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Paarungszeit: Roman (German Edition)

Paarungszeit: Roman (German Edition)

Titel: Paarungszeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Brendler
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Tränenschleier, Sektnebel. Sie ging nicht ans Telefon, auch nicht nach dem zwanzigsten Klingeln. Vermutlich lagen sie und Quirin längst im Bett. Einander in den Armen. Ich stürzte den Inhalt meines Glases hinunter, füllte es erneut. Sanft begann der Raum sich zu drehen. Ich spürte, wie betrunken ich war, als ich meine eigene Stimme hörte, die Nefertiti riet, ihre Frustration nicht mit zu vielen Asseln zu kompensieren. Und was tat ich jetzt, kniete ich tatsächlich vor dem Becken und entschuldigte mich für die Vision eines Fischfilets mit zerlassener Butter und Kartöffelchen? Eine Aktion, die Nefertiti, Priya und Xanthippe zu interessieren schien, nebeneinander fächelten sie, dicht am Glas. Ich schaffte es, mich wieder zu erheben, betrachtete den Rest in der Sektflasche, dann wieder die Fischweibchen, die ihre Mäuler auf- und zuklappten, beinahe synchron. Wie der Chor eines Fischmusicals. Oder, als ob sie etwas erwarteten. Von irgendwoher, aus fröhlicheren Gefilden meiner selbst, stieg ein Kichern auf.
    »Auch ’n Schluck? Auf die Männer!« Und kichernd öffnete ich die Abdeckung des Aquariums, goss den Rest Sekt aus der Flasche ins Wasser, damit sie sich Zopodils Balzversagen schönsaufen konnten.

8.
    M ei! Diese Handys! Funktionierten beinahe zu gut. Mindestens nach dem Fünfzehn-Fliegen-mit-einer-Klappe-Prinzip. Schon wieder hatte sie aus Versehen ihr Ohr fotografiert, als sie das Telefon zu fest dagegenpresste. Und wie löschte man die damischen Bilder wieder? Egal! Sie hatte Matt nicht allzu gut verstanden, er rief vom Auto aus an. Unterwegs war er, nach Frankfurt, zu einer Messe. Es klang wichtig. Und trotzdem hatte er angerufen! Um ihr zu sagen, dass er eben auf der Raststätte nach dem Film geschaut habe. Alles sei erhalten, es sei super geworden. Besonders das, was die weiterlaufende Kamera noch aufgenommen habe, das sei Kunst, er beabsichtige, etwas daraus zusammenzuschneiden. Nahaufnahmen von der Brustbehaarung dieses beleibteren Mannes, wie heiße er noch einmal, Strobl? Hier würde sich eine Makro-Bearbeitung lohnen, das sei ja eine ganz eigene Welt, dieser Brustpelz. Dazwischen ein plötzlicher Schwenk über den Himmel, eine Ahnung von erschrockenen Gesichtern, sogar der Schweinekamm sei einmal kurz zu sehen gewesen, als ihr Bruder – das sei vielleicht ein uriger Typ, dieser Hartl! – diesem jungen Schnösel die Kamera entriss und sie ihm in die Hand drückte. Als er ins Auto stieg, habe die Kamera auch noch einmal Gesichter aufgenommen, diese Wut auf dem Gesicht des Bärtigen, als er sich von der Taucherbrille befreite und auf diesen Hartl losging. Danach leider nur noch eine Makroaufnahme des Autositzes, weil er die Kamera ja liegengelassen habe, um aus dem Wagen zu stürzen und sie aus den Armen des Polizisten zu befreien.
    Ha! Der Fredl! Wenn sie nur daran dachte! Natürlich hatte er sie viel zu fest gehalten, dieser Hundling. Zum Glück war sie an seiner breiten Bruce-Willis-Brust sofort wieder zu sich gekommen, hatte Christianes entsetztes »Leonhard! Jetzt hilf ihm doch mal jemand!« gehört, dann Matts Gesicht gesehen, besorgt, nah. Matts Arm um ihre Schultern, seine besorgte Frage, ob ihr schlecht sei. Wie gut es tat, wenn man sich an eine Schulter lehnen konnte.
    Aber ein so offensichtliches Zeichen von Schwäche konnte sich Therese Engler nicht erlauben. Schnell hatte sie Matts schützenden Arm weggeschoben, sich der verzwickten Lage angenommen, zusammen mit Christiane Breitner. Autorität besaß sie ja, die Schnoin. Gemeinsam hatten sie alle wichtigen Fragen geklärt: Wer wen anzeigen wollte wegen körperlicher Angriffe und wegen Kameradiebstahls, wer die kaputte Taucherbrille bezahlte. Ein großer Moment: Jetzt sah Neuenthal, wer regieren konnte – eindeutig Therese Engler. Nicht der geifernde Rumpelstilzchen-Fredl und schon gar nicht der zaudernde Bürgermeister. Nach der Schlichtung des Streits hatte sie Matt erlaubt, sie in die Kaisersuite zu geleiten. Um sich, wie er besorgt anordnete, auszuruhen. Irgendwie war ihr die Kaisersuite angemessener erschienen als ihr eigenes Schlafzimmer. Dort angekommen, hatte Matt es jedoch plötzlich eilig gehabt, er müsse weiter, zur Messe nach Frankfurt, aber er sei bald wieder da, schon wegen Susn und wegen der Plakate und natürlich ganz besonders wegen ihr. So schnell war er davongeeilt, dass sie gar nicht mehr nach dem Film hatte fragen können. Aber jetzt hatte er ja angerufen.
    Therese löste sich vom Balkongeländer, an dem sie

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