Paarungszeit: Roman (German Edition)
dem Chor wie eine stolze Melodie: »Sie ist nicht nur Bürgermeisterin, sie ist Mutter!«
»Eine gute Mutter!«
Was sollte das denn jetzt? Nur, weil sie vorhin zum Turm gefahren war, um Susn zu retten?
Mei, wie sie sich freute, dass Susn wie durch ein Wunder nicht mehr in diesen fischigen Flantsch, sondern in Cedric verliebt war. Ein fürsorglicher, dazu gutaussehender Kamillenteekocher, der außerdem noch klettern konnte und hilflose Frauen aus Türmen rettete. Sauber! Besser hätte sie selbst es nicht planen können für … Kruzifix! Die Hochzeit! Was war mit der Feier im Chez Lutz? Das ganze Restaurant war reserviert, bezahlt war das Fest auch schon, von ihr, Therese Engler, persönlich! Es war Sache der Mutter, und nicht etwa von diesen Flantschs. Sie hatte bereits in geheimer Mission alles geregelt. Und auch noch ein Feuerwerk dazu spendiert. Über dem Mohnauer Hafen. Weil sie wusste, das Madl wünschte es sich. Eine ziemlich kostspielige Überraschung. Aber in letzter Zeit waren ihre Geschäfte gut gelaufen. Und jetzt? Absagen? Feier, Menü, Feuerwerk, alles? Konnte man nicht irgendetwas anderes feiern? Aber was? Susn würde Cedric ja wohl nicht gleich heiraten, und für eine eventuelle Siegesfeier war es auch zu früh. Die Wahl würde genau am Tag danach stattfinden. Und hatte sich nicht vorhin ein, zugegeben, etwas kitschiger Gedanke in Therese Englers Hirn eingeschlichen: dass es im Leben vielleicht doch eher auf die Siege des Herzens ankam?
Von draußen die Sprechchöre. Von nebenan Luciens Musik. Ein zarter Akkord, bedürftig und hoffnungsvoll zugleich, wie eine aufblühende Blume. Aus dem Akkord wuchs eine kleine, tapfere Melodie, sie kannte sie schon, von dem Moment aus dem Gartenzimmer, als sie sich an ihrem Kommunionkreuz hatte festhalten müssen. Und wie im Gartenzimmer überkam es sie auch jetzt, dieses beinahe heilige Gefühl. Als hätte Gott – oder Göttin, wer wusste das schon? – gerade eben ein höchstpersönliches himmlisches Okay gegeben zu allem, was war: zu Musik und Sprechchören, zu sich vergnügenden Staubkörnern im Sonnenstrahl, der durchs Kerkerfenster fiel, zu Butterbrezn, Fredls verkalkter Kaffeemaschine, den Blasen an Therese Englers Füßen und der Bierkuchenrührung in ihrem Herzen. Die man vielleicht Liebe nennen konnte. Und die sich in ihr ausbreitete, warm und kribbelnd, von den Zehen ihrer malträtierten Füße bis hinauf in den Kopf. Sie ließ sich zurücksinken in Fredls plüschige Polster. Es würde sich schon alles finden. Das mit dem Fest. Oder wie es mit ihr und Lucien weitergehen würde. Auch mit Susn. Und den Geschicken Neuenthals. Therese Engler konnte der Zukunft in aller Ruhe entgegensehen. Sie fühlte sich entspannt. Ganz entspannt. Kruzifix. Ja.
Epilog 1
N a los, Therese! Wir warten!« Kein Wunder, dass Christiane Breitner es so eilig hatte. Schließlich war sie die Einzige, die eine gewisse Aussicht hatte, den Test zu bestehen. Resi hatte nur den verschwindend geringen Hauch einer Chance, Franzi nahm eher außer Konkurrenz teil. Was ihr herzlich egal zu sein schien.
»Aufi, Therese, jetza!«, rief sie. Christiane und Resi klatschten rhythmisch, als gelte es, eine Rudermannschaft anzufeuern, hier in Christiane Breitners Arbeitszimmer über der Tauchschule. Also gut. Weg mit dem BH! Liberté, Egalité, Frappé! Irgendetwas stimmte nicht an dem Dritten, dem Kaltgetränk der Revolution, aber Delphine konnte sie nicht fragen, sie war schon mit Matt in der Pension verschwunden.
Es war spät geworden, auch die jungen Leute waren nach dem Feuerwerk verschwunden, nur noch Anderl, Özcan, Lucien und Hartl saßen im Kaminzimmer der Tauchschule, bei einem kleinen Absacker. Und sie, die Weiberleit, hatten sich kichernd hier oben versammelt. Zu ihrem eigenen kleinen Absacker. Was man fast wörtlich nehmen konnte, wenn man sich so umschaute. Mei. Vier Paar Brüste, die schon viel erlebt hatten. Ob Christiane auch wirklich die Tür abgeschlossen hatte? Jesses, sie hätte nie gedacht, dass ihre Wahlberaterin so albern sein konnte! Dass sie kreischend in den See springen würde! Noch dazu in dem rosafarbenen Sissi-Brautkleid, das Susn gehörte. Es war aber auch ein rauschendes Fest gewesen! Ein Fest, das die Negligé-Party vom letzten Jahr endgültig auf den Schattenplatz verwies, der ihr gebührte. Wie gut, dass ihr noch dieses griffige Motto eingefallen war: Fest des Lebens und der Liebe.
Susns Hochzeitskleider hatten sie auch integriert. Allen voran ihr Bruder
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