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P., Thomas

P., Thomas

Titel: P., Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Rache Engel
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war
stocksauer. Als wir schließlich schon in Oldenburg angekommen waren, nahm er
sein Telefon, rief Andree an und brüllte ins Telefon. Offenbar versuchte mein
Kumpel, dem Sergeant klarzumachen, dass er zu übermüdet sei und noch reichlich
Restalkohol im Blut habe, aber der Sergeant ließ diese Entschuldigungen nicht
gelten. Mit dem Satz »Beweg sofort deinen Arsch hierher!« beendete er das kurze
und heftige Gespräch. Und letztlich auch das Leben meines Freundes.
    Andree setzte sich offenbar völlig eingeschüchtert ins
Auto, und nach nur wenigen Kilometern passierte es: Er verlor in seinem Suff
die Kontrolle über den Wagen und krachte frontal gegen einen Baum. Er war
sofort tot. Und schuld daran war allein der Sergeant at Arms. Sein »Bruder«!
Für mich, der ich Member im Charter West Side werden wollte, war an diesem Tag
vieles zerbrochen.
    Andree und ich hatten eigentlich große Pläne geschmiedet.
Wir beide wollten, zusammen mit unseren Frauen, einen Laden aufmachen. Eine
Art Privatclub. Sogar die passenden Räumlichkeiten hatten wir kurz zuvor in
Lingen schon besichtigt. Ohne natürlich die Idioten vom Club einzuweihen. Er
war ein Mensch, dem ich vertrauen konnte, privat und geschäftlich. Und nun war
dieser Freund von einem Augenblick auf den anderen einfach weg. Tot — für immer
verschwunden!
    Dann kam die Beerdigung. Mit viel Pomp und Engel-Folklore.
Das immerhin wusste der Club schon immer zu zelebrieren. Andree wurde im
Clubhaus aufgebahrt, und als ich ihn da so liegen sah und es schlicht nicht
fassen konnte, dass er tot war, musste ich kurz nach draußen, um wieder ein
wenig zu mir zu finden. Und als ich vorne am großen Eisentor lehnte, um mir ein
paar Tränen wegzuwischen, kam dieser Vollidiot »Acid«, mein ehemaliger Mentor,
vorbei und sagte in gönnerhaftem Ton: »Nun ist er tot, und da musst du langsam
drüber wegkommen.« Unfassbar. Ich wusste gar nicht, was ich darauf hätte
antworten sollen, und das passierte selten in meinem Leben. Und noch heute
frage ich mich, warum ich diese Fotze damals nicht sofort weggehauen habe.
    Der Tod von Andree und die ganzen Umstände, die letztlich
dazu geführt hatten, brachten mich an den Rand meiner Kräfte. Der große Mythos
»Hells Angels« hatte sich für mich längst zu einer perfiden Ausbeutungs- und
Selbstbereicherungsmaschinerie reduziert, und überdies waren auch die Rituale
und die ständige Verlogenheit viel zu erbärmlich. Am Tag der Beerdigung fing
ich an zu koksen, weil ich nicht mehr wusste, wie ich den Schmerz und die Wut
auf Arschlöcher wie den Sergeant anderweitig hätte betäuben sollen.
    Fortan ließ ich mich an jedem Clubabend schon frühzeitig
zulaufen. Und wenn dann einer nach Hause gebracht werden wollte, sagte ich:
»Geht nicht - ich bin voll.« Mein einziges Ziel war im Grunde, aus diesem
Scheißladen rauszufliegen, und genau so benahm ich mich dann auch. Aufgeben
wollte ich nicht, das lag nicht in meiner Natur. Wenn schon, dann sollten die
blöden Wichser mich doch einfach rausschmeißen. Mit allem Drum und Dran.
    Der Sergeant legte mir in der Folgezeit offiziell einen
»86er« auf - das Verbot, Alkohol zu trinken und Drogen aller Art zu nehmen.
Also bestellte ich schön brav meine Cola und mischte dann erst den Wodka rein.
Nicht, dass ich den Sergeant anlügen wollte. Wenn er mich mal gefragt hätte,
was ich da trinke, dann hätte ich ihm schon die Wahrheit gesagt. Denn ich log
nicht. Und er fragte nicht.
    Schlimmer war allerdings, dass ich das ganze Geld, das ich
zu jener Zeit dann endlich wieder als Türsteher verdienen konnte, umgehend in
die Drogen investierte. Und ich kokste, dass es nur so staubte.
     
    5.
     
    Es gab nach der schlimmen Sache mit Andree nur noch einen
Lichtblick. Und der ist an Strahlkraft bis heute nicht zu übertreffen: Ich
lernte Melanie kennen, meine heutige Frau.
    Es war mal wieder eine dieser ewig gleichen Partys im
Clubhaus. Auch als Prospect, der ich ja nach dem Überfall auf die Hüte geworden
war, musste ich Thekendienste schieben und hinterm Tresen die Kühlschränke
auffüllen. Und da stand sie eines Abends plötzlich. Ich war auf den allerersten
Blick hingerissen von dieser Frau, aber ich wusste auch, dass ich die innere
Handbremse ziehen musste. Denn im Clubhaus konnte man nie wissen, mit welcher
oder mit wessen Frau man es gerade zu tun hatte. Sie hätte die Frau eines
Members sein können, und dann war es auch als Prospect besser, die Finger davon
zu lassen, wenn einem Leben und

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