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Paarungszeit: Roman (German Edition)

Paarungszeit: Roman (German Edition)

Titel: Paarungszeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Brendler
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versperrten die Straße, und hinter ihnen kam ein Kübelwagen mit Dünger, welcher Bauer war denn so narrisch, heute …
    »Therese?« Ja, sie hieß so. Und wie konnte Christiane bloß so adrett aussehen, kein bisschen verschwitzt?
    »Hast du mal eine Minute?«
    Genauso gut konnte man den amerikanischen Präsidenten fragen, ob er mal ein Sekündchen hätte, während gerade ein außerirdisches Raumschiff die Erde bedrohte. Oder waren es Sonneneruptionen? Und aus welchem Film war das gleich? Auf jeden Fall war der Präsident im Film mindestens so busy wie Therese Engler. Aber Christiane Breitner hätte vermutlich auch ihm genau in dem Moment, als die ersten Außerirdischen das Raumschiff verließen, einen Stapel Fragebogen vorgelegt, obenauf eine getippte Statistik.
    »Es ist … na ja … nicht schlecht ausgegangen! Ich hab’s schon zusammengefasst. Es kommt ja immer darauf an, wie man es betrachtet. Sagen wir … das Glas ist halb voll.«
    Wobei Therese einfiel, dass sie von ihrem eigenen Wasser nichts abbekommen hatte, keinen Tropfen. Kein Wunder, dass sie nur ein heiseres »Die Umfrage meinst?« herausbrachte.
    »Die meisten haben ›egal‹ angekreuzt. Fünfzehn waren für Fredl Weidinger, fünf dafür, dass alles so bleibt, wie’s ist, und sechzehn für Therese Engler.«
    »Sechzehn?« Sie krächzte schon, räusperte sich. »Sechzehn wollen mich wählen? Von … wie viel Einwohner haben wir?«
    »Das sollte eine Bürgermeisterin aber wissen! Ich hab sie natürlich nicht an alle verteilt. Man könnte es hochrechnen. Ich fürchte nur, das Ergebnis würde uns nicht wahnsinnig glücklich machen.«
    Von allen Seiten jetzt der Lärm, Hupen, Muhen, Gebrüll. Der Verkehr auf der Uferstraße war gänzlich zusammengebrochen, Fredl schrie in sein Funkgerät hinein, was nichts half, der Verkehr stand, der Kübel stank, über allem Highway to Hell von Nat Wildmosers Chor.
    »Ja, wir müssen schon noch Überzeugungsarbeit leisten. Den Nichtwähler ködern.« Christiane nickte ihr zu und stöckelte davon, Richtung Bürgermeister. Direkt vor der Kapelle bückte sie sich nach ihrem heruntergefallenen Kugelschreiber, und die Blicke des gesamten Männerchors tasteten ihr Heck ab, der Refrain von Highway to Hell gewann an Inbrunst. Die Umfrageergebnisse in der Hand, stand Therese einen Moment wie eine Kuh, wenn’s donnert, dann drehte sie sich zum nächsten Fragenden um, der etwas von ihr wollte: Özcan, lächelnd, mit Wärme im Blick. Ob es nicht besser sei, wenigstens die Toiletten aller Etablissements aufzusperren. Einige Herren seien in die Büsche gegangen, einige Damen begehrten schon flehend Einlass im Döner 24, und es könne bald sozusagen ein Brunzproblem …
    Matt tauchte wie aufs Stichwort auf, während sie noch abwog, dann die Toilettenöffnungserlaubnis erteilte. Resis erregten Zwischenruf »Zwoa Euro für a kloans Geschäft, a großes a Fuffzgerl mehr!« ignorierte sie erschöpft.
    »Werte Dame, haben Sie einen Flachspüler? Dann lassen Sie lieber für eins fünfzig brunzen, und schlagen Sie für alles andere einen Euro drauf.« Matt verneigte sich lächelnd vor der verdutzten Resi, um gleich darauf mit bekümmerter Miene nach Thereses Ellbogen zu greifen. Was wollte er, jetzt? Sie musste ihr Café aufsperren, um Resis Unverschämtheit abzumildern …
    »Therese, ich wollte schon die ganze Zeit mit dir reden. Geht es dir denn … gut?«
    War er vollkommen narrisch? Sie starrte ihn nur an, registrierte aus dem Augenwinkel, wie Resi an einer Ecke von Delphine de Brulées Autogrammtisch die ersten Brunzschildchen auf Pappe schrieb.
    »Du … wofür musst du mich bloß halten.« Er schaute sie an, mit flehendem Blick.
    »Ich hab dich nie für irgendwas … mei … Matt, es is jetzt ned …«
    »Ich … glaub mir, Therese, ich habe Gefühle für dich, aber …«
    »Du gehörst zu Delphine«, sagte sie, so ruhig sie konnte, in dem ganzen Tumult, »mach dir um mich keine Gedanken.« Das hast du ja nie getan, dieser Satz hing in der Luft, und Matt schien ihn auch zu hören.
    »Ich weiß, dass Delphine dir gesagt hat, ich hätte Susn von ihr aus jederzeit besuchen können. Aber das stimmt nicht, glaub mir! Delphine ist in vielerlei Hinsicht ein Engel, aber …«
    Von fern ein Geräusch, nicht zu identifizieren bei all der Musik und dem anschwellenden, erregten Gemurmel über die unverschämten Brunzpreise.
    »… aber sie ist sehr eifersüchtig. Zum Beispiel nach deinem Anruf, als du mir von Susns Hochzeit erzählt hast und

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