Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paarungszeit: Roman (German Edition)

Paarungszeit: Roman (German Edition)

Titel: Paarungszeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Brendler
Vom Netzwerk:
das nicht. Der Flantsch wurde rot und setzte sich wieder neben Susn, die ihn zaghaft anlächelte. Und gleich wieder blass wurde, als Alex Strobl von hinten stichelte: »Das mit dem Bekennen würde ich mir an Ihrer Stelle noch einmal gut überlegen!«
    »Oh nein, Monsieur! Das Misstrauen ist der Feind jeder wahren Liebe!«
    Alle wandten sich um zu dem Rufer aus der dritten Reihe, Therese hörte aufgeregtes Gezischel: »Das ist doch der Regisseur!«
    »Ah geh, a Schmarrn is der, der hat a Scheißhaislfirma!«
    »Die wahre Liebe ist Vertrauen, und vor allem selbstloses Geben«, übertönte der Mann mit der Scheißhaislfirma die murmelnde Menge, aber ein französischer, äußerst erzürnt klingender Redeschwall, durch das Mikrophon über den gesamten Mohnauer Hafen schallend, schnitt Matt das Wort ab. Bevor Therese einschreiten konnte, hatte der Trompeter der Feuerwehrkapelle schon mit schnapsgestärktem Mut den Regler am Mischpult heruntergezogen, und Delphines Ausbruch verstummte jäh. In die folgende kurze Stille brüllte Fredl Weidinger:
    »Ha, geben! Alle gleich san die Weiber! Schlampen sans! Sie gebens sich hin in der Pension Seerose, gebens sich weg, als wärs nix!«
    »Wieso in der Seerose? « Maria zielte mit ihrem Regenschirm in Fredls Richtung. »Die Seerose is a anständiges Haus!«
    »Anständig?«, rief jemand mit hoher Stimme. Ein grauhaariger Mann mit Bart. Wer war das?
    »Hasch hams geraucht, in da Seerose! Alle miteinand!«
    »Weidinger, mach hoit a Razzia!«, brüllte jemand von hinten.
    »Der Weidinger hot ja mitgemacht!«
    Jetzt glaubte Therese, ihn zu erkennen, den grauhaarigen Verräter, ein ehemals schüchterner Junge aus Sonnau. Das Stimmengewirr schwoll an, man wollte mehr wissen, und der Sonnauer packte aus: »Die Maria war dabei, die Toni und die Therese, die ham alle mit der Blockflötn …«
    »A Blockflötn? Hams Alle meine Entchen gspuilt?«
    »Kifft hams! Der Weidinger aa!«
    Mariaundjosef! Schluss! Therese stürzte zum Mischpult, stieß den Trompeter zur Seite und schob den Regler nach oben, bis zum Anschlag, aber bevor sie das Mikrophon an sich reißen konnte, hatte Cedric es schon geschnappt, und aus den Boxen jaulte und pfiff es.
    »Bitte beruhigen Sie sich!«, rief Cedric. »Es geht nicht um Blockflöten oder Kiffen, es geht um Metaphysik, und wenn wir uns bitte alle …«
    »Vor lauter Metaphysik solltest du aber nicht vergessen, deine Versicherung anzurufen, du Westentaschenphilosoph!« Alex Strobl hatte sich durch die Diskutierenden gedrängt, stand jetzt vor der Bühne. »Mein Wagen ist verzogen! Total verzogen! Und er lehnt seelenruhig am Auto und knutscht! Und wollt ihr wissen, mit wem? Mit der Tochter unserer …«
    »Alex, halt die Pappn!« Susn! Aufgesprungen war das Madl wie ein Teufelchen aus der Schachtel! Zum Glück stand Quirin schützend an ihrer Seite, empfahl Alex Strobl ebenfalls, sofort die Goschn zu halten, und auch Cedric stürzte zum Bühnenrand. Delphine war aufgestanden, redete mit Matt, der ihr in all dem Tumult antwortete. Therese registrierte all das nur in den Außenbezirken ihrer Wahrnehmung, sie sammelte ihre Kräfte, griff nach dem freien Mikrophon.
    »Vielen Dank an Delphine de Brulée! So etwas hat Mohnau noch nie erlebt, auch keine andere Stadt hier im Kreis, und die Tourismusinitiative Neuenthal, besonders ich als ihre Vorsitzende …« Mei, was war ihr denn jetzt herausgerutscht? Die Tourismusinitiative Neuenthal wusste ja nichts davon, dass Therese Engler ihre Vorsitzende war! Aber niemand schienen derartige Kleinigkeiten im Moment zu interessieren. Ein Teil des Publikums war noch vollauf mit der Blockflötennacht beschäftigt, Christiane versuchte, Quirin davon abzuhalten, auf Alex Strobl loszugehen, Cedric brüllte Strobl an, sagte ihm, wohin er sich sein Auto und seine Bemerkungen stecken sollte.
    »Nach dieser Erlebnis-Lesung«, fuhr Therese fort, »wartet nun – auch gerade auf Sie, liebe Urlauber – noch ein besonderes Ereignis der Weltmusik: Die Feuerwehrkapelle aus Neuenthal wird nun zusammen mit dem bekannten französischen Musiker …«
    »Des is da Sauhund mit dem Dirndl!«, brüllte jemand von hinten in die aufgeheizte Atmosphäre, und Toni nutzte die Gunst der Stunde: »Den wolln ma ned hörn, jetza kommt der Schleiertanz! Ihr habts scho überzogen!« Auch sie trug schon die Schleiertanzkluft unter ihrem Regenmantel. Was bei ihr weniger gut aussah als bei der Yoga-Ananas-Schnoin. Und das war noch freundlich gedacht. Aber Herrgott,

Weitere Kostenlose Bücher