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P., Thomas

P., Thomas

Titel: P., Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Rache Engel
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Männlichkeit etwas wert waren. Und: Es gehörte
sich ganz einfach nicht!
    Wer die Frau eines Members anmachte, musste mit einer Art
Kopfgeld oder Strafe in Höhe von 10.000 Euro rechnen. Nur für eine Anmache.
Manche Member schickten aus diesem Grund mitunter einfach ihre Alten los - meist
irgendwelche Nutten -, um solche Situationen zu provozieren und so ein wenig
die Portokasse aufzubessern.
    Aber diese Frau interessierte mich, aller Gefahr zum
Trotz. Ich musste wohl sehr auffällig rumgedruckst haben, denn irgendwann
sprach sie mich einfach an.
    »Wie heißt du?«, fragte sie.
    »Tom«, war meine Antwort. Korrekt, aber weiterhin
zurückhaltend. »Also Thomas?«
    »Nein, Tom!«
    Ein großartiger Dialog. Ich war angepisst, weil ich mich
nicht frei und ungezwungen mit dieser Frau unterhalten konnte, und versuchte,
die Sache einfach schnell wieder abzuhaken. Es spielte letztlich doch keine
Rolle mehr, auch noch den letzten Rest Freiheit für diese Bande zu opfern.
    Allerdings arbeitete sie in einem der Läden hinter dem
Tresen, bei dem ich die Tür machte. Wir waren also Kollegen, und es ließ sich
irgendwann einfach nicht mehr verhindern, dass wir uns kennenlernten. Ein
schlechtes Gewissen musste ich nicht haben. Zu Hause lief bei mir schon lange
nichts mehr. Meine Frau und ich waren im Grunde nur noch wegen unseres Kindes
zusammen. Ich war unbewusst wohl auf der Suche nach einer neuen Beziehung - und
diese Frau hier zog mir einfach die Füße weg. Wir hatten uns unterhalten, ein
wenig geflirtet, aber ich blieb nach wie vor aus gutem Grund noch etwas
vorsichtig.
    Am folgenden Tag nahm ich meinen Mut zusammen und fragte
einen Arbeitskollegen aus jenem Laden nach ihrer Telefonnummer. Er meinte, er
müsse sie zuerst fragen, und als er nach etwa einer halben Stunde zurückrief,
hatte er ihre Einwilligung bekommen und gab mir die Nummer. Ich rief Melanie
sofort an. Wieder redeten wir mindestens eine Stunde lang über Gott und die
Welt, die Hells Angels und die Arbeit. Aber wieder hatte ich mich nicht getraut
zu fragen, ob sie mit einem aus dem Club liiert sei. Immerhin fragte ich sie,
ob wir uns mal treffen könnten. Dünnes Eis. Aber sie sagte einfach Ja.
    Meine Schwärmerei für Melanie war einem Kumpel aus dem
Club nicht verborgen geblieben. Und da er es wohl gut mit mir meinte, verriet
er mir, dass Melanie die Ex von einem Member aus Hannover sei. Aber nur weil es
die Ex war, hieß das bei den Hells Angels noch lange nicht, dass man auch freie
Bahn hatte. Es gab nur eine Möglichkeit, die Sache zu klären: Ich musste den
Member aus Hannover um Freigabe bitten. So idiotisch diese Geschichte war, ein
Stück weit konnte ich es sogar verstehen. Die Hells Angels sind nun mal sehr
hierarchisch und patriarchalisch organisiert. Und da bringst es einfach Probleme,
wenn einer sich an die Frau oder Exfrau des anderen ranmachte, und der weiß
nichts davon. Man stelle sich das in der testosterongeschwängerten Luft einer
Hells-Angels-Club-Party vor: Ich tauche dort mit meiner neuen Freundin auf, und
dann steht uns plötzlich ihr Ex gegenüber. So etwas hätte für schlechtes
Betriebsklima sorgen - und auch blutig enden können. Die Kehrseite dieser
merkwürdig-archaischen Männerwelt: Die Frau hatte bei dem ganzen archaischen
Zeremoniell natürlich nichts zu melden!
    Aber ich wollte den Typen dennoch nicht anrufen. Was war
das denn für eine schwule Nummer, dachte ich mir, einen »Bruder« zu fragen, ob
ich mit seiner Exfrau zusammen sein durfte. Bitte, bitte, großer Fullmember,
erteile uns doch deinen Segen!? Die Sache widerstrebte mir enorm. Ich hatte
Melanie immer wieder versichert, wie sehr ich sie liebte, aber dass ich mit dem
Typen in Hannover nicht sprechen wollte. Sie bat mich dennoch inständig darum,
und ich machte den Anruf:
    »Hallo, ich bin Tom, ein Prospect aus dem Charter West
Side«, sagte ich, »und ich habe keine Ahnung, wie ich es sagen soll, aber ich
wäre gern mit deiner Exfrau zusammen.« Siggi, so hieß der Typ, lachte nur und
meinte: »Da hättest du gar nicht anrufen müssen - das ist mir völlig egal.« So
einfach war das also? Uns sollte es recht sein.
    Und noch am selben Tag kamen wir endgültig zusammen.
Meiner Ex teilte ich mit, dass ich jemanden kennengelernt hätte, und auch ihr
schien das völlig gleichgültig zu sein. »Hauptsache«, sage sie, »sie lebt nicht
in Lingen, und ihr beide lauft mir nicht übern Weg.« Der Weg war also geebnet.
Dachten wir.
     
    6.
     
    Abgesehen von Melanie ging es

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