Pacific Paradise - Boone Daniels 2
sagt, Versicherungsfirmen bringen ihre Leute im Allgemeinen nicht im wahrsten Sinne des Wortes ums Leben … oder doch?
Streich sie mal nicht von der Liste, aber unwahrscheinlich ist es schon.
Er geht in den Sundowner, wo er Not Sunny mit seinem für ihn ungewöhnlich frühen Erscheinen überrascht. Sie lehnt an der Bar und macht ein kleines Nickerchen im Stehen, als das Geräusch der Tür sie aufschreckt, sie sieht Boone und gibt dem Koch ein Zeichen, Boones Standardmahl auf den Grill zu werfen. Sie geht zu ihm und schenkt ihm eine Tasse Kaffee ein.
»Danke«, sagt Boone.
»Gern geschehen.«
»Äh, wie ist dein Name?«
»Not Sunny.«
»Nein, ich meine, wie du wirklich heißt?«, fragt Boone, »nicht, wie wir dich nennen.«
Die Frage überrascht sie. Seit Monaten wird sie während ihrer Schichten im Sundowner Not Sunny genannt und muss tatsächlich erst mal einen Augenblick nachdenken. »Jennifer.«
»Danke, Jennifer.«
»Okay«, sagt sie. »Wie immer?«
»Ja. Nein«, sagt Boone. »Vielleicht ist es mal Zeit für eine kleine Veränderung, Not – Jennifer. Ich nehme … die, äh … Blaubeerpfannkuchen.«
»Blaubeerpfannkuchen?«, fragt Not Sunny Jennifer.
»Sind das frische Blaubeeren?«
»Nein.«
»Ich nehm sie trotzdem.«
»Okay.«
Sie zieht los, um den Koch zu nerven, der die Eier schon in der Pfanne hat.
Boone wendet sich in Gedanken wieder den Verlierern zu.
Wenn Schering Hefley’s die Treue gehalten hat, denkt Boone, dann sind die Hausbesitzer die nächsten möglichen Verlierer. Also suchen wir einen Hausbesitzer, der einen Haufen Schotter zu verlieren hat, weil sein nicht versichertes Haus ins Loch gerutscht ist, oder einen Eigentümerverband.
Also, die südkalifornischen Eigentümerverbände sind für ihre Brutalität und Skrupellosigkeit bei der Durchsetzung ihrer Interessen bekannt, aber trotzdem kann sich Boone nicht so recht vorstellen, dass sie Auftragskiller anheuern, obwohl er furchtbar gerne mal bei einer solchen Beschlussfassung dabei wäre.
»Alle, die dafür sind, Phil Schering um die Ecke zu bringen, heben bitte die Hand. Vorschlag einstimmig angenommen. Kaffee und Gebäck stehen für Sie bereit …«
Er weiß nicht einmal, ob es in dem Bezirk überhaupt einen Eigentümerverband gibt, also nimmt er sich als erste Aufgabe nach dem Verzehr seiner Pfannkuchen vor, zur Stadtverwaltung zu gehen und die Eigentümerfrage zu klären – sich eine Liste der Hausbesitzer zu besorgen und sie daraufhin durchzusehen, ob einer davon in Frage kommt.
Not Sunny Jennifer bringt ihm die Pfannkuchen.
Und eine Rechnung.
»Darf ’s sonst noch was sein?«, fragt sie, als hätte sie sich die Zeile nur mit Mühe einprägen können.
Boone ist ein bisschen verdattert. Als inoffizieller Türsteher und Streitschlichter im Sundowner hat er dort für sein Frühstück seit Jahren keine Rechnung mehr bekommen. Not Sunny Jennifer sieht seinen erstaunten Gesichtsausdruck. Von Angst überwältigt kapituliert sie sofort. »Chuck hat gesagt, wenn du das nächste Mal kommst, soll ich dir eine geben. Eine Rechnung. So wie für Leute, die nicht zur Familie gehören.«
»Mach dich locker. Ist okay.«
»Ich komm mir blöd vor.«
»Musst du nicht«, sagt Boone. Er steht auf, kramt seine Brieftasche raus und lässt genug Geld für die Rechnung und ein großzügiges Trinkgeld liegen. »Du kannst Chuck von mir ausrichten, dass er sich jemand anders suchen soll, der sich ab jetzt darum kümmert, dass hier alles cool läuft. Wo ich nicht erwünscht bin, gehe ich nicht hin.«
Not Sunny Jennifer legt die Stirn in Falten – das ist eine ganze Menge, was sie sich da merken soll.
»Ach, sag ihm einfach Adios«, sagt Boone.
»›Adios‹«, wiederholt sie.
Adios.
113
Grundbucheintragungen bei der Kreisverwaltung zu suchen ist das zuverlässigste Gegengift gegen jegliche mediengesteuerte Anwandlung, als Privatdetektiv tätig werden zu wollen.
Die (traurige) Wahrheit ist, dass ein echter Privatermittler, im Gegensatz zu seinen aus Film und Fernsehen bekannten Kollegen, sehr viel mehr Zeit damit verbringt,Aktenberge zu wälzen, als in seinem Büro Bourbon zu schlürfen, während sich langbeinige Blondinen auf ihm räkeln und darum flehen, ihre Sünden sexuell abbüßen zu dürfen – das Ganze begleitet von den Klängen eines Tenorsaxophons, versteht sich. Wälzen von Unterlagen ist die Hauptarbeit, und noch nie hat Boone dabei ein einziges Coltrane-Riff gehört.
Die Kreisverwaltung ist in einem riesigen
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