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Paarungszeit: Roman (German Edition)

Paarungszeit: Roman (German Edition)

Titel: Paarungszeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Brendler
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Damit sollte die Flantsch erst mal fertig werden.
    »Und der Name fällt Ihnen nicht ein?«
    Wut flackerte im Blick ihrer Tochter. Angst. Oder gar etwas wie … Mordlust?
    Ja, es war vielleicht unüberlegt gewesen, von Delphine de Brulée anzufangen. Aber sie würde diese Klippe schon umschiffen, Susn brauchte ihr nicht noch dauernd verzweifelte Zeichen zu machen.
    »Sie … äh … trinkt auch gern Tee. Aber Kamille, nicht Fenchel.«
    Gut, nicht der beste Ablenkungsversuch. Sie war nicht in Form. Kein Wunder nach diesem Tag. Und der Illenthaler Maibock war vielleicht doch stärker gewesen, als sie gedacht hatte.
    »Können Sie mir denn ein paar Buchtitel von ihr nennen?«
    »Etwas mit … äh … Hochhäusern. Und … Wogen.«
    »Das klingt eher nach Unterhaltungsliteratur.«
    Frau Flantsch kaute auf diesem Wort herum und schaute, als hätte sie etwas Übles gegessen. Wie ungerecht Delphine gegenüber, die Nacht für Nacht auf die Tasten einhämmerte, um Sätze wie Mondstrahlen streichelten ihre Blöße hervorzubringen. Das sollte diese Fencheltee-Schnoin mit ihrem Literaturkreis erst einmal versuchen!
    Susn hatte inzwischen rote Flecken im Gesicht, plapperte hektisch über Sissi-Kleider, sah Therese flehend an. Okay, Gelegenheit zum Themenwechsel, ja, sie begriff den Hinweis, brachte geschickt das Hochzeitsdirndl ins Spiel, das sie Susn natürlich keinesfalls aufdrängen wolle. Was Frau Flantsch denn davon hielte? Trachten seien wieder im Kommen! Na also! Schon folgte eine lebhafte Konversation über Hochzeitsvorbereitungen und -kleider, wobei Frau Flantsch – apropos Tradition! – immer wieder ihr eigenes Hochzeitskleid ins Spiel brachte.
    »Hast du es denn inzwischen probiert, Susn? Ich würde mich so sehr freuen!«
    Wie sie leuchteten, diese roten Flecken im bleichen Gesicht ihrer Tochter, wie sie herumdruckste! Konnte diese Flantsch nicht sehen, dass Susn dieses garantiert hochanständige Kleid nicht wollte? Schließlich erwartete Therese selbst ja auch nicht wirklich, dass Susn das Hochzeitskleid ihrer Mutter anzog, das sicher viel schöner war als der Fummel dieser …
    »Ach? Ihr Hochzeitskleid? Aber Sie sind doch … also … geschieden?«
    Na und? Was machte das denn für einen Unterschied? Abgesehen davon, war sie gar nicht … gaanz ruhig, Therese, reite dich nicht weiter rein. Atme. Sie hatte ihr Kleid doch nur erwähnt, um Susn zu verteidigen. Jetzt musste sie es ausbaden.
    »Freili, geschieden«, sagte sie, so ruhig sie konnte. Warum schauten sie alle so an? Erwartete man noch etwas von ihr? Gründe?
    »Mei. Ja. Die Ehe ist halt ned immer a Zuckerschlecken.«
    Herr Flantsch sah für einen Moment aus, als hätte er gern zustimmend genickt, sein Blick irrlichterte wieder an ihrem Dekolleté entlang, fing sich gerade noch an ihrem Kommunionkreuz. Im letzten Moment verschluckte sie ein kumpelhaftes »Des kennens doch sicher« und fügte ein gefasstes »Aber mittlerweile verstehen wir uns wieder recht gut, mein Ex und ich, er kommt ja auch zur Hochzeit« hinzu. Zum Glück rief Susn in diesem Moment hektisch zum Kaffee, mit gekauftem Kuchen vom Mohnauer Bäcker, von dem das Madl – es hatte abgenommen! – keinen Krümel anrührte, und danach wurde sie endlich entlassen.
    Die Abendluft war mild und schmeckte nach Freiheit. Mei! Wie konnte sie ihrer Tochter nur helfen? Sie lief die ganze Strecke zurück ins Zentrum, und als sie in der Pension ankam, war sie so durcheinander, dass sie dem Kamillentee kochenden Cedric ihre Sorgen anvertraute. So jung er war, der Mann konnte zuhören!
    Das Madl, sagte Therese und schob ihm dabei eine Schale mit Keksen hinüber, sei einfach zu nervös vor dieser Hochzeit, und das mit dem Sissi-Brautkleid sei auch Schmarrn, man könne noch so märchenhaft heiraten, die Ehe sei trotzdem kein Märchen. Eine vielleicht etwas unbedachte Äußerung, die Cedric jedoch verstehend benickte.
    »Weißt, Cedric«, sie nahm jetzt selbst einen Keks, »egal in welchem Kleid und mit welchem Mann, das Madl soll nur glücklich werden. Mehr wünsch ich mir ned!« Mei, wie dieser Junge einen ansehen konnte! Mit diesem wissenden, hellen Blick.
    »Das haben Sie schön gesagt, Madame.« Er nahm den Beutel aus der Tasse und wollte sich entfernen, als sie ihn zurückhielt, ihm die Keksschale in die Hand drückte.
    »Mei, es san die guten, vom Brunnhuber-Bäcker. Und es macht doch sicher Hunger … wenn man so viel schreiben muss.« Er dankte mit einer kleinen Verbeugung, und sie sah ihm nach, bis er

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