Gegenteil. Aber mit High Noon, Mann
gegen Mann, bis zum bitteren Ende hatte das alles nichts zu tun. Meines Wissens
waren damals vornehmlich Pussys in schweren Kutten am Start, die davongelaufen
waren wie die Karnickel vor einem Fuchs oder dabei zusahen, wie einer von ihnen
fast abkratzte. - Das durfte doch alles gar nicht wahr sein! Es war offenkundig
tatsächlich so: Man konnte Scheiße verpacken, wie man wollte - am Ende blieb
es immer Scheiße.
    Ich begann mehr und mehr zu grübeln, und Anfang 2004 hatte
ich endgültig die Schnauze voll. Mir war ja längst klar geworden, dass ich bei
Gremium nicht reinpasste und überlegte, ob ich austreten sollte. Oder ob es
vielleicht auch clubintern einen Weg für mich gebe. Ein Austritt kam eigentlich
nicht infrage, denn normalerweise brachte ich zu Ende, was ich angefangen
hatte. Und diese Sache hier war noch lange nicht beendet. Ich hatte

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