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P., Thomas

P., Thomas

Titel: P., Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Rache Engel
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in meinem Leben eher dürftig
zu. Die Türsteherei brachte nicht viel ein, da ich ja weiterhin freitags und
samstags nicht arbeiten konnte. Und die vermeintliche Bruderschaft bei den Hells
Angels kotzte mich auch immer mehr an, weil es ja weder eine Freundschaft noch
eine Bruderschaft war. Alle für einen und jeder für sich, das war das
eigentliche Motto von Rot-Weiß. Die unzähligen krummen Geschäfte, die viele
Member unter der Rückendeckung des Clubs abwickelten, dienten allein der
persönlichen Bereicherung. Und der persönlichen Eitelkeit.
    Immerhin hatte ich bei all den komischen Geschäften, die
in dem Club abgezogen wurden, auch einen Happen abbekommen: Ich machte
»Nutten-Secu«, also Aufpasser für die Mädels, die im Auftrag des Clubs oder
einzelner Member in Appartementhäusern anschafften. Ich war für fünf Häuser
zuständig, zwischen denen ich jeden Abend hin und her fahren musste. Mal trank
ich hier mit einer Dame einen Kaffee, mal plauderte ich mit einer anderen über
das Geschäft und das Leben im Allgemeinen. Und ich hatte natürlich für Ruhe und
Ordnung zu sorgen, wenn sich ein Freier mal nicht so benahm, wie er eigentlich
sollte. Mein Secu-Handy hatte ich immer griffbereit, und wenn eine Frau anrief,
war ich binnen fünf Minuten vor Ort.
    Den Job erledigte ich in »Zivilklamotten«, denn natürlich
durfte Rot-Weiß niemals mit den Nutten und den Puffs in Verbindung gebracht
werden. Es wurde strikt darauf geachtet, dass nicht einmal das Schlüsselband
mit der Aufschrift »HAMC Charter West Side« aus der Jeanstasche herausschaute.
Meine Schicht ging von 16 bis 22 Uhr, und ich bekam fünf Euro pro Frau und
Abend. Das läpperte sich auf einen guten Hunderter am Tag, was dann wiederum
kein schlechter Stundenlohn war. Und meine »Klienten« waren auch ganz ansehnlich.
Kein schlechter Job also.
    Dummerweise stand ich aber auch als Prospect noch immer
unter der Aufsicht des Sergeant at Arms. Und dem gefiel meine neue Freundin
überhaupt nicht...
    »Lass die Finger von der Frau, die taugt nix«, glaubte er
zu wissen. Begründen konnte er seine Einschätzung zwar nicht, aber das musste
er schließlich auch nicht, denn ich war nach wie vor der Trottel der Kompanie,
ein Prospect - und er war der große, allmächtige Sergeant. Und er wusste natürlich,
wie er seine fragwürdige Macht in perfide Schikanen umsetzen konnte: So rief er
mich in der Regel um 22.55 Uhr an, kurz bevor Melanie ihre Schicht in der
Kneipe beendete, und zitierte mich zu sich. Unter lächerlichen Vorwänden. Mal
hatte er etwas Sinnfreies mit mir zu besprechen, oder ich musste einfach
zusehen, wie der feine Herr sich zu Hause auf der Couch eine DVD ansah.
Manchmal schlief er dabei auch ein. Und wenn er dann irgendwann wieder wach
wurde, schickte er mich in den frühen Morgenstunden gnädigerweise doch noch
nach Hause. Entwürdigender konnte man mich kaum noch behandeln.
    An manchen Tagen musste ich seine Freundin Silvana, die
als Nutte für ihn anschaffte, zu Hausbesuchen fahren. Und da durfte ich schon
mal sechs Stunden im Auto vor der Tür warten, bis die Dame ihre Schicht zu
Ende gebracht hatte. Jobs wie diese waren natürlich auch nicht gerade
beziehungsfördernd, weil ich ja nie wissen konnte, wann ich den Fiffi spielen
musste. Ich konnte mit Melanie im Grunde nichts vorausplanen, denn wenn der
Sergeant anrief, musste ich springen.
    Immerhin war Silvana ein sympathisches und intelligentes
Mädchen und passte eigentlich gar nicht zu dem Typen. Manchmal gab ich ihr
sogar etwas Geld, damit sie die volle Tagesmiete an den Sergeant abgeben konnte.
Sonst hätte er sie geschlagen - seine ach so geliebte Freundin! Natürlich immer
schön in den Bauch, damit es keine Spuren gab. Die beiden lebten wohl eine
typische Hells-Angels-Beziehung: Sie musste für ihn ackern und stand
gleichzeitig immer mit einem Bein im Knast. Denn alle seine krummen Geschäfte
liefen nach außen hin auf ihren Namen. Der Sergeant selbst war offiziell nur
ein Hartz-IV-Empfänger. Und es ging ihm blendend dabei.
     
    7.
     
    Ende März 2007 war ich schon etwa ein Jahr Prospect, und
auch wenn meine Beziehung zum Club eigentlich auf dem Tiefpunkt angelangt war,
wäre es nach meiner Meinung doch endlich an der Zeit gewesen, dass ich zum
Member ernannt wurde. Denn das war der übliche Zeitrahmen: Nach etwa einem
halben Jahr als Hangaround kletterte man die Leiter hoch und durfte sich
Prospect nennen. Ein weiteres Jahr später wurde man normalerweise zum

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