Paarungszeit: Roman (German Edition)
Zopodil, den Timo zusammen mit der sanften Priya ins Paarungsbecken gesetzt hatte, näher zur Scheibe schwänzelte, einen beinahe mitfühlenden Ausdruck in den Fischaugen.
»Das tust du nämlich nie, Schatz. Du richtest dich immer nach mir und machst, was ich mache, gehst überall mit, wohin ich gehe, dabei interessierst du dich gar nicht dafür.«
Zopodil wedelte mit den Schleierflossen, und die sanfte Priya schwamm heran.
»Du interessierst dich … eigentlich für gar nichts«, sagte Timo. »Nur für mich!«
Was sollte ich dazu sagen? Entgeistert sah ich zu, wie Zopodil seine Flossen spreizte, sein Tutu ausbreitete. Was Priya offensichtlich zu exaltiert war, sie schnappte danach.
»Aber Spatzl …«, begann ich, und Timo sprang auf.
»Spatzl! Spatzl! Immer dieses Spatzl!«
Er hetzte durchs Zimmer, so wie Zopodil jetzt durch das 60-Liter-Becken hetzte, mit wehendem Röckchen, bedrängt von Priya, die offensichtlich nicht auf Dandyflossen stand, sich vielleicht Macho-Tätowierungen und Nieten wünschte. Er habe, sagte Timo, ein wirklich aufwendiges Hobby, das gebe er zu, und er habe mich auch deswegen vernachlässigt, aber das sei es eben … Er stockte. Es komme ihm vor, als sei er, Timo Flantsch, mein einziges Hobby. Und mein Glück. Dies alles … Er zögerte, blieb vor mir stehen. »Es schnürt mir die Luft ab, verstehst du?«
Es sei schon damals so gewesen, als wir zusammenzogen. Deshalb sei er in den Single-Urlaub geflüchtet. Er habe Angst gehabt, an zu viel Nähe zu ersticken. Dann habe er erkannt, wie sehr er mich vermisse. Und auch jetzt …
»Ich … ich schnüre dir die Luft ab? Nur, weil ich mich für dich interessiere? « Ich konnte es kaum fassen. Bei all der Mühe, die ich mir gegeben hatte! Mückenlarven hatte ich gesammelt, lebende Asseln verfüttert! Langsam wurde ich wütend. Wie Priya, die Zopodil durch das Becken jagte. Was sie vorhatte, schien auf keinen Fall eine Thai-Massage zu sein.
»Und ich habe Interessen! Ich schreibe! Ich mache bei einem Seminar mit! Bei …« Kruzinesen! Ich schluckte. Das Seminar konnte ich mir wohl abschminken nach der Knutscherei am Porsche. »Ich hab es dir schon mal gesagt, dass ich schreibe. Und auch, dass ich nicht nach Thailand will. Aber du musstest ja deine Fische filmen! Du hörst mir nie zu. Und … oh mein Gott! Timo, schau, sie zerfetzt ihm ja seine Flossen!«
»So eine Zicke.« Er fischte Priya mit dem Kescher aus dem Becken, setzte sie zu den restlichen Haremsdamen. Die sie feministisch-solidarisch und, wie mir schien, bewundernd umringten. Dann wandte Timo sich wieder mir zu. Obwohl Zopodil so aussah, als brauche er dringend eine Gesprächstherapie. Oder wenigstens ein Bier mit einem guten Kumpel. Das Problem war nur, dass Kampffische keine guten Kumpel hatten. Jedenfalls nicht lange. Timo griff nach meinen Händen.
»Willst du mir vielleicht … äh … was vorlesen, Schatz?«
Zwei Minuten später las ich vor einem verblüfften Fischpublikum und einem sich um Interesse bemühenden Timo aus meiner Ihajeflo-Geschichte, wobei ich die Kussszene vermied und ins Stottern geriet, als Timo den Arm um mich legte.
»Das hast du dir alles selbst ausgedacht?«
Er küsste mein Ohr, während ich noch erläuterte, wie mir die Geschichte eingefallen war, nämlich, als ich … als ich versucht hatte, mich in einen Fisch zu verwandeln. Ich hab jetzt Flossen. Schnell stammelte ich etwas von einem Berg, den ich mir vorgestellt hätte, und Timo murmelte an meinem Ohr: »Norwegen, da gibt es unglaubliche Flüsse … entschuldige, Schatz. Es ist eine schöne Geschichte. Mit so viel Natur!« Schon beschäftigte er sich intensiver mit meinem Ohr, knabberte daran, schob schließlich mein T-Shirt hoch, ohne aufzuhören, mich zu küssen, und ohne sich an den vielen glubschenden Augen zu stören.
»Oh Schatz, ich hab dich so vermisst.« Timo zog mir das T-Shirt über den Kopf, streifte meine BH-Träger nach unten. Seine Hände umschlossen meine Brüste, und ich schwor mir, diesmal nicht den Bauch … als es klingelte. Einmal, zweimal. Pause. Dann noch einmal.
Gina! Und Quirin! Der Pfingstmarkt! Sie wollten uns abholen! Hastig schlüpfte ich wieder in mein Shirt, rannte ins Bad, und fünf Minuten später saßen wir in Ginas Bus auf der Rückbank, Hand in Hand. Floh hatte seine Pärchenphobie anscheinend immer noch nicht überwunden, er hechelte demonstrativ Richtung Fenster. Da Floh nicht allzu viel von gründlicher Mundpflege, Zahnseide, Zungenreinigung, Spülen
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